Kapitel 9

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Vorsichtig öffnete ich an diesem Tag meine Augen und stöhnte sofort schmerzvoll auf. Selbst die Bewegung meiner Lider, sorgte für fürchterliche Schmerzen, die meinen kompletten Kopf durchzuckten. Aber das war nicht das Einzige, was mir Sorgen bereitete. Mein Schädel brummte stark und strahlte Schmerzen aus, als seien sie nicht von dieser Welt. Von meinem Magen wollte ich gar nicht erst beginnen. Das Unwohlsein dort war so enorm groß, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mich gleich übergeben muss oder nicht.
»Merda«, fluchte ich unaufhaltsam. Ein Stöhnen entfleuchte mir, kaum hatte ich mir die Mühe gemacht, mich auf den Rücken zu drehen. Angestrengt starrte ich an die Zimmerdecke, hatte die Hand auf meine Stirn gelegt und versuchte irgendwie klarzukommen. In meinem Kopf ratterte es, dachte über die letzte Nacht nach, was nicht sonderlich klug war, bei den qualvollen Schmerzen dort drinnen. Jedoch fiel es mir unglaublich schwer, die Fetzen an Erinnerungen zusammenzufügen. Es wirkte wie ein Puzzle, wo jedes Teil in der gleichen Farbe getaucht war und es einem unmöglich machte, sie vernünftig zusammenzustecken. Wir waren bei Kimberly gewesen. Charlie und Ich. Soweit konnte ich die Gedanken noch sortieren.

»Wie spät es ist?«, murmelte ich und hatte allem Anschein nach gestern Nacht vergessen, meine Gardinen zuzuziehen. Die Sonne schien erbarmungslos in mein Zimmer und das grelle Licht machte meinen Zustand nicht besser. Müde wippte mein Kopf zur Seite, so, als wäre ich nicht Herr meiner Muskulatur. Immerhin konnte ich einen Blick auf meinen Nachttisch werfen, auf dem mein Wecker stand.
»Schon zwölf Uhr«, brummte ich und entdeckte direkt daneben ein Glas Wasser. Das wird mir sicher guttun, dachte ich und setzte mich entkräftet in meinem Bett auf. Bevor ich nach der rettenden Flüssigkeit griff, bemerkte ich noch eine Tablette, die auf einem Stück Papier lag. Überrascht über mich selbst, weil ich gestern Abend schon alles vorbereitet hatte, streckte ich angestrengt meine Hand nach dem Glas Wasser aus, kaum hatte ich mich auf die Bettkante gesetzt. Außerdem nahm ich die Tablette und spülte alles hinunter. Gerade, als ich das Glas wieder zurückstellen wollte, las ich meinen Namen auf dem Stück Papier. Ziemlich irritiert schmälerte ich meine Augen und fragte mich, ob ich mir diesen gestern selbst geschrieben hatte. Vielleicht hatte ich bereits geahnt, wie es mir ergehen wird und mich kaum an etwas erinnern werde, wollte meinem unfähigen Hirn auf die Sprünge helfen. Aber ich erkannte schnell, dass diese Handschrift nicht mir gehörte. Selbst, wenn ich gestern zu viel getrunken hätte, meine Feinmotorik eine Katastrophe gewesen wäre, dann könnte ich meine eigene Handschrift erkennen. Achtsam nahm ich das dünne Papier in die Hand, welches unweigerlich mein Briefpapier war und das auf meiner Kommode gelegen hat. Nachdem ich das Schreiben aufgefaltet hatte, wusste ich sofort, wer mir diese langen Zeilen schrieb. Zu wem diese Handschrift gehörte.

Guten Morgen, Sophia.
Ich hoffe, Dir geht es so weit gut. Sicherlich hast Du Kopfschmerzen. Deshalb habe ich Dir die Tablette bereitgestellt, die Du schleunigst nehmen solltest, damit es Dir gleich besser geht. Ich habe Bedenken, ob Du Dich an gestern Nacht erinnern kannst. Du warst stark alkoholisiert, als ich Dich bei der Party abgeholt habe. Damit Du Dich nicht wegen dem Pflaster auf Deiner Stirn wunderst, muss ich gestehen, dass ich ein katastrophaler Autofahrer bin. Nachdem ich stark abbremsen musste, hast Du Dir den Kopf gestoßen. Ich habe es desinfiziert und so weit versorgt, wie ich konnte. Du brauchst Dir keine Sorgen machen. Die kleine Wunde sah nicht so schlimm aus, wie im ersten Augenblick geglaubt. Ich wollte Dich ins Krankenhaus fahren, aber diesen Vorschlag hast Du abgelehnt. Es gibt aber noch einen anderen Grund, wieso ich Dir diesen Brief schreibe. Auch wenn Du sauer auf mich bist, bitte ich Dich um eine Sache. Bitte melde Dich bei mir, Sophia. Vielleicht können wir über die Dinge, die ich zu Dir gesagt habe und die Dich verletzt haben, sprechen. Das Letzte, was ich wollte, war, Dich mit meinen unüberlegten Worten zu kränken. Falls Du meine Bitte abschlägst, dann sollst Du wissen, dass ich Dir dankbar bin. Gestern Deine Nummer auf meinem Display zu sehen, Deine Stimme zu hören und Zeit mit Dir zu verbringen, hat mich wirklich glücklich gemacht. Damit hatte ich nach Deinen Worten nicht mehr gerechnet. Dennoch hoffe ich, von Dir zu hören oder zu lesen.
In Liebe, Tom.

Für immer noch einmalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt