Kapitel 9 - Konfrontation

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POV - Sebastian

An einem warmen Sommerabend lag ich draußen im Gras und beobachtete wie die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont verschwanden. Es war noch sehr warm draußen, trotz dass die Sonne langsam verschwand.
Ich liebte den Sommer eigentlich. Früher hatte ich ihn hier mit meiner Familie verbracht, bevor meine Eltern starben. Dann waren es nur noch Anne, Ominis und ich. Wir verbrachten Stunden draußen im Freien, erkundeten alle möglichen Höhlen, spielten am Strand oder experimentierten mit den unterschiedlichsten Zaubern. Anne war von uns schon immer die Begabteste gewesen. Im Sommer wollte sie auch weiterhin fleißig für die Schule lernen und bettelte Solomon oft an uns neue Dinge beizubringen, damit sie im nächsten Jahr damit glänzen konnte schon so viel zu wissen. Als ich allerdings Anne und meinen Onkel verlor, war es Lilly die mit mir und Ominis über den Sommer hier war.
Sonnenuntergänge erinnerten mich immer an sie. Lilly liebte es stundenlang darauf zu warten, dass die Welt still wurde und alles in diese beruhigende Dunkelheit tauchte, das sagte sie jedenfalls immer. Niemand den ich kannte sah die Dinge, so wie sie. Sie hatte diese seltsame Eigenschaft in all den Dingen, die anderen Menschen Angst machten, einen Funken von Schönheit oder guter Absicht zu finden. Vielleicht war es sogar genau das, was ich von Anfang an so faszinierend an ihrer Persönlichkeit fand.  Sie schien vor nichts Angst zu haben und egal wie verrückt oder dumm meine Ideen waren, sie war immer da für mich und versuchte eben genau das Gute in meinen Absichten zu sehen. Ich dachte oft darüber nach, wie ich mich damals verhalten hatte ihr gegenüber. Jetzt wo ich erwachsen war, sah ich die Dinge ganz anders und verstand endlich was Lilly mir damals schon sagen wollte. Das wurde mir bereits bewusst als wir länger getrennt waren.
Ich erinnerte mich an mein erstes Gespräch was ich mit Ominis alleine führte, nachdem Lilly nach Hogwarts zurück ging.

