»Wir vergessen jetzt alles, was uns belastet und haben einen schönen Abend. Bleib sitzen, ich möchte dir gerne die Tür aufhalten.« Mit diesen Worten stieg ich aus und kaum war meine Autotür zu, atmete ich tief durch. Ich war aus zweierlei Gründen ziemlich nervös. Zum einen, weil ich Zeit mit Sophia verbringen durfte und zum anderen, weil ich nicht wusste, ob ihr das Date gefällt. Es war eher ungewöhnlich. Bei jeder anderen Frau hätte ich mir etwas anderes einfallen lassen, aber bei der Schwarzhaarigen musste man ganz andere Faktoren berücksichtigen. Als ich an ihrer Autotür ankam, öffnete ich diese und hielt der Italienerin meine Hand hin, die sie zögerlich betrachtete.
»Komm«, flüsterte ich zärtlich und zeigte ihr ein sanftes Lächeln, welches sie nicht registrierte. Wie auch? Immerhin sah sie mir nicht ins Gesicht. Jedoch überraschte es mich, als sie ganz langsam die Hand hob und sie in die meine legte. Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie diese Geste annimmt, die bevorstehende Berührung erträgt. Es machte mich glücklich und von daher ließ ich es mir nicht nehmen, meiner Liebsten aus dem Auto zu helfen. Allerdings geriet Sophia dabei ins Wanken und stolperte gegen meine Brust. Diese Chance ergriff ich und schlang augenblicklich die Arme um sie. Mein Gesicht vergrub sich von ganz allein in ihrem fließenden, weichen und gut duftenden Haar. Kaum hatte ich die Augen geschlossen, nahm ich ihren süßlichen Geruch in mir auf, konnte davon einfach nicht genug bekommen. Allem Anschein nach war ich aber der Einzige, der diesen Moment genoss. Sophias Körper hingegen war stocksteif, während ich ihn gegen mich drückte. Da ich sie nicht länger quälen wollte, schob ich sie sanft von mich und blickte ihr ins Gesicht. Dieses war feuerrot, als sie wie paralysiert zur Seite schaute. Vorsichtig nahm ich die Hände weg, woraufhin sie einen Schritt zur Seite ging, mir den Rücken zuwandte und sich hastig einige Haare aus dem Gesicht strich. Schmunzelnd betrachtete ich sie einige Sekunde, ehe ich, ohne etwas zu sagen, auf meinen Kofferraum zuging. Diesen kurzen Augenblick konnte die Schwarzhaarige nutzen, um ihre Gedanken zu sortieren. Aus dem hinteren Teil meines Autos holte ich einen Korb hervor, in dem ich uns etwas zu essen und zu trinken eingepackt hatte. Es war eher ungewöhnlich, um diese Uhrzeit ein Picknick im Park zu veranstalten, aber ich hatte mich bewusst dazu entschieden. Hier hatten wir uns vor kurzem wiedergetroffen. Ein Treffen, was uns beiden eine zweite Chance gab und die wir augenscheinlich nutzten. Außerdem war hier tagsüber viel los. Sophia wäre mit den Menschen und den möglichen Vierbeinern überfordert. Aber es wäre gelogen, wenn dieser Fakt auch keinen Nutzen für mich mit sich bringen würde. Da sich um diese Uhrzeit kaum Menschen hier aufhielten, würde mich keiner ansprechen oder Fotos von mir machen. Als der Kofferraum wieder geschlossen war, ging ich auf die Italienerin zu und griff, ohne sie zu fragen, nach ihrer Hand. Ich spürte sofort, wie ihre schmalen Finger begangen zu zittern und die schöne Frau überfordert wirkte.War es taktlos von mir? Vielleicht. Aber ich wollte es unbedingt und handelte ein wenig egoistisch. Natürlich hätte ich nicht so forsch rangehen müssen, aber mein Bedürfnis sie zu berühren, und wenn es nur Händchen halten war, stieg von Minute zu Minute. Nichts Seltenes, dachte ich. Wenn man in jemanden verliebt war, dann wollte man diese Person ständig um sich herumhaben und diese Dinge tun. Sophia stellte mir selbstverständlich keine Fragen, als ich sie über den schmalen Weg durch den bereits dunklen Park führte. Jede Frau wäre längst skeptisch geworden. Aber selbst, wenn sich bei ihr ein Unwohlsein im Bauch ausbreiten würde, würde sie sich nicht trauen, etwas zu sagen. Das war gefährlich! Nicht bei mir, aber es gab genug boshafte Menschen auf dieser Welt, die so etwas schamlos ausnutzen würden.
»Wunderst du dich nicht, wo ich dich hinbringe?«, fragte ich sie, damit sie zum Nachdenken angeregt wird. Es war nicht sonderlich seltsam, keine Antwort von der Schwarzhaarigen zu erhalten. Ja. Es hätte mich wirklich gewundert, hätte sie gleich auf meine Worte reagiert. Ziemlich gebremst neigte ich den Kopf zur Seite, schaute zu ihr hinunter und bemerkte, dass sie wie erstarrt unsere Hände fixierte. Diese waren eng miteinander verflochten, wenn auch ich derjenige war, der darauf Kraft ausübte. Ich konnte ihr regelrecht ansehen, wie es in dem hübschen Kopf der Italienerin ratterte. Was sie wohl gerade dachte? Ob es Sorgen gab, die sie beschäftigten? Zweifel, die sie belasteten?
»Sophia!«, rief ich den Namen meiner Liebsten etwas lauter, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Auf Grund dessen sah sie zu mir auf und in diesem Augenblick blieb mein Herz stehen. Sie war so wunderschön! Wir hatten gerade eine der zahlreichen Laternen passiert, dessen Licht sich in ihren wunderschönen Augen spiegelte. Vielleicht war es Einbildung, aber durch das Licht wirkten ihre Augen viel grüner. Erinnerten an einen verzauberten Wald, der mit seinem ganzen Moos und dem gedämmten Licht, welches durch die Baumkronen drang, geheimnisvoll schien. Das Haar meiner Angebeteten wippte bei unserem Gang hin und her, schimmerte bei dem sanften Licht, welches die Parkbeleuchtung verursachte. Genau wie die Wellen, die in der Nacht pechschwarz waren und das Leuchten vom Mond reflektierten. Ich übte mehr Druck auf ihre Hand aus, spürte den inneren Drang, sie hier und jetzt zu küssen. Das Verlangen war so groß, dass es mir beinahe egal war, ob sie es gut oder schlecht fände. Ein innerer Dämon veranlasste mich dazu, stehen zu bleiben und diesem Trieb nachzukommen. Während ich meine Lippen fest aufeinanderdrückte, mich langsam zu ihr vorbeugte, senkte sie blitzschnell den Kopf. Zwangsläufig blieb mir nichts anderes übrig, als meine Stirn in ihr Haar zu drücken, wissend, ein Kuss war mir jetzt nicht vergönnt. Ein leises, gar frustriertes Seufzen entwich meinem Mund, der Ausdruck über meine Enttäuschung. Es kostete mich einiges an Kraft, mein Gesicht aus ihrem Haar zu entfernen und zusammen mit der Italienerin weiterzugehen. Jedoch glaubte ich fest daran, dass der Tag kommt, wo sie nicht mehr ihren Kopf senkt, wenn ich sie küssen möchte. Jedenfalls versuchte ich mir das einzureden, um meinen inneren Dämon zu besänftigen.
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Für immer noch einmal
FanficVielleicht war der Zeitpunkt vor über fünfzehn Jahren nicht der Richtige und das Schicksal gibt den Beiden eine zweite Chance. Sophia ist Italienerin und sicher sehr temperamentvoll, feurig und versprüht Energie. Nein, sie ist das komplette Gegente...