3.03: "Extreme"

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--- JAHRE FRÜHER... ---

Tessa stapft durch ein ausgebranntes Thornhill, als die Lichtstrahlen der Sonne durch die marode Decke scheinen und die Ruinen des einst so belebten Ortes erhellen. Sie schlendert durch die Hallen, die einst ihre Schule waren und noch so viel mehr für alle anderen Mitglieder ihrer Gruppe in Nighthowl Bay. Ihr Blick wandert auf das zerbrochene Holz, des langen Esstisches, welcher neben der Treppe liegt, zusammen mit einigen ausgeräumten und umgestürzten Regalen, sowie Möbeln. Ihr Blick wandert auf die Initialien die den Tisch einst so besonders machten, während sie ein flaues Gefühl im Magen bekommt. All das, für welches die Stadt und ihre Helden gekämpft haben, ist umsonst gewesen. Jetzt ist nichts mehr als Tod und Dunkelheit über der Stadt eingebrochen. In einem Ausmaß, welches unbeschreiblich ist.

Jedoch erinnert sich Tessa an den Grund ihres Besuches und eilt sofort in den - ebenfalls zerstörten - Wohnbereich der Villa. Sie schaut auf die zahlreichen Regale und die am Boden verteilten Bücher, doch lässt sich nicht beirren.
"Hier muss es irgendwo sein...", flüstert die Parker und legt ihre Hand auf dem an der Wand montierten Regal an. Es scheint so als würde sie die Bretter abtasten und nach etwas zu suchen. Eine lange Zeit ist sie lediglich den Staub am aufwühlen, bis sie etwas bemerkt. Eine kleine Erhebung im Holz. Breit lächelt sie,
"Zuhause ist es am schönsten.", zitiert sie den Zauberer von Oz und drückt die Erhebung ein. Ein Klicken ertönt und ein kleines Fach öffnet sich. Mit weiten Augen starrt sie in einen Safe, in welchem abgelaufene Medikamente stehen und ein paar Bündel Geld liegen. Doch dafür ist sie nicht gekommen, sie ist auf der Suche nach etwas anderem.

Sie schiebt den Krempel beiseite und zieht aus dem Safe einen kleinen Umschlag, mit der Beschriftung '2017'. Das weiche Papier lässt ihr eine Gänsehaut über den Körper fahren, was sie dennoch nicht davon abhält den Umschlag zu öffnen. Sie zieht ein Bild heraus und erblickt ein Foto, welches vor vielen Jahren geschossen wurde. Es ist ein Bild von den jungen Jakob und Finn, welche mit Sandrine Black vor dem damaligen Thornhill-Anwesen stehen. Die Freude in den Augen der Wiederkehrerin ist unbeschreiblich.

--- JAHRE SPÄTER... ---

"Das ist ein Krieg kosmischen Ausmaßes. Ihr dürft dieses Pulver nicht benutzen.", erklärt Vincent, welcher nun mit Jakob und Finn an einem Vierertisch sitzt, im lokalen Rosewood 'Frye Diner'.
"Dafür hast du die Suche nach deinem ultimativen Glück pausiert? Um uns zu sagen was wir zu tun haben? Nachdem was du Joyce angetan hast und zu welchen grausamen Taten du sie genötigt hast, sollten wir dieses Problem ganz anders regeln und keinen billigen Kaffee mit dir trinken.", grummelt Finn mit gesenkter Stimme, so dass die anderen Besucher im Diner keinen Verdacht schöpfen.
"Die Asche des Rubins ist der einzige Weg Hades zu besiegen und unsere Stadt zu retten. Gerade du solltest wissen, wie wichtig es ist die Kontrolle zu haben.", ergänzt Jakob, doch Vince vergräbt sein Gesicht besorgt in seinen kühlen Händen,
"Ich bin nicht stolz auf das was ich getan habe. Aber nur dieses eine Mal müsst ihr mir glauben. Ihr dürft diese Asche nicht einsetzen. Ich flehe euch an."
Jakob und Finn schauen sich verwundert an und können nicht fassen wie verzweifelt der sonst so mächtige Vincent ist. Sie hinterfragen sein Verhalten.
"Du hast deine Kräfte zurück...wenn du nicht wollen würdest, dass wir diese Asche einsetzen, dann hättest du sie uns längst abgenommen.", runzelt Finn seine Stirn und mustert den ehemaligen Autor verwundert. Jakob lächelt breit,
"Außer er kann nicht...du bist nicht in der Lage dazu uns zu kontrollieren.", erklingt die Stimme der Freude in dem Blossom.

Beschämt schaut er auf den flachen Tisch des American Diners. Er beugt sich zu den beiden und schaut sie ernst an - jedoch nicht bedrohlich oder voller Missgunst. Er schaut sie hilfesuchend an.
"Irgendwas saugt an meiner Zauberkraft. Ich war auf dem Weg durch die Welten und habe es gespürt. Es war...es war...so...", stammelt er. Finns Pupillen ziehen sich zusammen. Wenn etwas Vincent Angst macht, dann steht etwas dunkles bevor. Etwas Finsteres.
"Es war...was?", fragt Jakob und bohrt nach. Vince trinkt einen Schluck des Kaffees und leert seine Tasse vollständig.
"Es war wie ein Alarm. Ein Alarm der durch alle Welten drang. Er ging von der Leere aus. Dem großen Nichts, indem Belphegors Tochter gefangen war."
Jakob richtet sich auf,
"Noore? Was hat sie damit zu tun?"
"Nichts. Das ist es ja, es ging nicht von ihr aus, es war der Schatten, der diesen Alarm lostrat."

