♪♫♪ Light me and I burn for you and the love song never stops. ♪♫♪ – INXS „Burn for you"-
Sechsunddreißig Grad und es wird noch heißer...
Wo ist die Abkühlung, wenn man sie braucht? Nachdem uns der Tourbus an unserer ersten Station ausgespuckt hatte, lieferten mir die ersten paar Reihen vor der Bühne die Antwort, denn dort standen viele fleißige Helferlein mit Wasser bereit, um alles zu tun, was in ihrer Macht stand, damit im Publikum niemand umkippte.
Wie lange es wohl dauern würde, bis ich mich an die aggressiv stechende Sonne und nur schwer erträglichen Temperaturen gewöhnt habe, hatte ich mich an diesem geradezu sengenden Nachmittag nicht zum ersten Mal gefragt und an der Wahl meines Reiseziels gezweifelt. Nun waren bestimmt schon zwei Wochen seit meiner Ankunft in Melbourne vergangen, und noch immer machte mir das „winterliche" Klima ziemlich zu schaffen.
In diesem Punkt beneide ich die Künstler dafür, wie sie damit klarkommen, manche besser als andere. Man kann es auch übertreiben, dachte ich mir zum Beispiel bei Christina in ihrem langärmeligen und gleichzeitig extrem körperbetonenden Kleid aus schwarzem Leder. Chrissy Amphlett, die Frau, die sich was traut – was hatte ich in den Achtziger Jahren sie und Joan Jett bewundert und gehofft, sie einmal live bei einem Konzert erleben zu dürfen. Leider war es bis jetzt beim Hoffen geblieben, doch durch diesen verflixten Tausch war die Vorstellung tatsächlich Wirklichkeit geworden, auch wenn sich das persönliche Treffen anfangs aufs Zuschauen aus dem Backstagebereich heraus beschränkte.
Vom linken Rand aus konnte ich beobachten, wie die Sängerin der Divinyls gefährlich nahe am vorderen Bühnenrand entlang fegte und tänzelnd das unmittelbar vor der Bühne dicht zusammengedrängte Publikum von der ersten Note an in ihren Bann zog.
Da konnte auch die nächste Band, die ich bedauerlicherweise noch nicht kannte, locker mithalten. Ihr Sound erinnerte mich teilweise an unseren eigenen, und ihre eleganten Anzüge wollten auch nicht so recht zu dem legeren Charakter dieses Festivals passen, doch das störte offensichtlich niemanden. Selbst nach ihrem schweißtreibenden Auftritt blieben die Herren und ihre Backgroundsängerinnen erstaunlich cool. Im Gegensatz zu mir.
So unverwüstlich, dass ich mich den ganzen Tag über erst der Sonne und danach noch den gleißenden Scheinwerfern aussetzen würde, bin ich dann doch nicht. Ich wünschte, ich wäre genauso entspannt wie die Massen auf den Tribünen, die sich bereits am Nachmittag zu frenetischen La-Ola-Wellen hinreißen ließen. Zwar konnte ich nicht so genau sagen, wie viele da oben jubelten, doch ihr Anblick löste eine Gänsehaut bei mir aus. Anstatt mich mit einem kühlen Bierchen irgendwo in den Schatten zu wünschen, konnte ich mich der Magie des Augenblicks nicht entziehen.
Das hier ist nicht irgendein Festival, sagte ich mir, und das wollte was heißen, denn bis Ende Zwanzig war ich schon auf so einigen gewesen. Vergiss Wacken, vergiss Rock am Ring, vergiss das M'Era Luna! Wenn es allein um die Anzahl der verkauften Karten ging, toppten diese drei Events alles, was ich bisher erlebt hatte. Zahlen, schnaubte ich innerlich, was bedeuten schon Zahlen!
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Not enough time
Science FictionOh, wie gerne würde ich mit dir tauschen... wie oft haben wir das schon gedacht, ohne es ernst zu meinen oder zu erwarten, dass sich dieser Wunsch erfüllt. Für Nicole Simon wird aber genau dieser Traum Wirklichkeit, ohne dass sie es gewollt hätte. ...