kapitel 22

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Heute ist ein Regentag. Kein normaler Regentag, eher ein depressiver. Einer solcher Tage, bei den man am liebsten einfach nur noch heulen würde.

Um ehrlich zu sein, bei allen Mühen die sich die anderen machen vergesse ich diesen Verlust und Schmerz höchstens für ein paar Stunden, aber an Abend kommt alles wieder zurück.

Da meine Stimmung exakt zu dem Wetter passte, bevorzugte ich es im Bett zu bleiben. Unmotiviert starrte ich an die Decke und es fühlte sich so an, als wäre ich leer. Nein, als würde ein Teil von mir fehlen. Ein sehr wichtiger Teil.

Einst sagte meine Mutter, Freiheit ist wie die Luft die wir Atmen: Erst wenn sie weg ist, merken wir das wir sie brauchen.

Genauso fühlte ich mich. Gefangen, in meinen eigenen Gedanken. Und dafür tun konnte ich nichts.
Es war zu schmerzhaft nun zu wissen, dass Neteyam wohlmöglich Tod ist. Wegen mir. Erneut.

Seufzend platzierte ich meine Hände auf meine Stirn, um meine Gedanke in eine Reihenfolge zu bringen.

Kurz drehte ich mich zu dem Eingang der Hütte,wo ich erkannte, dass es wie in stürmen regnete.

Ich mochte den Regen, um ehrlich zu sein, bewundere ich den Regen sehr, doch im Moment macht es mich nur noch Depressiver.

Ausatmend rollte ich mich vom Bett und setzte mich an meinen Tisch, wo ein Zettel mit Stift schon platziert waren.

Ich hatte lange keinen Brief mehr geschrieben. Und lange habe ich auch keinen mehr erhalten.

Vielleicht sollte ich einfach mal fragen wie es ihnen geht?

Vorsichtig setzte ich mit der spitzen Seite des Stiftes auf das Blatt und fing an zu schreiben.

Liebe Geschwister.

Erstmal hallo. Wir haben uns lange nicht mehr geschrieben. Wie geht es euch? Was macht ihr so? Lasst es mich wissen.

In Liebe (Y/N).

Unzufrieden mit dem text zerknüllte ich das Papier und schmiss ihn auf den Boden, ehe ich meinen Kopf auf den Tisch fallen ließ. Es schmerzte kurz, ließ dann aber nach wenigen Sekunden nach.

Ich bin ehrlich, würde mir jemand genau jetzt ein Messer geben, um eine Frucht zu schälen, hätte ich mich selbst damit erstochen.
—-
Heute fand kein Training statt. »Es ist zu nass um zu trainieren« sagte Jake zu uns an den früheren Morgenstunden.

Ich bin echt froh darüber, denn das letzte was ich wollte im Moment war Belastung meines Körpers, zurückfolgend darauf, was gestern geschah. Die Befürchtung, dass Neteyam tot war, bereitete mir große Angst.

Ein Klopfen ertönte und mühsam drehte ich mich zu dem Eingang der Hütte, als ich die Person an dem Eingang erkannte und schlagartig meinen Körper richtete.

„Amhul.. was willst du denn hier?"

Ohne auch nur ein Wort zu sagen trat er mir unangenehm nahe und ich wich mit meinen Stuhl zurück.

„Was ist los?" fragte er amüsiert und kam mit seinem Gesicht mir näher.

„Amhul, ich glaube wir sollten reden." stotterte ich und versuchte mich selbstbewusst aufzurichten.

„Ach ja? Über was denn?" verführerisch sah er zu mir runter und grinste mich an.

„Amhul ich weiß nicht was du hast aber.. ich glaube du.. du-"

Doch weiter sprach ich nicht denn Amhul ignorierte meine Worte und drückte mich gegen die Wand.
„Hör auf!"
Rief ich nun und drückte ihn von mir weg.

Erschrocken starrte er mich an und atmete wütend aus. „Was ist los mit dir?"

„Nein was ist los mit dir!" entgegnete ich ihm und verzog mein Gesicht in eine wütende Miene.

„Aber du- Du hast dich nicht gewehrt als—"

„Der Kuss war ohne Gefühle okey?! Versteh doch! Ich liebe dich nicht.".

Wie erstarrt sah er mich an. An seinen Augen konnte ich erkennen, das es ihn gekränkt hat. Sehr gekränkt hat. Kleine Tränen bildeten sich in seinen Augen und zugleich wütend drehte er sich zur Seite.

„Dafür wirst du bezahlen."
Sagte er und stürmte davon.

Erschrocken von mir selbst und ausatmend sah ich ihm dabei zu, wie er aus meiner Hütte verschwand.

Etwas traurig fuhr ich mir durchs Haar und danach über mein Gesicht.

Er hatte das alles falsch verstanden. Ich mochte ihn, aber nicht auf dieser Weise. Er war ein guter Freund und ich habe ihn verletzt.

Langsam ließ ich mich die Wand runterfahren und fiel auf den Boden.

Meine Gedanken fielen hin und her und ich hatte das Gefühl sie alle nicht mehr halten zu können,
Als plötzlich eine Muschel ertönte. Erstauntes Geschrei war zu hören und das wimmern von Personen.

Verwirrt stand ich auf und lief nach draußen, wo eine ganze Menschenmenge sich angesammelt hatte. Mit schnellen Schritten lief ich zur die Menge hindurch und stand vor den Personen, um die sich eine Menschenmenge gebildet hatte.

Neytiri hielt jemanden in ihren Armen und weinte in Strömen. Lo'ak kniete sich zu runter und sein Tränen tröpfelten auf den Körper der Person runter. Kiri und Jake standen mit Tränen in den Augen dort und sah sich es ohne auch nur ein Wort an. Tuk weinte schrecklich schlimm und schluchzte immer wieder.

Langsam glitt ich mit meinen Augen zu der Person und sofort weiteten sich.

Dort lag Neteyam. Schürfwunden überzogen seinen ganzen Körper und eine Platzwunde am Kopf war zusehen. Aus der Platzwunde kam langsam aber sicher runter geflossen, was mich auf meine Knie fallen ließ.

Kurz zitterte ich mit meiner Stimme, als ich sofort anfing zu weinen. Starker Tränen flossen über meine Oberschenkel auf den Sand. Ich rückte etwas näher an Neteyam heran und ließ meine Tränen auf dein Gesicht tröpfeln.

Das Blut von seiner Platzwunde vermischte sich mit meinen Tränen und ließ es so aussehen, als würde er Bluttränen weinen.

Ich legte meine Fingerspitzen auf seinen Hals, um zu fühlen, ob er einen Puls hat.

Ein unregelmäßiges schlagen fühlte ich, was mich auflachen ließ.

„Er ist nicht Tod."

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