Finn kennt sich gut mit dem Übernatürlichen aus, aber von einem Wesen, welches den Namen 'Schatten' trägt, hat er bis dato noch nie etwas gehört.

"Es ist das Ding welches die Leere regiert. Die Leere gab es schon immer, sie umschlingt alle Welten und alle Universen die es gibt. Die Menschen bezeichnen sie als Weltall, aber es ist nichts anderes als ein großes Reich. Und sogar ich hatte noch nie etwas mit der Leere zu tun. Ich weiß von ihr, genauso wie die Götter..."

Jakob und Finn hören Vince, ohne ein Wort zu sagen, zu.

"Doch alleine der Fakt, dass es die Leere schon immer gab, beunruhigt mich. Der Schatten ist älter als alle Götter und allen Lebens, welches das Universum je gesehen hat. Und jetzt ist sie wach...während ihr kurz davor steht mit dieser Asche das Raum-Zeit Kontinuum zu verändern. Und es gibt nur eine Gruppe von Menschen, die genauso viel wissen wie wir.", lächelt Vince und scheint nun wütender.
"Das ZSO.", erkennt Finn und schließt seine Augen.
"Ganz genau."
Jakob keucht etwas, aber fängt sich schnell wieder,
"Antoinette sagte, dass das ZSO ihr eine Passage in ein anderes Universum angeboten hat. Sie benutzen Seelen als Energie...und du...du wusstest davon. Die ganze Zeit.", bebt seine Stimme und erinnert sich an die Zeit, in der Vince der Anführer des ZSO's war. Vince nickt.
"Und du hast es zugelassen? Sie entführen Menschen, trennen sie ihr ganzes Leben von ihrer Familie und du hast einfach nur zugesehen? Vincent, sie haben Ortschaften massakriert, Kinder getötet und Familien zerstört. Und das alles nur weil du deinen verfickten Frieden wolltest.", flüstert Finn schockiert, während die Haut des Autors immer bleicher wird.
"Ich...ich wusste nicht, dass sie so weit gehen.", gesteht sich Vince ein und lässt sich in das rote Leder des Dinersitzes sinken. Jakob schüttelt seinen Kopf und betrachtet die Existenz die einst ein mächtiges Wesen war, welches ihm seine Freunde genommen hat. Jetzt ist da allerdings nichts mehr, außer Scham.
"Was hättest du anders gemacht? Wenn du die Chance hättest es zu ändern.", fragt der Blossom ihn theoretisch und sieht wie die Pupillen von Vince sich in seine fressen.
"Ich hätte jeden einzelnen von Euch getötet, bevor ihr hättet ein Wort mit mir wechseln können."

Jakob nickt und realisiert, dass Vince es ernst mit ihnen meint. Denn er weiß, dass er die Wahrheit sagt.
"Das ist die Antwort, die ich hören wollte.", lächelt Jakob und verstaut das Glas mit der Asche in seinem Mantel.
"Wir haben keine Familien zerstört, so wie du. Also verschwinde dahin zurück, wo du hergekommen bist und maße dir nie wieder an uns zu sagen, was wir zu tun haben.", befiehlt Jakob ihn und steht auf. Finn schaut seinem besten Freund beeindruckt hinterher, bevor er das Schmunzeln von Vince bemerkt.
"Was?", fragt der Seed und runzelt seine Stirn.

"Denkt ihr ich weiß nicht von Helen?", fragt Vince und Jakob dreht sich wieder zu ihm um.
"Denkt ihr wirklich, dass ich nicht wüsste was Cecille und Sandrine damals in diesem Außenposten angestellt haben? Wie ruchlos ihr vor Jahren diese armen Schweine in der Kirche abgeschlachtet habt? Ich habe euch immer beobachtet und habe gesehen, wie Ryder seinen Leuten erklären musste, dass ihr Anführer nicht dazu in der Lage war sie zu beschützen. Ihr erinnert euch an diese Menschen als Feinde, aber sie kannten sich jahrelang. Sie hatten Freunde, Familie und Kinder. Genau wie meine Leute vom ZSO. Den einzigen Fehler den sie gemacht haben, war euch zu begegnen.", erklärt Vincent und allmählich beginnt Finn zu nicken.

In ihrer Geschichte war Vincent vielleicht der Böse, aber in seiner und der von vielen anderen Menschen waren sie es. Die mordenden, grausamen und kalten Menschen, welche einen schier endlosen Kampf für das kämpften, was ihrer Meinung nach das Beste war.

Jakob bleibt still stehen und schaut Vince neutral an.
"Leb wohl, Vincent.", sagt er und verlässt das Diner. Finn steht auf und legt einen Fünf-Dollar Schein auf den Tisch.
"Du weißt, dass ich Recht habe. Ich sehe es in deinen Augen.", murmelt Vince leise.
"Das spielt keine Rolle.", antwortet der Seed und geht ebenfalls aus dem Diner heraus.

VENGEANCE - Hölle auf ErdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt