Kapitel 31

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Schnell hatte Háwena den Vorfall mit der Fürstentochter vergessen. Denn so viel anderes Rückte nun in den Vordergrund. Éomer hatte an diesem Tag tatsächlich noch eine Schneiderin zu ihr geschickt, welche die Maße von der Schildmaid nahm und mit ihr über das Aussehen des Kleides sprach. Die ältere Schneiderin, welche auf den Namen Gudrun hörte, war schon beinahe entsetzt darüber, dass die Schildmaid auf ein schlichtes Kleid bestand. Háwena verstand nicht, wieso das ein Problem darstellen sollte, trug sie doch fast immer schlichte Kleider. Nachdem die Maße genommen wurden und Háwena ihre Wünsche kund getan hatte, floh sie beinahe aus ihrem Gemach. Doch hatte Gudrun kein einsehen und folgte der Schildmaid bis in den Thronsaal, wo sie weiter diskutierten. Erst das laute Lachen Éomers gebot dem für eine Weile Einhalt. „Leider muss ich euch kurz unterbrechen. Doch Aragorn wird nun gleich aufbrechen. Leider kann er seine Abreise nicht weiter verzögern, denn er wird dringend in Minas Tirith gebraucht. Ich dachte du wolltest dich sicherlich noch von ihm verabschieden."

„Es ist schade, dass er nicht länger bleiben kann. Doch kann ich ihn verstehen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es in der Stadt noch immer aussehen mag." Ohne weitere Worte zu verschwenden nahm Háwena den angebotenen Arm von Éomer und eilte an seiner Seite nachdraußen, um den ehemaligen Waldläufer zu verabschieden. Es war ein kurzer, aber herzlicher Abschied. Doch das Wissen, dass sie sich spätestens zu Aragorns Krönung wieder sehen werden, machte es leichter. Außerdem Freute es Háwena sehr, dass Gimli, Legolas und auch die Hobbits tatsächlich noch so lange blieben, bis sie gemeinsam nach Gondor aufbrechen würden.

Zusammen machten sich die Freunde wieder auf den Weg in den Thronsaal, wo noch immer Gudrun stand. Denn diese war noch nicht bereit nachzugeben.

„Ich möchte aber wirklich kein aufwendiges Kleid." versuchte es die Schildmaid noch einmal. Doch es war vergeblich. Verzweifelt sah sie zu ihren Freunden, welche ihr nur belustigte Blicke zuwarfen. Schließlich war es Legolas, welcher sich erbarmte. „Wenn es dir nichts ausmacht, dann werde ich mich mit der Schneiderin beraten. Ich denke, es ist möglich, dass ihr beide euren willen bekommt. Vertrau mir." fügte er zum Schluss noch hinzu, ehe er Gudrun seinen Arm anbot. Die Schneiderin war entzückt und machte sich bereitwillig mit Legolas auf den Weg.

„Da sieht man es mal wieder. Kein Mensch vermag es, einem Elben zu widerstehen. Dazu sind wohl nur wir Zwerge fähig." lachte Gimli, als der Elb mit der Schneiderin verschwunden war.

„Nun ich kann mich noch an einen Zwerg erinnern, welcher ganz entzückt von der Herrin Galadriel war." kicherte Pippin leise. Doch natürlich war es am ganzen Tisch zu hören. Sofort errötete Gimli und brummte etwas unverständliches in seinen dichten Bart, was keiner verstehen konnte. Natürlich wollte die Schildmaid auch diese Geschichte soforthören, doch verhinderte Éomer dies sofort.

„Leider muss ich euch hier unterbrechen. Denn es gibt noch einiges mehr vorzubereiten. Heute Abend ist noch genügend Zeit um Geschichten zu erzählen." damit erhob sich Éomer und hob Háwena einfach von der Bank, um sie anschließend sachte auf ihre Füße zu stellen.


An diesem und auch an den nächsten Tagen wurde viel besprochen und Vorbereitungen wurden getroffen. Nur wenige Tage nach Aragorns Abreise, war auch schon die erste Anprobe für das Kleid. Legolas und Gudrun hatten sich scheinbar gegen die Schildmaid verschworen, denn diese durfte ihr eigenes Hochzeitskleid erst sehen, wenn dieses fertig war. Legolas versicherte ihr immer wieder, dass es nur zu ihrer aller besten war, um weitere Disskusionen zu vermeiden. Außerdem sollte es eine Überraschung werden. Schnell hatte die Schildmaid nachgegeben. Sie vertraute Legolas, denn sie wusste, dass er auf ihre Wünsche Rücksicht nehmen würde.

Von Tag zu Tag wurde die Schildmaid aufgeregter und unruhiger. Es waren nur noch zwei Tage bis zur Krönung. Nur noch zwei Tage bis zur Hochzeit.

Háwena wurde gerade von Pippin und Merry zum Thronsaal gezogen, um zu Mittag zu essen. Éomer hatte die beiden Hobbits den Auftrag gegeben, sich um seine Verlobte zu kümmern. Denn ihm war aufgefallen, dass sie vorlauter Aufregung, sogar das Essen vergaß, wenn man sie nicht daran erinnerte. Und diesen Auftrag nahmen die beiden sehr ernst und führten ihn hervorragend aus. Somit wurde Háwena seit vier Tagen zu jeder Mahlzeit von den Hobbits abgeholt. Als die Schildmaid sich nachdem ersten Tag bei Éomer beschwerte, wollte er zunächst nicht mit sich reden lassen. Doch, als die Hobbits mitten in der Nacht in ihr Gemach spaziert kamen, um Háwena zum Nachtmahl abzuholen, zeigte er sich einsichtig. Schließlich einigten sie sich auf vier Mahlzeiten.

Nun waren sie auf dem Weg zum Mittagessen. Sie hatten gerade den Thronsaal betreten, als die Schildmaid wie von Blitz getroffen stehenblieb.

„Háwena!"rief eine freudige Stimme ihren Namen. Doch die Schildmaid musste erst ein paar mal blinzeln, glaubte sie doch ihre Augen würden ihr einen Streich spielen.

„Éowyn?!" Háwena konnte es nicht fassen, dass Éomers Schwester plötzlich im Thronsaal stand. Mit schnellen Schritten stürmten die beiden Frauen aufeinander zu und fielen sich zugleich lachend und weinend in die Arme.

„Was tust du hier?" wollte die Schildmaid sogleich wissen. „Versteh mich nicht falsch, natürlich freue ich mich sehr, dass du hier bist. Aber ich dachte, du wärst verletzt und noch nicht im Stande zureisen?" Noch immer liefen Háwena die Freudentränen über die Wangen, welche sie nun mit dem Handrücken weg wischte.

„Mir geht es gut. Wirklich. Éomer hat gewollt, dass ich mich noch einige Wochen schone. Wie du weißt, kann er stur wie ein Esel sein. Aber als ich von Aragorn hörte, dass Éomer um deine Hand angehalten hat, musste ich einfach nach Hause. Komm, setzen wir uns! Du musst mir alles erzählen."

Damit wurde Háwena erneut durch die Gegend gezogen. Während sie aßen, erzählte Háwena ihrer Freundin alles, was sich während ihrer Abwesenheit zugetragen hatte. Éowyn konnte kaum glauben, was die Schildmaid alles geleistet hatte. Nur das Verhalten und den Wutausbruch von Lothíriel ließ sie aus. Doch zu ihrem Bedauern erzählte Pippin ihr davon.

„Diese eingebildete Gans konnte ich noch nie leiden!" schnaubte Éowyn bloß, damit war das Thema glücklicherweise vom Tisch. Doch besonders über Gamdors Angriff war Éowyn schockiert. Éowyn konnte sehen, wie sehr dieses Ereignis die Schildmaid bedrückte. Daher nahm sie sie eine Weile fest in den Arm und wechselte schnell auf einer freulicheres Thema.

„Was ist mit deinem Kleid?" wollte Éowyn dann plötzlich wissen. „Ist es schon fertig? Kann ich es sehen?" genervt rollte die Schildmaid mit den Augen, ehe sie ihre Freundin auch darüber aufklärte. Denn noch immer hatte Háwena ihr eigenes Hochzeitskleid nicht zu sehen bekommen.

Noch lange saßen die beiden Frauen im Thronsaal, um sich auszutauschen. Denn auch Háwena wollte alles darüber wissen, was ihre Freundin erlebt hatte.

So erzählte Éowyn, wie sie die Schlacht erlebt hat. Von dem heimlichen ritt mit Merry, über die Schlacht selbst, wie sie den Hexenkönig mit der Hilfe des Hobbits besiegt hat und wie sie schließlich in den Häusern der Heilung aufgewacht ist. Etwas zögerlicher und mit roten Wangen, sprach Éowyn auch über Faramir.

Háwena freute sich darüber, dass ihre Freundin sich verliebt hatte und diese Liebe auch erwidert wurde. Doch schnell brachte Éowyn das Thema wieder auf die bevorstehende Krönung und Hochzeit ihres Bruders.


So vergingen die letzten Tage doch noch sehr schnell. 

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt