Kapitel 18

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Nervös parkte ich mein Auto vor dem Café, in dem die Schwarzhaarige heute den ersten Arbeitstag hatte. Mein Herz schlug in einer erschreckenden Schnelligkeit. Warum tat es das?
Sophia wollte heute den Abend mit mir verbringen und deshalb war ich aufgeregt. So aufgeregt, dass ich unfähig war, den Motor meines Autos auszuschalten. Vorher hatte ich den Fuß von der Kupplung genommen und nach einem kurzen Ruckeln, war der Motor aus.
»Mist«, fluchte ich, hatte mein Auto gerade absaufen lassen. An sich war das nicht schlimm, wollte den Motor ohnehin ausschalten, aber wirklich gesund war es für das Gefährt nicht. Nachher sollte ich mich unbedingt konzentrieren. Nicht, dass ich wieder schuld daran war, dass die Liebe meines Lebens eine erneute Narbe an der Stirn zurückbehält. Als die Hände angespannt um mein Lenkrad lagen, sah ich aus der Windschutzscheibe hinaus und entdeckte eine zwielichtige Person, die sich direkt vor dem Café aufhielt. Mit dem schwarzen Pulli, dessen Kapuze tief im Gesicht hing, schaute diese immer wieder durch die langen Fenster in den Innenraum des Geschäfts hinein. Argwöhnisch stieg ich aus meinem Auto, schloss leise die Tür und schlich mich an diese Person heran. Kaum stand ich direkt hinter der Gestalt, räusperte ich mich laut und fragte: »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« Skeptisch sah ich dabei zu, wie die Person sich zu mir umdrehte und es dauerte nur eine Sekunde, bis ich die Person vor mir erkannte.
»Du bist doch Charlie?«, erkundigte ich mich, um auf Nummer sicher zu gehen. Immerhin war es am Dämmern und all so oft hatte ich ihn noch nicht gesehen. Charlie. Der beste Freund von Sophia.
»Ja«, bemerkte dieser knapp und schob seine Kapuze vom Kopf. Mit einem Blick, den ich nicht richtig zuordnen konnte, begutachtete er mich von oben bis unten. Nachdem der Blonde jedes Detail von mir aufgesaugt hatte, wandte er sich wieder dem Café zu und tat das, was er bereits bei meiner Ankunft getan hatte. Er beobachtete das Geschehen im Innenraum. Kaum hatte ich meine Hände in die Hosentaschen gesteckt, warf ich ebenfalls einen Blick durchs Fenster und sah sie.

Sophia. Die schönste Frau auf der ganzen Welt. Ja, ich hatte zwar noch nicht alle Frauen kennenlernen dürfen, aber ich war mir sicher, keine konnte ihr das Wasser reichen. Sophia stand hinter dem Tresen und begann aufzuräumen, wirkte dabei ein wenig erschöpft. Das lag sicher an diesem äußerst anstrengenden Tag. So viel wie heute, hatte sie zuvor noch nie kommunizieren müssen und das hatte ihr möglicherweise sämtliche Energie geraubt. Zum Glück hatte sie mich. Ja, es klang möglicherweise ein wenig eingebildet, aber ich werde sie gleich an einen Ort entführen, bei dem es, um diese Uhrzeit, kaum noch Menschen anzutreffen gab. Dort kann sie sich erholen, sich von mir verwöhnen lassen. Als ich es endlich mal schaffte, meine Augen von der Italienerin abzuwenden, war ich noch immer ein wenig irritiert über den Mann neben mir. Dieser blendete mich komplett aus, beobachtete noch immer seine beste Freundin durch die Scheibe.
»Was machst du eigentlich hier?«, wollte ich argwöhnisch in Erfahrung bringen und war nicht so begeistert über seine Anwesenheit. Ja, ich mochte ihn schlichtweg nicht. Irgendwas hatte dieser Mann an sich, was ich nicht ausstehen konnte. Das Problem an der ganzen Sache war, ich musste dieses kleine Detail für mich behalten. Charlie bedeutete Sophia unglaublich viel. Ihren Freund abzulehnen, würde möglicherweise bedeuten, auch Sophia zu verlieren. Was muss ich also tun? So gut wie es geht mit ihm klarzukommen.
»Auf sie aufpassen«, bemerkte der Blondhaarige, ohne mich dabei eines Blickes zu würdigen. Er war so fixiert auf seine beste Freundin und auf das, was sie dort drinnen tat, dass man ihn überfallen könnte, und er würde es erst bemerken, wenn die Diebe mit seiner Brieftasche verschwunden wären.
»Das ist nett von dir, aber ich glaube, Sophia ist alt genug. Außerdem bin ich jetzt da, deshalb musst du jetzt nicht mehr hier stehen und sie beobachten.« Sofort wandte sich der Angesprochene zu mir und musterte mich erneut von oben bis unten. Da mir das ein wenig eigenartig vorkam, krümmte ich meine Augenbrauen und beobachtete jede seiner Bewegungen.
»Es ist besser, wenn ich auf Sophia aufpasse, Tom. Du ersetzt sie sicher schnell gegen eine andere Frau, die du in ein Restaurant ausführst.« Sein Tonfall war leicht aggressiv und ließ mich die Kiefermuskeln anspannen, weil ich ihm am liebsten an der Kapuze vom Café weggezerrt hätte. Während ich die Emotionen kontrollierte, blickte er wieder zu Sophia und in diesem Moment wurde mir bewusst, er wusste über die Sache im Restaurant Bescheid. Ja. Das eben war eine Anspielung gewesen. Ein wenig frustriert schweiften auch meine Augen in das Café und betrachteten die Schwarzhaarige. Natürlich hast du ihm alles erzählt. Immerhin ist er dein bester Freund. Leider. Dennoch empfand ich seinen Unterton als ein wenig fragwürdig.
»Sophia und ich haben das schon geklärt«, meinte ich und war mir ziemlich sicher, auch darüber wusste er längst Bescheid.

Für immer noch einmalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt