07: "Die Wiederkehrerin"

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Der Mond steht hell am Himmel, während Tessas Füße orientierungslos durch die Straßen von Nighthowl Bay irren. Ihr Kopf dröhnt und die Lichter der Laternen dringen in ihre weiten Pupillen ein. Keine Menschenseele befindet sich um diese späte Uhrzeit noch auf den Straßen, nicht mal ein einziges Auto fährt an Tess vorbei. Zwischen den dunklen Familienhäusern, in denen nirgends ein einziges Licht brennt, steht sie alleine auf der nassen Straße, als der kalte Wind ihr durch die Haare fegt.

"Dad...", keucht sie und ihr laufen weiterhin die Tränen aus den Augen.
"Alles was du mir sagtest...war wahr?", fragt sie ihren Vater und schaut hilfesuchend in den Himmel. Um den Vollmond herum ziehen sich dunkle Wolken die den Himmel schmücken und das sonst so wunderschöne Sternenbild verdecken.
"Antworte mir...fuck, ich brauche deine Hilfe.", fleht sie und hockt sich auf ihre Knie. Sofort spürt sie den harten Asphalt der Straße. Sie schließt ihre Augen und beginnt zu schluchzen.
"WIESO TUST DU MIR DAS AN? ICH WILL DOCH NUR EINEN SCHEIß NEUANFANG, WIESO KAPIERT DAS DENN NIEMAND?!", brüllt sie nun und ihre Stimme hallt durch die stillen Straßen, ohne jegliche Reaktion. Nun verdecken die Wolken auch den Mond.

"Awww.", hört sie das Summen einer weiblichen Stimme hinter sich. Sofort hört die Parker auf zu schluchzen und atmet stark ein.
"Sind diese weinerlichen Augen etwa die einer Glaubenden?", ergänzt die Stimme und Tessa steht auf. Sie dreht sich um und erblickt Joyce in ihrem schwarzen Mantel.
"Du...", keucht Tess und putzt sich die Augen trocken.
"Du konntest es einfach nicht lassen, oder? Die Vergangenheit da lassen wo sie hingehört und deinen Vater die ewige Ruhe schenken.", fragt sie Tessa und stapft mit ihren hohen Schuhen näher an sie heran. Tess runzelt still ihre Stirn.
"Du bist genauso wie er...Johnathan.", flüstert die Montgomery nun.
"Pass auf, du verrücktes Miststück, ich habe heute einen außerordentlich beschissenen Tag, also rate ich dir nicht näher zu kommen.", grummelt Tessa und schaut sie defensiv an. Joyce zuckt überrascht mit ihren Augenbrauen und bleibt stehen. Doch dann beginnt sie zu lachen.
"Oder was? Du attackierst mich mit deinen toughen Sprüchen, oder deinem schlecht geschminkten Eyeliner? Tessa Parker, du bist wirklich etwas besonderes.", lacht sie herablassend und klatscht in die Hände. Tessa beginnt vor Wut zu zittern und ballt ihre Hand zu einer Faust.
"Naja, da heute die Stunde der Wahrheit geschlagen hat, spielen wir mit offenen Karten, nicht?", schlägt sie ihr fragend vor und ignoriert die gemischten Emotionen von Tess vollständig.
"Ich habe nichts mit eurem Hokus Pokus zu tun. Morgen setzte ich mich in den Bus und fahr zurück nach Kansas. Und dann wirst du, oder irgend jemand anderes hier, mich nie wiedersehen.", macht Tessa es ihr deutlich klar und schüttelt leicht den Kopf. Nun kommt Joyce erneut näher,
"Oh, wie süß. Aber das wirst du nicht, wenn dir etwas an dem Leben deines Bruders liegt.", murmelt sie bedrohlich. Tessa reißt ihre Augen auf,
"Du bist doch völlig krank. Wieso willst du das ich hier bleibe? Was hast du davon? Ich werde euer Spiel nicht spielen."

Joyce hebt ihre linke Hand und sofort wird Tessa gegen ihren Willen an die Montgomery herangerissen. Die Schuhe der Parker schleifen über den Boden, während sie ihr immer näher kommt. Direkt vor dem Gesicht der blassen Montgomery senken ihre Füße wieder zu Boden und Joyce greift Tessa kräftig an den Hals.

"Und wie du das wirst. Du hast keine Wahl, Wiederkehrerin. Und anderenfalls...", schmunzelt Joyce und drückt ihre Hand langsam zu, woraufhin Tessa stark zu husten beginnt.
"W...Wiederkehrerin?", kröchelt Tessa, woraufhin Joyce sie loslässt. Tessa fällt zu Boden. Still dreht sie sich um und geht die leere Straße entlang und lässt Tessa zurück.
"W...was meinst du damit? WAS SOLL DAS HEIßEN?!", brüllt Tessa und schaut der Montgomery hinterher, welche im Schatten der Nacht verschwindet...

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Vor einem brennenden Kamin im Gemeinschaftsraum der Boarding School sitzen Michael und Derrick, welche still in die Flammen schauen und bei später Stunde ein Glas Whiskey genießen.
"Pass auf das Blossom die Flasche nicht sieht, sonst sind wir geliefert.", rät Derrick seinem besten Freund und schiebt die Flasche unter die rote Couch. Michael lacht,
"Und wenn schon. Der würde wahrscheinlich mit uns trinken, wenn man bedenkt wie die Situation zurzeit ist."
Derrick stellt sein Glas ab und lässt sich in die Couch sinken,
"Hast du mit ihm über Tessa geredet?"
"Ja.", antwortet Michael kurz.
"Er sagte wir müssen uns weiter an den Plan halten. Derrick, ich will sie nicht belügen. Fünf Jahre lang...Gott, ich weiß ja wie es ist wenn man in diese ganze Scheiße gezogen wird, aber sie verdient die Wahrheit."
Sein Freund nickt und legt seine Füße auf dem tiefen Tisch vor der Couch ab.
"Ich habe mit ihr im Diner geredet und ich kann dir versprechen, dass sie es verkraften kann. Ich habe noch nie jemand so stures kennengelernt wie sie. Ist halt deine Schwester.", lacht er und klopft ihm auf die Schulter.
"Leck mich.", schmunzelt Michael. Derrick greift wieder nach seinem Glas.
"Vermutlich hast du Recht. Alles wird gut.", nickt Michael, bis er Schritte hinter sich hört.

Die beiden Jungs drehen sich um und erblicken Nici, welche mit Tränen in den Augen im Türrahmen des Raums steht.
"Ich brauche deine Hilfe.", schluchzt sie und schaut den schockierten Michael traurig an.

VENGEANCE - Hölle auf ErdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt