Kapitel 16 - Isidora Morganach

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Isidora nickte uns beiden zu. „Hallo Lilly, hallo Lucius. Ich habe auf euch gewartet."
Irritiert sah ich sie an. „Wie ist das möglich? Und woher kennst du unsere Namen?"
Lucius trat näher an meine Seite. „Der Spiegel ist mit alter Magie verhext, das musst du doch gemerkt haben."
Ich rollte mit den Augen. „Natürlich du Besserwisser, aber ich dachte es wäre nur ein Portal in zwei Richtungen, erschaffen durch alte Magie, nicht mehr und nicht weniger."
Isidora hob langsam die Arme etwas an um uns zu signalisieren nicht zu streiten.
„Ihr erinnert mich an mich selbst und meinen Bruder. Ich konnte euch hören, durch den Spiegel und das über viele Wochen und Monate."
Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Dies war mein liebster Spiegel. Deswegen habe ich ihn zu einem Portal gemacht um von meinem Haus besser nach Hogwarts zu kommen, durch den geheimen Raum von dem nur ich und meine beste Freundin, Astoria Gaunt, etwas wussten.
Der Spiegel ist also, wie Lucius gesagt hat, voller alter Magie und deshalb ist wahrscheinlich auch ein Fragment meiner Selbst enthalten."
Ich dachte nach. Astoria Gaunt. Es war also kein Zufall, dass die Gaunts von der Krypta wussten. Ein wohl gehütetes Geheimnis über Generationen.
„Also ein Horkrux?", hakte ich nach. Ich stieß vor nicht allzu langer Zeit mit Sebastian auf ein Buch aus der verbotenen Abteilung, zu der ich jetzt jederzeit Zugang hatte, was Sebastian als ziemlich unspektakulär, bezeichnete. In diesem Buch stand ein Menge über sehr dunkler Magie, unter anderem Horkruxe.
Sie schien einen Moment zu überlegen, ehe sie antwortete: „Horkruxe bestehen aus sehr starker, dunkler Magie, nein so etwas ist es nicht. Es hat mehr mit unserer Fähigkeit, der alten Magie, zu tun. Portale zu erschaffen, Fragmente unserer Erinnerungen oder gar unserer Selbst zu erschaffen. Aber ich fürchte meine Versuche reichten nur für das hier aus. Nur ein Anwender alter Magie wäre in der Lage diesen Spiegel zu benutzen und mich zu finden, den letzten Bruchteil meiner Selbst."
„Du wusstest, sie würden dich finden und alles dafür geben dich aufzuhalten.", bemerkte ich bedrückt.
Erneut lächelte sie uns traurig an. „Ja. Sie zerstörten meine Porträts und versuchten alles zu verstecken was mit mir in Verbindung gebracht werden konnte. Niemand fand, Merlin sei Dank, diesen Spiegel, bis zu dem Zeitpunkt vor ein paar Jahren als Lilly ihn hier entdeckt hat."
Ich überlegte. „Als ich nach Spuren von dir gesucht habe, im fünften Schuljahr da kam ich mit Sebastian das erste Mal hierher."
Lucius musterte mich von der Seite. „Du hast mir nie erzählt was alles genau passiert ist."
Entschuldigend schüttelte ich den Kopf. „Ein anderes Mal. Ich möchte mit Isidora sprechen. Ich habe Fragen."
Ich sah ihr in die Augen. Dieselben Augen die ich sah wenn ich in den Spiegel blickte.
„Du weißt es oder?", fragte ich sie leise.
„Das ihr meine Nachfahren seid? Ich konnte es mir denken. Schließlich haben wir gewisse äußerliche Ähnlichkeiten."
„Wie-?"
„Ich lernte einen Mann kennen auf meinen Reisen und er begleitete mich zurück in meine Heimat als ich Professorin in Hogwarts wurde." Isidora zeigte auf das Haus.
„Nach meinem Tod, bereute ich nicht mehr für die Nachwelt festgehalten zu haben. Ich starb leider bevor meine Tochter ihre Magie entdeckt hat, sie war meine ganze Hoffnung. Eine Hoffnung das diese Fähigkeit vielleicht vererbt werden konnte.
Also musste ich warten, warten auf den nächsten Anwender um zu erfahren was passiert ist seit dem. Versteckt im Spiegel, unfähig etwas anderes zu tun außer zuzuhören und zu warten."
Ich spürte wie Lucius Körper sich anspannte. „Und? Ist etwas passiert?"
Isidora sah ihn kurz an, mit einer Miene die mir nicht viel verriet, aber dann änderte sich ihre Stimmung schlagartig. Als gäbe es Dinge die sie nicht aussprechen konnte oder wollte.
„Warum gehen wir nicht ein Stück? Ich möchte wissen wie ihr eure Gabe entdeckt habt, dann erzähle ich euch was ich weiß.", bot sie mit einem Augenzwinkern an und ging voran.

Wir spazierten durch diese seltsam friedliche Version von Feldcroft und schwiegen uns für einen Moment an. Ich betrachtete die Gegend und erinnerte mich an die Erinnerungen der Hüter. Alles sah genauso aus wie vor hunderten von Jahren.
Bis Isidora das Wort an mich richtete: „Ich weiß wir sind uns nie persönlich begegnet aber ich habe deine Anwesenheit schon vor ein paar Jahren gespürt. Ich hätte nicht erwartet, dass du einen Bruder hast, noch dazu ausgestattet mit denselben Fähigkeiten." Ich auch nicht, wollte ich zuerst antworten aber entschied mich dazu diplomatischer zu bleiben. Ob ich ihr völlig trauen konnte, wusste ich schließlich nicht.
„Wir wuchsen getrennt auf."
„Oh, was für eine Schande. Lucius wie hast du von deinen Fähigkeiten erfahren?"
Lucius schien ein paar Schritte lang nachzudenken eher er zögerlich antwortete: „Ich hatte gerade mit der magischen Ausbildung begonnen. Da kamen eines Tages in schwarz gekleidete Typen zu uns und hatten seltsame Artefakte dabei. Eins von ihnen leuchtete merkwürdig, aber aus einem mir unbekannten Grund, habe nur ich das gesehen. Meine Tante war bei mir und sah wohl, dass ich etwas sah was andere nicht sehen konnten. Sie erwarb kurzerhand das Artefakt von diesen Typen, ich hielt sie für Händler, und schenkte es mir mit der Bedingung, dass ich nie darüber sprechen durfte was ich sehen konnte. Später fragte sie mich erneut ob ich Dinge sehen konnte, die sonst keiner sah. Auf der kleinen Schatulle waren seltsame Symbole eingraviert und die leuchteten schwach. Spuren alter Magie, wie ich später erfuhr. Seit dem wusste ich es und konnte sie überall erkennen. Meine Tante Rosé klärte mich später auf, sie wusste alles darüber von meinen Eltern. Ich musste ihr schwören es Niemandem zu erzählen. Lange verstand ich nicht warum. Daraufhin ging ich manchmal mit ihr in den Wald, der unserer Familie gehört und trainierte unter Schutzzaubern mit ihr meine Fähigkeiten. Wir tarnten es als Jagdausflug, niemand stellte das in Frage. Meine Großmutter fand es nicht heraus bis zu dem Tag an dem ich abgehauen bin. Wir stritten, wegen meinen Eltern und wegen meinem Wunsch meine Schwester zu finden. Ich demonstrierte ihr meine Macht und sie warf mich raus, sagte ich wäre eine Schande für diese Familie diese Fähigkeit unter ihrem Dach zu praktizieren."
Mit großen Augen sah ich Lucius an. Es war das erste Mal, dass ich ihn so ruhig erzählen hörte, seit unserem allerersten Gespräch. Die Kälte in seiner Stimme war verschwunden und wenn er über unsere Tante sprach, lächelte er fast. Ich wusste sie hatte kaum etwas gemeinsam mit dem Rest der Familie. Isidora schüttelte den Kopf und verzog ihr Gesicht angewidert. „Es ist eine wundervolle Gabe, wie könnte man auf so etwas schimpfen."
Lucius seufzte.
„Ich bin wie gesagt von Zuhause weg um meine Schwester zu finden. Ich wollte wissen wie es ihr ging und ob sie dieselbe Fähigkeit hatte wie ich, ob man sich nicht helfen konnte gegenseitig. Etwas in mir sagte mir ich musste sie finden. Mit allen Mitteln, egal wie. Und wenn ich dafür über Leichen gehen musste."