Wir saßen draußen im Garten auf einer Holzbank, die neben dem Brunnen stand, welche eine perfekte Sicht auf Feldcroft bot. Wir tranken Butterbier, was er nach Feierabend mitgebracht hatte. Ominis saß entspannt neben mir mit geschlossenen Augen und ließ sich die Sonne in sein blasses Gesicht scheinen.
Ich beobachtete schweigend das Dorf, bis Ominis endlich etwas sagte. „Sebastian. Was ist das zwischen euch?"
Natürlich wusste ich ganz genau, was mein bester Freund damit meinte. Früher oder später musste die Frage kommen.
Immerhin wohnten wir bei ihm und er bekam einiges mit, auch wenn wir manchmal dachten wir wären alleine, aber er dann plötzlich doch in der Tür stand. Ominis konnte sich so leise wie eine Schlange bewegen wenn er wollte, was mir manchmal etwas gruselig vorkam.
„Ominis, ich weiß es nicht. Es vergeht nicht einen Tag an dem ich nicht daran denke, was das zwischen uns ist."
„Weißt du, reden hilft da vielleicht, statt ständig nur miteinander zu schlafen.", bemerkte er spitz. Ich verdrehte daraufhin nur die Augen und antwortete: „Ich weiß, aber es schien nie der richtige Zeitpunkt, immer war etwas los und dazu kommt, dass ich nicht die richtigen Worte finde um ihr zu sagen was ich für sie empfinde..."
„Das kaufe ich dir nicht ab. Du bist so gut darin einfach darauf los zu quatschen.", konterte Ominis und trank einen Schluck.
„Komm, Sebastian. Erzähle mir einmal was du wirklich über sie denkst. Sprich dich aus, ich bin mir sicher du findest die richtigen Worte. Außerdem sind wir beste Freunde, früher hast du mir auch alles erzählt.", forderte mein bester Freund mich auf.
Ich atmete tief ein und wieder aus, trank einen gewaltigen Schluck Butterbier und fing, wie gefordert, einfach an zu erzählen:
„Der Moment, in dem ich mich in sie verliebt habe...
Ich sah etwas in ihr, aber ich wusste nicht was es genau war.
Ich glaube es fing an als wir uns das erste Mal duellierten, in Hecats Unterricht. Das war in den ersten Tagen des fünften Schuljahres. Als wir uns aufstellen sollten und unsere Blicke sich das erste Mal trafen, etwas in ihren Augen wirkte förmlich elektrisch. Du konntest es ihr ansehen, sie hatte sich definitiv bereits duelliert, obwohl sie später das Gegenteil behauptete.
Ihre Bewegeungen waren perfekt, sehr elegant und flüssig, wie die einer erfahrenen Kämpferin.
Sie hat sich nicht mit mir duelliert um zu gewinnen, sie hat mit mir gespielt. Aber es gefiel mir. Ich fühlte mich plötzlich wieder wie ein Erstklässler, so fasziniert von der Zauberkunst eines Anderen.
Seit diesem Tag wollte ich ihr nahe sein. Zuerst habe ich geglaubt, dass ich bloß mit ihr befreundet sein wollte. Ich dachte wirklich ich könnte einen so starken Freund gut gebrauchen und das ich ihr irgendwie helfen konnte. Nach der Sache mit dem Skryptorium wurde alles irgendwie verworren. Alles passierte so schnell, ich hatte das Gefühl aus der Sache nicht mehr rauszukommen also nutzte ich sie aus und das Schlimmste daran war, ich wollte es.
Mir war klar, dass sie aus irgendeinem Grund immer sehr bemüht war mir zu helfen, auch nach allem was ich ihr antat. Ich nahm sie und alles was sie tat als viel zu selbstverständlich an. Später wurde mir bewusst, sie tat es nicht nur für Anne. Sie tat es für mich."
Ominis nickte langsam, sah in meine Richtung und lächelte. „Vergiss nicht was du zu mir gesagt hast am ersten Abend, nachdem sie zu uns an die Schule kam." Wie konnte ich das jemals vergessen?
„Da habe ich sie nur von Weitem gesehen und dachte sie ist das schönste Mädchen was ich je gesehen hatte. Ich hätte zu dem Zeitpunkt nie gedacht, dass wir uns je so nahe stehen würden. Aber nach unserem Duell, dem Ausflug nach Hogsmeade und allem was danach passiert ist, wurde mir irgendwann klar, dass ich mich irgendwann in sie verliebt hatte. Aber ich war so unsicher ob sie dasselbe für mich empfand. Zusehen zu müssen wie andere Typen sie angesehen haben und als sie mit diesen arroganten Sucher von Ravenclaw ein paar Mal ausging. Ominis ich war so eifersüchtig, ich wusste nicht was ich tun sollte."
Ominis lachte bitter bei dieser Erinnerung. „Ich erinnere mich. Du hast alles dafür getan ihn zu vergraulen und sie dann getröstet als er sich nicht mehr mit ihr treffen wollte, weil ihr bester Freund ihn nicht ausstehen konnte."
Ich sah zu Ominis, der mit einem weiteren Zug sein Getränk leerte. „Er war ein Arschloch und sie wollte das nicht einsehen. Ich habe ihm ja nichts getan, lediglich klar gemacht, dass er nicht gut genug für sie war.", murmelte ich verlegen.
Nach einer kurzen Pause des Schweigens fuhr Ominis fort: „Sebastian, du solltest wirklich mit ihr reden. Ich mache das mit euch beiden jetzt seit über fünf Jahren mit. Es ist so offensichtlich was ihr beide für einander empfindet. Ihr schlaft miteinander aber könnt euch nicht sagen, dass ihr euch liebt? Ihr seid beide wirklich stur und wartet darauf, dass der andere den ersten Schritt macht. Aber du bist nicht schlecht darin zu sagen was du wirklich fühlst. Vielleicht solltest du ihr genau das erzählen, was du mir heute erzählt hast. Du kannst sie nicht ewig hinhalten, sonst kommt irgendwann ein anderer Mann und du wirst sie verlieren."
Ominis sah in Richtung Himmel und schloss die Augen erneut. Der Wind wehte leicht. Es war eine erfrischende Brise an diesem heißen Sommertag. Ich beobachtete mit einem Seitenblick meinen Freund und fragte mich ob er sich selbst meinte in seinem letzten Satz. Auch wenn beide mir versicherten, dass der Kuss zwischen ihnen nichts bedeutete, machte ich mir doch Gedanken ob zwischen den beiden nicht doch mehr als Freundschaft war. Ominis und ich teilten eigentlich nicht denselben Frauengeschmack aber mir war auch bewusst, dass Lilly immer etwas Besonderes sein würde. Für uns beide. Ich ertrug den Gedanken nicht auch nur einen von beiden für immer zu verlieren.

Holding on to You (SebastianXMC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt