Am nächsten Morgen brachen Sebastian und ich gegen Mittag nach London auf.
Ich hatte in dieser Nacht kaum geschlafen.
Die Ereignisse des Vortages ließen mich schlecht träumen. Auch wenn Sebastian die ganze Nacht bei mir war, immer wieder kreisten meine Gedanken um Isidora und die Hüter. Wie ein Schatten verfolgte sie mich in meinen Gedanken. In jeden Winkel den ich versuchte zu fliehen in meinem Kopf, dort wartete sie bereits auf mich und flüsterte mir schreckliche Dinge zu.
Ich fühlte mich gefangen in meinem eigenen Geist. Erst als Sebastian mich fest in den Arm nahm, auf mich einredete, beruhigte ich mich und konnte ein wenig schlafen.Ominis sorgte dafür, dass wir präsentabel waren und gab uns zusätzlich Tipps wie wir uns in der gehobenen Gesellschaft benehmen sollten und wirken als wären wir ein Teil der Londoner High-Society.
Sebastian passte gerade so in einen dunkelgrünen Anzug von Ominis mit dazugehöriger Weste und silbernen Akzenten. Er war schlicht aber sehr hochwertig und elegant. Das der Anzug ein wenig zu kurz war, kaschierten wir elegant mit passenden Socken und einem schwarzen Hemd. Schließlich setzte Ominis Sebastian noch grinsend einen passenden Zylinder in schwarz auf.
„Wozu das Ganze?", knurrte Sebastian genervt als wir im Foyer des Hauses standen und er an seinem Anzug zog. Ich konnte in seinem Gesicht sehen wie unwohl er sich in solcher Kleidung fühlte, was schade war, denn er sah wirklich gut aus.
„Weil es Spaß macht? Wir wollen doch nicht auffallen.", antwortete ich kichernd und wedelte mir Luft mit einem schwarzen Spitzen-Fächer zu während ich mein Kleid glatt strich. Der Stoff war weich und sah sehr elegant aus, denn er war nicht zu stumpf und nicht zu glänzend.
Ich entschied mich für einen royal blauen Farbton mit schwarzen Spitzen-Details und silbernen Knöpfen. Der Ausschnitt des Kleides zeigte meine Schlüsselbeine und ein wenig meiner Brust, die Ärmel allerdings waren lang, so wie ich es bevorzugte.
Gemeinsam sahen Sebastian und ich aus wie ein perfekt aufeinander abgestimmtes Paar. Wir waren bereit für die Suche nach Rosés Anwesen.
„Ich wette ihr sehr großartig aus.", murmelte Ominis und lächelte. Er verbeugte sich vor mir, nahm meine Hand und küsste sanft den Handrücken. Seine Lippen fühlten sich kühl und gleichzeitig weich an, wie Seide auf nackter Haut.
Eine Röte legte sich auf meine Wangen und betonte den Rouge auf meinen Wangen noch mehr.
Zu diesem Anlass hatte ich mir ausnahmsweise ein wenig Make Up aufgetragen, auch wenn es nicht viel war. Meine vollen Lippen waren in einem rosigen Pfirsich Ton bemalt, passend zu meinen Wangen.
Ich machte einen verspielten Knicks. „Mister Gaunt, wir wären soweit."
Sebastian kam näher nachdem er sich zurecht gezogen hatte und flüsterte mir in mein Ohr: „Du siehst wunderschön aus, Darling."
„Danke, du siehst aber auch nicht schlecht aus.", entgegnete ich grinsend.
Beide Männer nahmen einen Arm von mir und hakten sich bei mir ein.Wir apparierten zu dritt nach London, in eine Ecke der Stadt wo unser plötzliches Auftauchen keinen Muggel irritieren würde.
An einer anderen Ecke verließ Ominis uns um zum Ministerium zu gehen. Er verabschiedete sich mit knappen Worten und wünschte uns viel Erfolg.
Wir waren also schnell auf uns alleine gestellt.
Mit einem meiner Lieblingszauber Revelio suchten wir in der nobelsten Gegend, die ich kannte, nach Rosé Ashwoods Anwesen.
Was wir fanden, überraschte uns.
Es war kein Anwesen wie das der Ashwoods, aber auch nicht so klein wie mein ehemaliges Apartment.
Es war auch nicht verhext zum Schutz.
Rosé Ashwood lebte völlig ungetarnt und offensichtlich unter Muggeln.
„Geniale Tarnung, wenn man es sich recht überlegt.", kommentiere Sebastian als wir vor einer schwarzen Tür standen, welches zu einem schwarzen, schmalen Gebäude gehörte mit geschätzten drei Stockwerken.
Kein Garten, links und rechts waren direkt andere Gebäude.
Zögerlich klopfte ich an der Tür und wartete ab was geschah.
Eine junge, sehr schlanke Frau in einer schlichten blauen Uniform mit kurzen blonden Haaren machte auf und musterte uns kritisch. „Wie kann ich Ihnen helfen?" Ihre braunen Augen funkelten gefährlich.
„Mein Name ist Lilly Wil- ich meine - Morganach."
Ich versuchte so selbstbewusst wie möglich zu klingen. „Wir sind zum Tee eingeladen. Meine Tante erwartet uns bereits."
Der Blick der Frau wurde noch finsterer aber sie trat beiseite. „Bitte, kommen Sie herein Miss Morganach. Lady Ashwood befindet sich in der Wohnstube."
Sebastian und ich traten ein und gingen durch einen schmalen Flur direkt in einen runden Raum mit hohen Fenstern. Er war komplett weiß gehalten, bis auf viele altrosanen und waldgrünen Akzenten. In der Mitte des Raumes vor den großen Fenstern waren einige Sessel und eine große imposante Couch auf der sie saß. In einem langen aber schlichtem dunkelgrünem Kleid mit einer hellgrünen Schleife unterhalb ihrer Brust saß meine Tante und trank unbekümmert eine Tasse Tee.
Ihre roten Locken trug sie offen und lediglich zur Seite drapiert, sodass sie ihr von einer Schulter nach vorne hingen.
Als sie uns sah stand sie freudig auf, ging auf mich zu und schloss mich in die Arme. Ich sah Sebastian irritiert an aber dieser lächelte uns selig an. „Du unglückliches Kind.", hörte ich sie murmeln.
„Willkommen meine Liebe, wen hast du mitgebracht?", fragte sie mich neugierig als sie mich wieder los ließ.
„Sebastian Sallow, Miss Ashwood. Lilly und ich sind gemeinsam zur Schule gegangen."
Sebastian wurde gut erzogen, er stellte sich höflich vor und gab meiner Tante einen Handkuss. Diese lachte herzlich über seine Geste. „Sei nicht so förmlich, Sebastian. Bitte nenn mich Rosé, Miss Ashwood war meine Mutter. Setzt euch."
Sie rief nach ihrer Angestellten und ließ noch mehr Tee und feines englisches Gebäck bringen. „Das ist Sarah, meine Haushälterin für dieses Haus. Sie lebt hier mit ihrer kleinen Tochter. Ihr Mann hat sie furchtbar misshandelt also habe ich sie hier aufgenommen, ihr einen Job gegeben und beschütze sie vor diesem Bastard."
Ich wusste nicht worüber ich mehr überrascht war, dass meine Tante die aus einer so radikalen Reinblüter-Familie kommt einen Muggel bei sich aufnahm oder das sie fluchen konnte. Ihr perfektes Aussehen und die perfekte Haltung ließen mich zu erst denken sie wäre eine perfekte Tochter aus gutem Hause die niemals etwas Böses tun könnte. Aber Lucius erzählte bereits das man sich von Rosé nicht täuschen lassen sollte. Offenbar hatte sie aber ein gutes Herz.
Sebastian saß neben mir, jederzeit bereit mich zu beschützen. Ich spürte wie angespannt er war aber er zeigte sich von seiner besten Seite, war höflichh und saß kerzengerade.
„Aber genug von mir, Lilian du hast bestimmt Fragen."
Ich nickte, holte tief Luft und erzählte ihr alles.
Von meiner Kindheit, die Zeit im Heim, meiner Schulzeit und den Ereignissen in Hogwarts. Ich beendete meine Erzählung mit den aktuellsten Ereignissen und wie Lucius und ich zueinander fanden.
Rosé Ashwood gab einem das Gefühl, man könnte ihr die tiefsten Geheimnisse dieser Welt anvertrauen und sie würde alles für sich behalten.
Sie hörte sich alles ruhig an während wir Tee tranken, genauso wie Sebastian mich hin und wieder fasziniert ansah, besonders als ich von meinen Jahren nach der Schule erzählte, spürte ich seinen betroffenen Blick auf mir ruhen.
Zwischendurch legte er seine Hand auf meinen Rücken und strich am Korsett entlang.
Zuerst war mir das vor meiner Tante unangenehm, aber ich sah wie sie ihn anlächelte als sie es bemerkte, das beruhigte mich.
„Du bist eine erstaunliche junge Frau, genau wie deine Mutter.", seufzte Rosé nach dem ich geendet hatte.
Noch bevor ich hätte fragen können, erzählte sie mir von ihr.
„Dein Vater, mein ältester Bruder, erzählte mir sehr früh von ihr. Das er eine faszinierende junge Frau mit schwarzen Haaren und den schönsten Augen die er je gesehen hat kennengelernt hat. Aber sie wollte ihn zuerst nicht. Sie war in gewisser Weise sehr verschlossen und er wusste das sie ein Geheimnis hütet. Er fand es sehr lange nicht heraus weil sie Angst hatte, aber sie verliebte sich doch in ihn." Ein trauriges Lächeln huschte über ihr schönes Gesicht. „Er verliebte sich zuerst aber sie verliebte sich stärker. Sie hat ihn angebetet und er sie."
