Éomerkonnte nicht fassen was er da vor sich sah. Jegliche Farbe war ihmaus dem Gesicht gewichen und er hatte die Kontrolle über seine Mimikverloren. Er wusste nicht was er sagen sollte. Háwine war eine Frau.Er hatte sein Gesicht nicht einer Wunde wegen verborgen, sondern weiler verbergen wollte, dass ER eigentlich eine SIE war. Holdwine musstees gewusst haben. Natürlich hatte er es gewusst, waren sie dochschließlich Geschwister.
Langsamkam ihm in den Sinn, dass Háwine nicht der wahre Name dieser Frausein konnte. War es doch schließlich ein Männername. Éomer wusstenicht was er denken sollte, wusste nicht was er fühlen sollte,während er ihr Gesicht betrachtete.
Siehatte ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen. Unter dengeschlossenen Augen war eine zierliche, feine Nase zu sehen, die ihrschon fast ein niedliches Aussehen verlieh. Darunter befanden sichvolle, sinnliche Lippen, die aufgrund des Blutverlustes etwas blasswaren. Sie war eine wahre Schönheit. Nur ein Narr würde etwasanderes behaupten. Éomer glaubte nie eine schönere Frau gesehen zuhaben. Nun erklärte es auch, weshalb der junge Krieger im Gegensatzzum älteren Bruder so klein und zierlich war.
AmRande seines Bewusstseins nahm er wahr, wie er an den Schulterngefasst wurde und von der verletzten Frau weggezogen wurde. Nichtfähig sich zu wehren, ließ er es geschehen. Jemand drückte ihn ineinen Stuhl und fühlte, wie ihm jemand einen Becher in die Handdrückte. Verwundert sah er auf den Becher, in dem eine roteFlüssigkeit schimmerte, die er als Wein identifizierte. Als eraufsah, sah er in das Gesicht von Gandalf. „Trinkt, das wird euchgut tun." sprach eben dieser mit einem schmunzeln auf den Lippen.Doch entging ihm auch die Sorge in dessen Augen nicht.
„SagtGandalf. Wird sie es überleben?" wollte Éomer wissen. Sie musstees einfach schaffen. Ob nun Mann oder Frau. Sie hatte ihm nicht nureinmal das Leben gerettet, er war ihr zu Dank verpflichtet. „Euerbester Heiler, sowie Aragorn und Legolas sind bei ihr und kümmernsich um sie. Mehr kann ich Euch leider nicht sagen. Doch dürft ihrdie Hoffnung nicht aufgeben. Denn ohne Hoffnung wären wir alleverloren. Und nun trinkt, es wird Euch gut tun. Danach kommt hinaus.Es gibt noch viel zu tun.
Gandalfhatte Recht. Er konnte hier jetzt nichts weiter tun und auf demSchlachtfeld gab es noch einiges an Arbeit.
Sosetzte er den Becher an seine Lippen und hatte diesen in nur wenigenZügen geleert.
Erstals die Sonne langsam schwand hatten sie alle gefallenen Kriegergeborgen und die erschlagenen Feinde auf mehrere Haufen geworfen unddiese entzündet. Für ihre Kameraden hatten sie Gräber ausgehobenund sie beerdigt. Es waren viele gewesen – zu viele.
Éomerhatte gerade wieder die Hornburg betreten, als sich jemand in seineArme warf und sich an seine breite Brust schmiegte. Schnell erkannteer seine kleine Schwester und zog sie in eine feste Umarmung.
„Ichbin so froh, dass du wohlauf bist." schluchzte sie leise.Beruhigend strich er über ihren Rücken und redete leise auf sieein. Schnell fasste sie sich wieder und sah ihn strahlend an.
„Sorgedich nicht Éowyn. Wie du siehst bin ich wohlauf. Auch wenn ich etwaszu Essen und auch Schlaf gebrauchen könnte." meinte er seufzend.Lange war er nicht mehr so erschöpft gewesen.
„Undein Bad, wie mir scheint." meinte seine Schwester naserümpfend.Dies ließ ihn leise lachen. „Ja auch das. Aber vorher muss ichnoch nach jemandem sehen, dem ich es verdanke nun unversehrt hier zustehen." Damit löste er behutsam ihre Arme, welche ihn noch immerumklammerten und entfernte sich mit schnellen Schritten.
Neugieriggeworden folgte sie ihrem großen Bruder und schon bald erkannte sie,dass er auf den Weg in die Häuser der Heilung war. Viele verwundeteKrieger lagen hier. Einige mit schweren, einige mit leichtenVerletzungen. Doch ihr Bruder lief immer weiter und so folgte sieihm, bis sie fast am Ende angekommen waren. Ohne anzuklopfen stürmteer regelrecht in den Raum.
In demRaum stand ein Bett in welchem eine Frau lag, die allem Anschein nachbewusstlos war.
Nebeneinem Heiler und ihrem Bruder, befanden sich auch Aragorn und der Elbin dem kleinen Raum.
„Sagtmir, wird sie es schaffen?" drang da nun die besorgte Stimme ihresBruders an ihr Ohr. „Sie hat viel Blut verloren und wird wohl nocheinige Zeit brauchen um zu genesen. Die Wunden gehen tief. Aber ja,sie wird es überleben, sofern ihre Wunden sich nicht entzünden. Ihrhabt sie gerade noch rechtzeitig gefunden." Es war Aragorn, derihrem Bruder antwortete. Sie sah die Erleichterung in dem GesichtÉomers.
„Werist sie?" wollte Éowyn nun wissen. Die Neugierde war einfach zugroß. Wer war die Frau? Hat sie etwa an der Schlacht Teil genommen,während sie dazu verdammt war in den Höhlen zu warten?
„Siegab sich als Mann aus. Ihr großer Bruder muss ihr dabei geholfenhaben. Du kennst ihn. Holdwine. Er ist erst kürzlich gefallen. Stetshatte sie ihr Gesicht verborgen und nie die Stimmer erhoben. Holdwinestellte sie als Háwine vor. Doch muss auch der Name falsch sein. Wirwerden warten müssen bis sie erwacht, ehe wir Antworten bekommen."erzählte ihr Bruder wehmütig.
„Dochso lange können wir hier nicht verweilen." sprach da der Zauberer.Erschrocken wandte Éowyn sich um, hatte sie doch nicht bemerkt wieder Zauberer hinter ihr den Raum betreten hatte. „Wir müssenmorgen früh aufbrechen. Unser Ziel wird Isengard sein." SowohlAragorn als auch Legolas und Éomer nickten zustimmend. Dann richteteÉomer wieder das Wort an seine Schwester.
„Éowyn,ich bitte dich. Bringe sie wohlbehalten nach Edoras und kümmere dichum sie. Ich verdanke ihr mein Leben und stehe tief in ihrer Schuld."
Siemusste nicht lange überlegen und erwiderte mit einem lächeln:„Natürlich werde ich deiner Bitte nachkommen. Auch ich möchtewissen, wer diese mutige Kriegerin ist, die es schaffte ein ganzesHeer von Männern zu täuschen."
Und sogeschah es, dass die Gefährten am frühen Morgen des nächsten Tagesnach Isengard aufbrachen. Begleitet wurden sie von von KönigThéoden, Éomer und einigen Kriegern.
DerGroßteil jedoch rastete noch einen weiteren Tag in der Hornburg undbrachen somit einen Tag später auf. Ihr Ziel war die goldene HalleMeduseld in Edoras.
Diejunge Kriegerin war noch immer nicht erwacht. Doch selbst wenn, wäresie niemals in der Lage gewesen selbst ein Pferd zu besteigen. Soveranlasste Éowyn, dass die namenlose Frau auf einen der Karrengebettet wurde. Éomers Schwester ließ den Karren, welcher von zweiPferden gezogen wurde, mit vielen Fellen und Decken auslegen, damitdie Frau es so bequem wie möglich hatte.
Undwie Éowyn es ihrem Bruder versprochen hatte, kümmerte sie sich gutum die junge Frau, die schon so viele Schlachten geschlagen hatte.Nur selten wich sie von ihrer Seite.
Eshatte sich schnell herum gesprochen, dass der vermummte KriegerHáwine in Wirklichkeit ein Frau war. Während ihrer Reise kamenimmer wieder Krieger, die mit der Schildmaid Seite an Seite gekämpfthatten, um sich nach der jungen Frau zu erkundigen. Verwundertstellte Éowyn schnell fest, dass ein jeder Krieger nur gute Wortesprach und sah die Sorge in den Augen der Männer. Sogar die eineoder andere Geschichte kam Éowyn zu Ohren. Scheinbar hatte dieUnbekannte tatsächlich so einige Leben gerettet und wurde stets fürihre Taten gelobt.
Es warspäter Vormittag des zweites Tages, als Éowyn eine Regung neben ihrvernahm. Besorgt sah sie auf die junge Frau, die neben ihr auf denFellen lag, sah wie ihre Augen unter den geschlossenen Lidernzuckten. Plötzlich blinzelte die junge Frau, schloss mit einemleisen stöhnen aber wieder ihre Augen.
Dochnach kurzer Zeit schaffte es die Frau ihre Augen schließlich ganz zuöffnen.
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Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ff
FanficEs ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein junger Krieger, welcher sein Gesicht vor allen verbirgt, wahrt seit Jahren ein großes Geheimnis. Doch bald schon wird dieses Geheimnis gelüftet. Begleitet Éomer dabei, wie er die...