28 | Lang Lebe Der Tod

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Quem di diligunt adulescens moritur.
-Jung stirbt, wen die Götter lieben.

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Stellt euch den Tod vor.
Keine Menschen, keine Gefühle.
Nur ein friedliche, dunkle Welt.

Ich wunderte mich, ob es wirklich so simpel war. Da müsste doch noch etwas anderes sein. Sonst könnte man den Tod doch auch einfach als weiteren Schlaf bezeichnen.

Aber da ja niemand wusste, was wirklich nach dem Tod kam- wenn da überhaupt noch etwas kam- hatte man vermutlich das Wort 'Tod' erfunden.

Um dem Unbekannten, ziemlich furchteinflößendem Ende einen Namen zu geben.

Aber nur weil man etwas einen Namen gab, wurde es dadurch nicht weniger unheimlich.

Irgendwann- egal ob nun früher oder später- würde es immer auf einen warten.

Und dann hieß es: Game Over, du verlierst.
Egal wie oft du dem Tod schon von der Schippe gesprungen warst.

Vergessen würde er dich nie.
Denn dem Tod waren alle gleich.

Und er ist der einzige Gott der zu dir kommt wenn du ihn rufst.

Vermutlich hat man an diesem Punkt dann Dinge wie "Himmel" und "Hölle" erfunden.
Um die Menschen und ihren furchtbaren Drang zur (Selbst-)Zerstörung irgendwie unter Kontrolle zu bringen.

Nennt mich naiv, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Konzept definitiv schon viele Menschen von schlimmen Dingen abgebracht hat.

Wüsste man, dass nach dem Tod nichts käme, könnte man genauso gut in seiner Lebzeiten tun und lassen was man will. Ohne jegliche Konsequenzen.

Ich meine, jetzt weiß ich es besser. Aber damals hatte ich ja null Peilung, wo mein ganzes Leben drauf hinauslaufen würde und offen gesagt bin ich ziemlich froh, dass ich es nicht wusste.

Denn wie ich mich kenne, hätte das zweifellos in einer gigantischen, hysterischen Panikattacke mit anschließender Schimpftirade auf Gott und die Welt geendet mit dem einen oder anderen Versuch mich nach Regenbogenland zu verdünnisieren. 

Schon seltsam, wie sehr man sich in so kurzer Zeit verändern kann.

Nicht wahr?

(...)

Ich stapfte nervös die Stufen zu meinem Heim hoch und versuchte mir fieberhaft einen Plan zurecht zu legen, wie ich mit Cains nahendem Besuch weiter verfahren konnte.

Denn richtig schlecht war mir erst geworden als es mir endlich dämmerte, dass ich vermutlich indirekt Beihilfe zu Morden geleistet hatte, weil ich weder Ruvel, noch Lucifer, noch Alciel angezeigt hatte. Geschweige denn es noch wollte.

Meine Hand verweilte für einen Moment auf der Türklinke. Den Moment, als ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte bereits aus meinem Gedächtnis gelöscht. Meine Zähne bearbeiteten in zerstörerischer Inbrunst meine Unterlippe und ich versuchte krampfhaft den Knoten in meinem Magen zu ignorieren.

Dann, endlich, schaffte ich es doch die Tür zu öffnen und mich dem leeren Flur zu stellen der mich begrüßte.

Stille schlug mir entgegen und ich lauschte angespannt nach irgendeinem Lebenszeichen, dass ich auch wenig später bekam, als in der Küche zwei Pfannen scheppernd aufeinander zu stoßen schienen.

Reaper Trials [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt