Ominis blieb bei mir bis die Dämmerung hereinbrach und half mir meine Sachen zu packen. Ich besaß nicht viel, zwei verzauberte Koffer reichten vollkommen aus. Die Möbel würde ich sowieso zurück lassen. Als wir fertig waren ließ ich meinen Blick ein letztes Mal über die kleine Wohnung schweifen. Vermissen würde ich es nicht. Es war ein Rückzugsort, mehr nicht.
Ein Mittel zum Zweck.
Zuhause hatte ich mich noch nie irgendwo so richtig gefühlt seit meine Eltern gestorben waren und ich in ein Waisenhaus kam, wo ich meine Zeit fristete bis mich Professor Fig fand und mich bei sich und seiner Frau aufnahm. Ich schüttelte den Kopf und trat zu Ominis der sich bereit machte für die Abreise.
„Ich habe auch ein Studienzimmer für dich...", sagte er und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich wollte etwas erwidern, aber er ließ mir keine Zeit zu antworten, da apparierten wir auch schon samt Koffern.„Ominis du hättest mich wenigstens meinen Mantel anziehen lassen können!", brüllte ich ihn an als wir auf dem Feld landeten. Der eisige Wind peitschte mir um die Ohren und ich verschränkte meine Arme, mein ganzer Körper zitterte augenblicklich. Dicke Schneeflocken fielen von Himmel auf uns herab. Auf dem vereisten Boden lagen schon einige Zentimeter Schnee.
Ominis lachte schadenfroh, zog seinen eigenen Mantel aus und legte ihn mir um. Ich hob eine Augenbraue. „Und was ist mit dir??"
Er zuckte mit den Schultern und knöpfte mir den Mantel zu. „Ich komme schon klar. Es ist nicht mehr weit und ich dachte du könntest frische Luft gebrauchen."
Verdammter Ominis. Der Schnee knirschte unter meinen Stiefelsohlen als ich die ersten Schritte in Richtung Feldcroft ging. Alles wirkte so ruhig und friedlich nachts, als hätte dieser Ort vergessen was einmal vor fünf Jahren geschehen war. Ein Schaudern überkam mich bei dem Gedanken.
Ich senkte meinen Kopf und zog den Kragen von Ominis Mantel hoch. Dieser roch nach ihm, eine Mischung aus grünen Äpfeln und Zirbenholz, ein Gefühl von Geborgenheit überkam mich. Ich hatte ihn sehr vermisst. Seine Gesellschaft und diese Ruhe die er ausstrahlte. Damals war er wohl so etwas wie der Ruhepol unserer kleinen Gruppe, er wies uns an vernünftig zu sein oder vermittelte zwischen Sebastian und mir wenn wir uns gestritten hatten oder uns einfach uneinig waren. Oft war er meiner Meinung, sodass es dann wir gegen Sebastian waren.
Er zog seinen Zauberstab hervor und wies mich an ihm zu folgen in das Dorfinnere. Alle paar Meter beleuchteten Laternen die Gehwege und Straßen recht spärlich. Das Dorf war nicht sehr groß, über die Jahre waren vielleicht ein bis drei Häuser dazugekommen. Es hatte ein großes Gasthaus, ein kleinens Lebensmittel-Geschäft und einen Gemischwaren-Laden für Magier, sowie Wohnhäuser mit kleinen Gärten und Feldern. Soweit ich wusste lebten auch nur Hexen und Zauberer hier. Es war abgelegen in den Bergen direkt an der schottischen Küste. Irondale war das nächst größere Dorf, einige Kilometer weiter.
Wir gingen weiter und schließlich vorbei an einem sehr vertrauten Haus. Mein Herz wurde schwer und ich blieb kurz stehen. Meine Hand strich über die kleine Pforte die ein paar Meter vor dem Haus stand. Ob er ab und zu hierher zurück kam? Das Haus sah jedenfalls verlassen aus. Ominis trat an meine Seite. „Er war seit einem Jahr nicht mehr hier. Ich würde nicht weitergehen, Sebastian ist nicht dumm und hat bestimmt Schutzzauber aktiviert.", belehrte er mich und wollte sich umdrehen zum gehen.
Entschlossen stieß ich die Pforte auf und streckte meine Hand zur Haustür aus. Im Hintergrund hörte ich Ominis wie er sich auf dem Absatz drehte und rief: „Lilly, nein!!"
