Nervös lagen meine Finger auf dem Lenkrad, die Nägel drückten sich angespannt in dessen Leder. Ich war viel zu schnell mit dem Auto unterwegs, rechnete fest damit, dass mich der eine oder andere Blitzer erfasst hat. Aber das war mir egal. Sowas von egal. Was interessierten mich diese kleinen Geldbeträge, wenn die Frau, die mir meinen Verstand geraubt hat, mich um Hilfe bat? Nicht im Geringsten. Genau. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich einen Blick auf das Navigationsgerät warf, welches mir anzeigte, ich müsste in drei Minuten bei Sophia ankommen. Aber einige Fragen schlichen sich in den Kopf, die schuld daran waren, dass ich meine Finger angespannt um das Lenkrad drückte. War sie überhaupt noch auf der Party? Hatte sie Charlie bereits gefunden und war längst auf dem Weg nach Hause? Oder schlimmer. Der komische Typ, der ihr dieses unpassende Angebot gemacht hatte, hatte sie gegen ihren Willen mitgenommen. Immerhin würde eine Frau wie Sophia niemals freiwillig mitgehen. Aber... Nachdenklich krümmte ich meine Augenbrauen, erinnerte mich plötzlich an eine Tatsache zurück, die mir vorhin gar nicht aufgefallen war. Sophia hatte diesen fremden Mann angesprochen, ohne zu zögern. Dabei hatte ich selbst erfahren, wie unmöglich es für sie war. Wieso war das so, fragte ich mich. War ich das Problem, weshalb sie so schüchtern war oder gab es dafür eine andere Erklärung? Egal was darauf die Antwort war, allein bei dem Gedanken, ein anderer Mann fasst sie an, konnte ich einen unangenehmen Schmerz in meinem Herz spüren. Sie muss noch da sein. Jedenfalls war das mein inniger Wunsch. Ich wollte sie wiedersehen, das letzte Mal war zu lange her. Sophia hatte leider nicht auf meinen Brief reagiert, weshalb ich annahm, sie meinte ihre Worte vor einigen Tagen ernst. Umso überraschter war ich eben gewesen, als ich ihren Namen auf meinem Handy gelesen hatte. Zeitgleich machte es mich überglücklich. Allein ihre Stimme zuhören, reichte aus, damit ich alles um mich herum vergaß.
»Ihr Ziel befindet sich auf der rechten Seite.« Die Stimme des Navis erklang und genau in diesem Augenblick konnte ich ein Haus erkennen, das auffallend beleuchtet war. Hierbei muss es sich unweigerlich um die richtige Adresse handeln, glaubte ich. Außer in der Nachbarschaft fand noch eine andere Party statt. Allerdings ging ich erst einmal fest davon aus, das richtige Haus gefunden zu haben. Überall erspähte ich Menschen, die tranken und tanzten. Wie sollte ich bei so vielen Feiernden Sophia finden, fragte ich mich. Die Ernüchterung stand mir sicher ins Gesicht geschrieben, als ich mit dem Auto auf der Höhe des Hauses ankam und kurz anhielt. Kaum waren meine Augen einmal durch die Meute geschweift, verharrten sie auf eine Frau, die auf dem Bordstein saß. Ob es sich hierbei um Sophia handelte, wusste ich nicht. Sie hatte zwar schwarzes Haar, aber ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, weil sie dieses mithilfe ihrer Arme vergrub. Allerdings war mir klar, ich würde die Schönheit nicht finden, wenn ich weiterhin im Auto sitzen bleiben würde. Rasch parkte ich mein Gefährt an der Seite, direkt neben dem Nachbarhaus und zog mir eine Kappe auf, ehe ich mir die Kapuze von meinem Hoddie darüber zog. Als ich mir eine Sonnenbrille aufsetzte, mich ein allerletztes Mal im Rückspiegel betrachtete, stieg ich nervös aus. Dass ich Nervös war, hatte nicht nur etwas mit Sophia zu tun, sondern auch mit den vielen Menschen, die mich erkennen könnten. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war eine Horde Betrunkener, die ein Selfie mit mir machen wollten. Vorsichtig lief ich auf die Frau zu, die allein auf dem Bordstein saß und hatte so ein seltsames Gefühl im Bauch. Unbeschreiblich, aber es fühlte sich an, als sollte ich meine Aufmerksamkeit auf sie lenken.
»Sophia? Bist du es?«, flüsterte ich hoffnungsvoll, kaum hatte ich die Unbekannte erreicht und kniete mich nur mit meinem rechten Bein vor sie hin. Auch wenn es sich bei der Fremden nicht um die Gesuchte handelt, benötigte diese allem Anschein nach Hilfe. Mein Blick schweifte an ihr vorbei und keiner der Anwesenden schien sich für meine Ankunft zu interessieren. Möglicherweise erkannten sie mich in meiner Aufmachung nicht. Das kam mir sehr gelegen, dachte ich mir und richtete mein Augenmerk wieder auf die Frau vor mir. Diese hob langsam ihren Kopf und sah mich mit geschmälerten Augen an.
»Sophia!«, stellte ich erleichtert fest und war froh, sie auf Anhieb entdeckt zu haben. Sie reagierte aber nicht auf mich, sondern schaute mich weiterhin verwirrt an. War sie betrunken?
»Ich bin es. Tom! Du hast mich angerufen.« Ich schob kurz die Sonnenbrille hoch, woraufhin sie ihre Augen noch weiter zusammenpresste, ehe sie diese kurz darauf weit öffnete und mir plötzlich in die Arme sprang. Überrascht von dieser unerwarteten Nähe, drückte ich meine linke Hand hinter mir auf den Asphalt, damit wir beide nicht auf die Straße fielen. Meine andere Hand legte ich behutsam in ihren Rücken und konnte nicht verhindern, dass bei dem Geruch von ihrem süßlichen Parfum ein Seufzen über meine Lippen drang. Jedoch war es nicht das Einzige, was mir auffiel. Auch der beißende Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase. Als sie unbeabsichtigt mit ihren Fingern über meinen Nacken strich, sich dabei sämtliche Haare an meinem Körper aufstellten, hatte ich Mühe keinen unüberlegten Schritt zu tun. Dabei konnte ich gerade an nichts anderes denken als an ihre Lippen, die ich jedes Mal berühren möchte, wenn wir Aufeinandertreffen. Damit ich sie nicht wieder in Verlegenheit brachte, weil ich meinen Wunsch in die Tat umsetzte, drückte ich sie sanft von mir. Während ihre grün-braunen Augen sofort die meinen aufsuchten, war ich froh über den kleinen Abstand zwischen uns.
DU LIEST GERADE
Für immer noch einmal
FanfictionVielleicht war der Zeitpunkt vor über fünfzehn Jahren nicht der Richtige und das Schicksal gibt den Beiden eine zweite Chance. Sophia ist Italienerin und sicher sehr temperamentvoll, feurig und versprüht Energie. Nein, sie ist das komplette Gegente...