Meine Tante schüttelte ihren Kopf als würde sie nicht mehr daran denken wollen.
„Bis vor kurzem wusste ich nicht warum, ich dachte es lag an unserer Familie meine Mutter mochte sie nicht aber schätzten ihre magischen Fähigkeiten sehr. Sie hatte immer gehofft das die Enkel wenigstens starke Magier werden. Wenn ich dich und Lucius so betrachte, hatte meine Mutter in einer Sache recht - euer Talent ist nicht vergleichbar."
Verlegen sah ich zu Seite und nippte an meinem Tee.
„Was meinst du mit bis vor kurzem?", fragte Sebastian skeptisch.
Sie stellte ruhig ihre Tasse ab. „Sarah, magst du mir bitte die Dokumente bringen die ich im Arbeitszimmer bereit gelegt habe?"
Wie ein Schatten tauchte Sarah auf, machte einen eleganten Knicks und verschwand dann wieder.
„Ich habe die Kontakte meiner Familie ausgenutzt und einiges herausgefunden über eine Organisation die ein gewisser Bakar leitet. Eigentlich wollte ich mit Lucius darüber reden aber er ist momentan nicht, sagen wir, abkömmlich." Ein Grinsen umspielte ihre Lippen.
„Bis vor kurzem wusste ich nicht das du noch am Leben bist Lilly. Als unsere Familie den Kontakt verloren hat, haben wir versucht dich zu finden, aber vergebens. Meine Mutter war davon überzeugt, dass du tot sein musst."
„Ich verstehe."
„Alles was ich weiß ist, dass sie die Anwender alter Magie auslöschen wollen, weil sie der Meinung sind das niemand so eine große Macht besitzen sollte. Eine radikale Gruppe von Zauberern."
Es war Sebastian der meine Gedanken aussprach und meiner Tante erzählte: „Bakar. Wie San Bakar? Einer der Hüter??"
Meine Magen drehte sich augenblicklich um.
„Das kann nicht sein, er war ein Hüter!", rief Sebastian empört.
„Liebes, du weißt nicht was mit Menschen passiert wenn sie fest davon überzeugt sind das richtige zu tun.", seufzte meine Tante.
„Sie gehen über Leichen für ihre Überzeugungen."
Ich musste an meinen Bruder denken, der mindestens genauso radikal eingestellt war wenn es um seine Ziele ging.
„Danke, Rosé.", bedankte ich mich leise.
„Nichts zu danken, was wirst du damit anfangen?"
Ich ballte meine Fäuste und sah aus dem Fenster. „Meine Eltern waren intelligente Menschen. Sie wurden überrascht und hatten keine Ahnung. Dieses Mal ist es anders, ich werde sie finden und ihnen zeigen was ein Anwender der alten Magie wirklich anrichten kann."
„Gut gebrüllt, Löwe."
Rosé lächelte schief während Sebastian und ich erschrocken herumfuhren.
Da stand er, lehnte lässig am Türrahmen mit verschränkten Armen und grinste uns an. In seinen Händen die Papiere die Sarah eigentlich bringen sollte.
„Lucius was machst du denn hier?", fuhr ich ihn an.
„Eine glückliche Fügung, würde ich behaupten. Ich habe das der lieben Sarah einmal abgenommen, liebste Tante."
Mit diesen Worten legte er ihr die Dokumente hin. „Liebster Neffe, du sollst mich nicht so nennen, das weißt du ganz genau."
„Sie hasst es Tante genannt zu werden, sie sagt das lässt sie alt wirken.", erklärte Lucius in meine Richtung als er sich neben sie fallen ließ und ein Sandwich vom Tisch nahm.
Rosé nahm sich die Dokumente und reichte sie Sebastian. „Du scheinst mir ein intelligenter junger Mann zu sein, du wirst bestimmt schlau aus diesen Papieren."
Sein Gesicht hellte sich plötzlich auf als er eine Aufgabe bekam und nahm sie dankbar entgegen.
„Ich würde die gerne in Ruhe durchgehen.", teilte er uns mit während er die Dokumente überflog.
„Wunderbar ihr könnt gerne hier bleiben.", entgegnete Rosé freudig. Sie wirkte wie jemand der sich sehr über Besuch freute.
Lucius und ich tauschten wütende Blicke aus.
„Oh, schlechte Stimmung?"
Sebastian lachte bitter. „Sie haben sich gestritten, aber wisst ihr was? Ich habe da vielleicht eine Idee für euch beide während ich das hier durchgehe..."
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Holding on to You (SebastianXMC)
FanfictionTriggerwarnung: Gewalt, Sex, Alkoholkonsum, selbstzerstörerisches Verhalten, Schimpfworte Enthält außerdem Spoiler für die Story von „Hogwarts Legacy" Das Slytherin-Trio, berüchtigt seit der fünften Klasse und unzertrennlich. Ein paar Jahre nachde...