Alte Magie durchströmte erst meine Hand und dann meinen ganzen Körper, begrüßte mich wie eine verlorene Geliebte, beschützte mich vor den verborgenen Zaubern in der Barriere. Vorsichtig trat ich einen Schritt nach vorne und war drin. Ich konnte Sebastians Zauber mühelos überwinden.
Ominis stand auf der anderen Seite und wirkte etwas verzweifelt, lief auf und ab. Ich vernahm seine Stimme nur gedämpft. Er würde kurz klar kommen, dachte ich und ging weiter zum Haus. Mein Kopf dröhnte leicht, die alte Magie zu nutzen zerrte an meinen Kräften aber ich fragte mich wieso ich sie genutzt hatte...
Es war keine absichtliche Handlung, ich dachte nur daran Sebastian nahe zu sein und diese Barriere zu überwinden. Vorsichtig stieß ich die Tür auf und trat in das dunkle, leere Haus. Es war in der Tat verlassen. Die Kälte zog sich durch die Räumlichkeiten. Die Möbel standen an Ort und Stelle, als würde der Besitzer jeden Moment zurückkehren, ein Feuer entzünden und sich niederlassen. Es wirkte wie eingefroren. Sebastian hatte es sehr aufgeräumt hinterlassen.
Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen als ich neugierig in sein Schlafzimmer trat. Ich setzte mich auf sein Bett und strich über die kühlen Laken. Kleine Staubpartikel tanzten in der Luft. Mein Blick wanderte zu seinem Nachtschrank. Dort lag ein Schal. Es musste sein alter Schulschal sein. Ich stand auf und nahm ihn in die Hand. Er sah aus wie meiner, den ich leider verloren hatte. Dieselben Farben, derselbe Stoff, sogar dasselbe kleine Loch neben dem Wappen vom Hause Slytherin...
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Das war mein Schal. Wie kam der hierher? Kurzerhand steckte ich ihn in die Manteltasche und verließ das Haus. Ominis lief immer noch auf und ab und redete mit sich selbst. Das tat er immer wenn er nervös war. Augenblicke später stand ich wieder neben meinem alten Schulfreund. Die Barriere war erneut kein Problem für mich. Ominis war eindeutig wütend auf mich. „Ich habe mir Sorgen gemacht, wie konntest du wissen, dass du Zugang erhältst? Ich habe vor Monaten versucht reinzukommen..."
Ich zuckte mit den Schultern und machte Anstalten weiter zu gehen. „Ich wusste es einfach.", antwortete ich gelassen.
Ominis verdrehte genervt die Augen und hakte sich bei mir unter. Wir gingen schließlich weiter.
„Ich glaube er hat mich ausgeschlossen, dich aber nicht. Er hat gehofft du kommst zurück und würdest hierher finden.", vermutete Ominis nach ein paar Metern.
„Ich weiß es nicht...", murmelte ich, lies meine freie Hand zurück in die Manteltasche wandern und drückte meinen Schal. Warum hatte er ihn und warum lag er hier im alten Haus?
Nach ein paar weiteren Minuten kamen wir am Fuß eines Hügels an. „Dort oben wohnst du?!", brach ich ungläubig hervor. Ominis grinste. „Hübsch, habe ich mir jedenfalls sagen lassen."
Es war ein schönes, dunkles Herrenhaus mit großen Fenstern, einem Brunnen und einen kleinen Garten in einem Vorhof. Von dort aus hatte man die perfekte Sicht auf Feldcroft.
Einladendes Licht strahlte zu uns herunter und ich konnte es kaum erwarten ins Warme zu kommen. Der Ort kam mir seltsam vertraut vor, als wäre ich bereits einmal dort gewesen, zu einer anderen Zeit.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, geleitete Ominis mich und mein Gepäck zum Haus.
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Holding on to You (SebastianXMC)
FanfictionTriggerwarnung: Gewalt, Sex, Alkoholkonsum, selbstzerstörerisches Verhalten, Schimpfworte Enthält außerdem Spoiler für die Story von „Hogwarts Legacy" Das Slytherin-Trio, berüchtigt seit der fünften Klasse und unzertrennlich. Ein paar Jahre nachde...