Während es der Schildmaid langsam besser ging und sich von den letzten Ereignissen erholte, planten Éomer und Aragorn ihre Reise nach Minas Tirith. Aragorn musste zurück in sein Königreich. Éomer wiederum würde den Leichnam König Théodens überführen. Doch würde ihn dieses Mal nur eine kleine Delegation an Kriegern begleiten. Nicht noch einmal würde er Edoras und Háwena schutzlos zurücklassen. Mit einem leichten lächeln auf den Lippen schüttelte er den Kopf, alser daran dachte, wie sie mit den Frauen die Stadt vor dem Untergang bewahrt hatte. Niemals wieder würde er Frauen unterschätzen.
Es graute ihm davor die Stadt erneut zu verlassen und die Schildmaid zurückzulassen, doch wusste er, dass es notwendig war. Dem König musste die letzte Ehre erwiesen werden. Erst dann würde er zum König gekrönt werden können. Mit einem seufzen fuhr er fort seine Tasche zu packen. Niemals wollte er König werden. Es war stets sein Wunsch gewesen Marschall der Riddermark zu werden und ein Heer zu führen. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Er war nicht nur der nächste, sondern auch der letzte in der Erbfolge der Könige Rohans. Nachdem er seine Sachen gepackt hatte, verließ er sein Gemach und machte sich auf den Weg zu Háwena, um diese zum Essen abzuholen. Seit dem Vorfall mit Gamdor, wagte sie es noch nicht ihr Zimmer alleine zu verlassen, was er durchaus verstehen konnte.
Nachdem er geklopft hatte und sie ihn herein bat, betrat er schließlich ihr Zimmer. Er sah, wie sie vor dem Fenster stand und Gedankenverloren aus eben diesem sah. Als er näher trat, wandte sie sich um und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.
„Wann werdet ihr Morgen aufbrechen?" wollte sie mit rauer Stimme wissen. „In der Morgendämmerung werden wir uns auf den Weg nach Minas Tirith machen. Wir werden schnell reiten damit wir in spätestens drei Tagen dort sind. Dort werden wir dann einen Tag verweilen und am nächsten Morgen bereits wieder aufbrechen. Leider vermag ich nicht zu sagen, wie lange wir für den Rückweg benötigen, denn wir werden mit dem König nur langsam reisen können. Ich denke, dass wir etwa sechs Tage brauchen werden." Darauf nickte die Schildmaid und sah wieder aus dem Fenster. Er sah ihr an, dass sie etwas bedrückte, doch vermochte er nicht zu sagen, was es war. Auch wenn es egoistisch und durch die letzten Geschehnisse mehr als unpassend war, so hoffte er doch, dass es sein fortgehen war, was sie betrübte.
„Sobald ich wieder hier bin, werde ich in das Gemach des Königs ziehen. Schon Morgen wird mein altes Gemach geräumt. Wenn du möchtest, dann kannst du in das Zimmer ziehen. Schließlich kannst du nicht ewig mit meiner Schwerster das Zimmer teilen." Nun wandte sich die Schildmaid wieder vom Fenster ab und sah ihn an. „Ich danke dir. Zwar teile ich mir gerne das Zimmer mit Éowyn, doch wird sie vielleicht froh sein, wenn sie auch mal wieder für sich sein kann." meinte sie mit einem schiefen lächeln. „Wird sie dich auf deiner Reise begleiten? Kommt sie mit dir zurück nach Edoras?" wollte Háwena von ihm wissen. Ihr Blick war voller Hoffnung und Vorfreude. „Das kann ich dir nicht versprechen. Wie du weißt, wurde sie in der Schlacht verwundet. Doch hoffe ich, dass sie soweit genesen ist, dass sie mit uns reisen kann." Verstehend nickte die Schildmaid und senkte den Blick, um ihre Enttäuschung zu verbergen. Éomer wusste, dass Háwena und seine Schwester gute Freundinnen geworden sind, was ihn sehr freute. Éowyn hatte nicht viele wahre Freunde. Sie war so anders, als die meisten Frauen am Hofe, war sie doch schon immer vom Kampf begeistert gewesen. Háwena ist ihr da sehr ähnlich. Auch er hoffte, dass Éowyn wieder mit nach Edoras kam. „Nun sei nicht betrübt. Meine Schwester hat dich nicht vergessen und wird zurückkehren, sobald sie genesen ist. Und nun komm, lass uns etwas essen gehen." So bot Éomer ihr seinen Arm da, welchen sie mit einem leichten Rotschimmerauf den Wangen ergriff.