Isidora lächelte still und nickte als er fertig war mit seiner Erzählung.
„Die Magie wollte es so, dass ihr zueinander findet, da bin ich mir sicher."
Ich sah sie skeptisch an. „Wie meinst du das?"
„Spürst du sie nicht? Eure Verbindung? Umso mehr ihr euch der alten Magie hingebt, umso stärker wird sie. Ihr beide zusammen seid mächtiger, eine Naturgewalt die meine Fähigkeiten weit übersteigen dürfte."
Etwas in mir wurde unruhig wenn sie so über uns sprach, als wären wir eine Art Werkzeug.
Lucius hingegen schien angetan zu sein von diesem Gedanken.
Ich sah wie seine Augen gefährlich aufleuchteten als Isidora sprach.
Mein Blick wanderte zu ihr und ich bemerkte wie sie mich nun ansah.
„Sag mir Lilly, wie hast du die alte Magie entdeckt?"
Die Ereignisse aus meinem fünften Schuljahr zogen an meinem inneren Auge vorbei.
Ranrok, Professor Fig, die Hüter, Rookwood, Anne.
Gute Erinnerungen und Erfahrungen die ich gemacht hatte. Allerdings waren die meisten davon auch sehr schmerzhaft.
Die Erinnerungen die ich gesehen hatte von ihr, ließen mich zögern ihr alles zu erzählen. Ich atmete einmal durch und fing an: „Nachdem ich mit fünfzehn die Spuren der Magie erkennen konnte, führten diese mich zu den Hütern, die mich vieles lehrten durch Prüfungen in denen ich mich beweisen musste um Zugang zu ihren Informationen zu erlangen."
Isidora unterbrach mich schnaubend. „Die Hüter. Die Hüter der alten Magie. Du hast ihnen getraut? Haben sie dir erzählt was sie mir angetan haben?"
Ihre Stimme wurde lauter und zitterte.
„Sie haben es mir gezeigt.", antwortete ich vorsichtig.
Isidoras Miene wurde erneut düsterer, sie ballte die Fäuste und ein Schatten legte sich über ihr Gesicht.
„Wie Sam Bakar mich tötete weil ich eine bessere Welt erschaffen wollte?! Weil ich nichts anderes wollte als den Schmerz von meinen Liebsten zu nehmen?! Etwas was du für deine Liebe auch tun würdest, Lilly. Tu nicht so als hättest du niemals daran gedacht ihnen nicht den Schmerz zu nehmen. Das Leid zu beenden."
Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte.
Hatte sie Gutes im Sinn gehabt oder wurde sie einfach wahnsinnig vor Streben nach Macht?, das fragte ich mich seit ich die Erinnerungen gesehen hatte und ihre Tagebücher las.
„Isidora, wir müssen wissen was du weißt über alles was nach dir kam. Unsere Eltern wurden gejagt und getötet weil unsere Mutter dieselbe Fähigkeiten besaß.", mischte sich Lucius ein. Ich sah ihn dankbar an. Auch wenn er nichts wusste von dem was geschehen war, hoffte ich, dass er spürte wie mich das belastete.
Die Angesprochene verschränkte die Arme trotzig. „Ich weiß nichts. Wäre mein Porträt noch intakt, könnte ich im Schloss sicher Informationen für euch besorgen, wenn-„
Sie sah Lucius und dann mich an. „Wenn ich dafür eine Gegenleistung bekommen würde."
Alles in mir schrie danach ihr nicht zu glauben.
Wie sie sprach, wie sie auf ihn einredete gefiel mir nicht.
Lucius zog die Augenbrauen hoch und fragte: „Und an was dachtest du?"
Sie lächelte, hob ihr Kinn und sah uns an. „Die Zeit ist abgelaufen. Wir werden uns wiedersehen, da bin ich mir sicher, wenn ihr realisiert das ich eure einzige Chance auf Antworten bin." Ihr Ausdruck beunruhigte mich zutiefst und meine Kehle fühlte sich wie ausgetrocknet an.
Unter meinen Füßen spürte ich, wie der Boden sich langsam auflöste. „Was zum-?!"
Lucius bemerkte es ebenfalls und griff nach meiner Hand aber es war zu spät. Wir fielen zurück in die schwarze Leere aus der wir gekommen waren.

Holding on to You (SebastianXMC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt