»Du schaffst das«, flüsterte ich und kaute mit meinen Zähnen an einem Fingernagel herum. Das tat ich schon seit einigen Minuten, weshalb mein Finger bereits schmerzte. Schwer schluckend blickte ich auf die Glastür, die sich im Erdgeschoss meines Wohnhauses befand, nicht weit von den Briefkästen entfernt. Der private Eingang zum Café, durch diesen man gleich in der Backstube landete. Noch nie hatte ich die Tür genutzt, sondern mich immer für den eigentlichen Eingang entschieden, den alle Kunden nutzen mussten. Jedoch war ich kein normaler Kunde. Nein. Ich sollte als Aushilfe dem italienischen Cafébesitzer unter die Arme greifen, damit ich mich meiner sozialen Phobie stellen muss und den Umgang mit Menschen besser lerne. Durch die Glasscheibe konnte ich bereits erkennen, in der Backstube brannte Licht, obwohl das Geschäft erst in einer Stunde öffnen würde. Antonio war sicherlich damit beschäftigt, einige Vorbereitungen zu treffen und noch nie hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie viel Zeit der Schwarzhaarige im Laden verbrachte.
»Du... du schaffst... das«, versuchte ich mir erneut Mut zuzusprechen. Jedoch war ich dabei nicht so erfolgreich, wie erhofft.
»Nein«, jammerte ich und fixierte den schmalen Türgriff, den ich nur herunterdrücken müsste, um in dem hinteren Teil des Cafés zu landen.
»Ich kann das nicht«, gab ich zu, wandte mich von der Tür ab, aber ging keinen Schritt auf die Treppen zu.
»Das wäre nicht fair«, bemerkte ich und wandte mich wieder zur Tür. Jetzt einfach zurück in die Wohnung zu gehen, obwohl der Italiener fest mit meiner Anwesenheit rechnete, wäre äußerst gemein. Ja. Zumindest so viel Mut sollte ich aufbringen, um meinem Vermieter abzusagen. Meine Hände zitterten stark, als ich sie zum Türgriff führte und diesen angespannt ergriff. Noch immer nicht in der Lage ihn herunterzudrücken, nahm ich in meiner Gesäßtasche ein sanftes Vibrieren wahr. Kaum hatte ich die Hand vom Griff genommen, holte ich mein Handy hervor.
»Er kennt mich einfach zu gut«, nuschelte ich und hatte eine Nachricht vom Extrovertierten erhalten.Charlie
Du bist vielleicht noch nicht da, wo du hinwillst, aber näher dran als gestern. Mach keinen Rückzieher, sondern stell dich dieser Herausforderung.Mit gekrümmten Augenbrauen las ich diese Zeilen immer und immer wieder durch. Mein bester Freund hatte recht, aber ehrlich gesagt hatte ich riesige Angst vor diesem Tag. Was passiert, wenn ich etwas falsch mache und Antonio die paar Kunden vergraule, die gerade so dafür sorgten, dass der Italiener seinen Laden aufrechterhalten konnte? Es lief mies. Das wusste ich. Wollte ich schuld sein, wenn es komplett den Bach runtergeht? Nein, eigentlich nicht. Außerdem stellte sich die Frage, wie ich die Gäste bedienen soll, wenn ich kaum in der Lage war zu sprechen. Jedes Mal am Stottern war, wenn ich etwas sagen musste? Die Kunden werden denken, ich sei geistig eingeschränkt.
Fangen sofort an zu tuscheln und über mich zu lästern, wenn sie das Geschäft wieder verlassen. Wahrscheinlich kommen sie bei der inkompetenten Bedienung nie wieder und erzählen in ganz London herum, was sie beobachtet hatten. Keiner besucht mehr das Café und daraufhin geht Antonio bankrott, wird mir für alles die Schuld geben. Warum das Ganze? Charlie! Ja, weil dieser denkt, er könnte etwas an meinem Zustand ändern. Was passiert, wenn dieser Fall nicht eintritt? Wenn dieser ganze Aufwand umsonst war?
»Das werde ich nur erfahren, wenn ich es ausprobiere. Oder? Trau dich, Sophia«, murmelte ich zu mir selbst und atmete einmal kräftig aus. Ja, ich muss etwas riskieren, um antworten auf meine Fragen zu erhalten. Unsicher drückte ich den Griff runter und betrat unbehaglich die kleine Backstube. Augenblicklich war ein lautes Scheppern zu hören, das mir signalisierte, Antonio war bereits fleißig. Als die Glastür hinter mir zufiel, schrak ich kurz zusammen und drückte die Finger ängstlich in meine Bluse. Neben mir stand ein riesiger Metallwagen auf Rädern, in dem ein paar Tabletts hineingeschoben waren und auf denen einige Backwaren bereitstanden. Es roch herrlich nach Brot und Allerlei. Von daher begann mein Magen zu Knurren. Gegessen hatte ich heute noch nichts. Dafür war ich zu aufgeregt gewesen und das entpuppte sich jetzt als Nachteil. Jedoch war ich nicht hier, um über Essen nachzudenken.
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Für immer noch einmal
FanfictionVielleicht war der Zeitpunkt vor über fünfzehn Jahren nicht der Richtige und das Schicksal gibt den Beiden eine zweite Chance. Sophia ist Italienerin und sicher sehr temperamentvoll, feurig und versprüht Energie. Nein, sie ist das komplette Gegente...