Leider hatte Éomer den restlichen Tag noch viel mit den Vorbereitungen zu tun. Sowohl für seine Abreise, als auch für die Anstehende Beisetzung. Diese sollte bereits einen Tag nach seiner Ankunft in Edoras stattfinden. Somit musste schon jetzt alles in die Wege geleitet werden. Leider hatte er deswegen keine Zeit für die Schildmaid, was ihn doch etwas ärgerte. Doch wusste er sie in guten Händen. Entweder war Alred bei ihr oder aber der Elb und der Zwerg.Langsam neigte sich aber auch dieser Tag dem Ende entgegen. Er freute sich darauf, seine Schildmaid beim Abendessen sehen zu können. Doch leider rückte damit auch die Zeit seiner Abreise näher.
Als er dann endlich alles erledigt hatte, machte er sich auf den Weg in die große Halle, wo gleich das Abendessen stattfinden würde. Alle waren schon dort und unterhielten sich ausgelassen. Das dröhnende Lachendes Zwerges hallte laut von den Wänden wider. Er mochte den Zwerg, passte er doch gut in die Landen Rohans.
Nachdem auch er sich an den Tisch gesetzt hatte, begannen sie mit dem Essen. Es war eine lustige Runde, auch wenn die bevorstehende Abreise einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Noch lange saßen sie beisammen, lachten und tranken, wobei Éomer und Aragorn sich sehr zurückhielten.
Als auch dieser Abend sich dem Ende neigte, begleitete Éomer Háwena noch zu ihrem Gemach. Vor der Tür blieben sie stehen und sahen sich stumm an. „Ich habe noch eine letzte Bitte an dich. Bitte kümmere dich um Edoras und Rohan während meiner Abwesenheit. So wie du es schon einmal getan hast." Er konnte sehen, dass seine Bitte sie überraschte, doch fing sie sich schnell wieder. „Wie könnte ich dir einen Wunsch abschlagen. Doch möchte ich dich ebenfalls um etwas bitten." Wieder sahen sie sich schweigend an, ehe Éomer nickte und ihr bedeutete ihre Bitte vorzutragen. „Bitte komm gesund zurück. Gesund und unverletzt. Ich möchte nicht noch jemanden verlieren, den..." hier stockte sie und senkte den Kopf. „Bitte komm einfach wieder schnell zurück." sprach sie leise und wollte sich schon von ihm abwenden, um das Zimmer zu betreten. Aus einem Impuls heraus fasste er sie am Arm, um sie zurückzuhalten. Als sie sich ihm wieder zuwandte, zog er sie in eine feste Umarmung. Seinen Kopf vergrub er in ihrem Haar und sog ihren unbeschreiblichen Duft ein. Er spürte, wie auch sie ihre Arme um ihn legte. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Nach einer kleinen Ewigkeit löste er sich wieder sachte von ihr. Zärtlich küsste er ihre Stirn, ehe er sich gänzlich von ihr löste. „So schnell wie es mir möglich ist, werde ich zurückkehren. Und nun schlafe, meine mutige Schildmaid." Noch einmal schenkte er ihr ein Lächeln, ehe er sich aufmachte um selbst schlafen zu gehen.
Es war eine kurze Nacht, doch trotzdem fühlte er sich ausgeschlafen und erholt. Langsam stieg er aus seinem Bett, wusch sich kurz und kleidete sich an, ehe er sich auf den Weg in die Stallungen machte. Die meisten Krieger waren schon da und auch die Pferde waren gesattelt und mit dem nötigsten Gepäck beladen. Aragorn traf nur wenige Minuten nach ihm in den Stallungen ein und holte Brego ausseiner Box. Draußen bestiegen sie ihre Pferde und ritten auf das Stadttor zu. Es war fast noch gänzlich dunkel. Nur ein kleiner heller Streifen war im Osten auszumachen. Noch einmal drehte sich der baldige König im Sattel um. Ohne es zu bemerkten, schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, als er oben vor den Türen Meduselds eine schmale Person ausmachen konnte. In einem leichten, weißen Kleid stand sie dort. Ihre blonden Haare wehten leicht in der morgendlichen Brise, die Arme um ihre Mitte geschlungen, um sich zu wärmen. Auch wenn Éomer die Person nicht genau erkennen konnte, so wusste er doch, dass es Háwena war, die ihn noch einmal aus der Ferne verabschiedete. Langsam hob sie eine Hand zum Gruß, welchen er sofort erwiderte. Nun wandte er sich, noch immer lächelnd, wieder nach vorn und trieb sein Pferd an. Aragorn an seiner Seite tat es ihm gleich und sah ihn wissend an. „Was ist?" wollte Éomer wissen. Doch Aragorn schüttelte nur grinsend den Kopf und trieb sein Pferd weiter an ehe er meinte: „Komm schon mein Freund, wir sollten uns sputen. Du willst doch niemanden länger als nötig warten lassen." Verwirrt sah Éomer ihm nach, ehe er auch sein Pferd weiter antrieb und zu ihm aufholte.
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Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ff
FanfictionEs ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein junger Krieger, welcher sein Gesicht vor allen verbirgt, wahrt seit Jahren ein großes Geheimnis. Doch bald schon wird dieses Geheimnis gelüftet. Begleitet Éomer dabei, wie er die...