Als ich hörte, wie meine Haustür ins Schloss fiel, begann ich zu strahlen und machte eine schwungvolle Drehung. Ein kleiner Sprung und ich tauchte ins Bett ab, wo ich mein Gesicht ins Kissen drückte. Ich stieß einen freudigen Schrei von mir, strampelte wie wild mit den Beinen.
»Er hat mich geküsst!«, krisch ich begeistert und fühlte mich in diesem Augenblick wie ein junges Mädchen, das ihren größten Traum erfüllt bekam. Auf einmal hielt ich inne und riss ganz weit meine Augen auf. Das könnte möglicherweise nochmal passieren, oder? Konnte ich küssen? Möglicherweise war ich total miserabel darin. Ich hatte dazu noch nie in meinem Leben Feedback bekommen, was mich zunehmend verunsicherte. Nun gut, wenn ich ehrlich war, dann gab es auch kaum jemanden, der mir seine Meinung mitteilen könnte. Dean hatte mich nur geküsst, wenn er mich vorher mit Alkohol abgefüllt hatte, und in diesem Zustand war ich sowieso ein anderer Mensch. Ich brauchte eine ehrliche Meinung von einer Person, die mich auch nüchtern küssen würde.
»Charlie!« Rasch sprang ich aus meinem Bett und rannte ins Wohnzimmer, wo ich mich eilig nach meinem Handy umschaute. Dieses entdeckte ich auf meiner Kommode. Nachdem ich es mir zur Hand nahm, schaltete ich es an. Da es seit gestern aus war, kamen erst einmal haufenweise Nachrichten hinein. Mitteilungen von vielen Anrufe in Abwesenheit. Alle waren von Tom. Als der Ansturm nachließ, öffnete ich meine Kontakte und wählte die Telefonnummer des Blondhaarigen. Es vergingen nur einige Sekunde, bis er das Telefonat annahm.»Charlie«, schrie ich hektisch in das Telefon, »ich brauche deine Hilfe!«, fügte ich hinzu, ohne auf eine Reaktion zu warten.
»Sophia, was ist denn los?« Nervös lief ich in meiner Wohnung auf und ab, überlegte, wie ich mein Anliegen sinnvoll verpacke. Dieser Plan war skurril, aber ich hatte keine andere Option.
»Tom war eben hier und hat mir die Situation von gestern erklärt. Das war seine Managerin und die Beiden hatten ein Geschäftsessen mit einer anderen Person, die sich allerdings verspätet hat. Na ja, jedenfalls hat Tom mich gerade geküsst!«, sprach ich aufgeregt und wartete auf die Antwort vom Extrovertierten.
»Das freut mich, Sophia, aber wie kann ich dir helfen?« Charlie wird mich gleich für verrückt erklären und das war ich vielleicht auch ein wenig, aber ich sah keinen anderen Ausweg. Ich war verliebt, wollte mein persönliches Glück nicht versauen, nur weil ich nicht küssen konnte.
»Du musst mir unbedingt zeigen, wie man küsst. Also, wie man das richtig macht. Ich will, dass es Tom gefällt.« Am anderen Ende des Hörers war es still und nervös knabberte ich an meinem Fingernagel herum. »Charlie?«
»Hast du getrunken?«, wollte mein bester Freund wissen und genervt blieb ich in meinem Wohnzimmer stehen.
»Nein! Wieso sollte ich etwas trinken? Du kennst mich doch.« Angespannt ging ich auf das Sofa zu und setzte mich auf das Polster. Mein bester Freund fand meine Idee absurd. Dafür hatte ich Verständnis, aber das brachte mich in meiner Situation nicht weiter. Ich hörte den Blonden laut ausatmen und wusste bereits, er würde mir nicht helfen.
»Sophia, meinst du wirklich, das ist notwendig? Wenn er dich wirklich mag, wovon ich ausgehe, dann werdet ihr schon irgendwann ein eingespieltes Team werden und schnell herausfinden, was dem anderen gefällt. Ein Kuss ist nichts, was man unbedingt üben muss. So etwas passiert einfach und solange man sein Gegenüber toll findet, mag man die Person auch küssen.« Das war jetzt nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Mir wurde klar, ich musste schwerere Geschütze auffahren.»Das bist du mir schuldig«, sprach ich streng und stemmte meine linke Hand auf meine Sitzfläche, um mich mit dem Oberkörper nach vorn zu beugen.
»Hä! Wieso?«, fragte er verwundert.
»Du hast mich vor seinen Augen geküsst, um ihn eifersüchtig zu machen. Bitte, ich brauch deine Hilfe. Charlie, ich möchte an Sicherheit dazu gewinnen, damit ich beim nächsten Mal vorbereitet bin. Er meinte vorhin, er ist nicht so geduldig, wie er gedacht hatte. Vielleicht lehnt er mich irgendwann ab, weil ich entweder nicht in die Puschen komme oder ich schlecht bin. Ich mag ihn, deshalb möchte ich alles Erdenkliche tun, um ihn nicht zu verlieren«, beteuerte ich und hörte den Blonden plötzlich laut lachen.
»Dann hat er Pech. Ganz einfach. Warum setzt er dich mit so einer dämlichen Aussage unter Druck? Er weiß doch, dass du schüchtern bist. Allein schon bei diesen Worten könnte ich ausflippen. Denk bitte immer daran, dass du dich zu nichts nötigen musst. Das hat schon einmal nicht geklappt, Luv.« Frustriert ließ ich mich gegen die Rückenlehne des Sofas fallen und schaute bedrückt drein. Charlie hatte nicht ganz unrecht. Ich durfte mich nicht unter Druck setzen, aber musste mich ebenfalls anstrengen. Ein weiteres Mal wollte ich den ehemaligen Theaterkollegen nicht aus den Augen verlieren. Wir haben diese zweite Chance bekommen und eine weiter, wird uns sicherlich nicht gewehrt.
»Also wirst du mir nicht helfen?«, erkundigte ich mich traurig und hörte Charlie am anderen Ende des Hörers seufzen.
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Für immer noch einmal
FanfictionVielleicht war der Zeitpunkt vor über fünfzehn Jahren nicht der Richtige und das Schicksal gibt den Beiden eine zweite Chance. Sophia ist Italienerin und sicher sehr temperamentvoll, feurig und versprüht Energie. Nein, sie ist das komplette Gegente...