Langsam drehte er denn Kopf zurück, während auf seiner Wange ein großer roter Handabdruck prangte. Sofort bereute ich es, ihn gleich geschlagen zu haben. Ich hätte nicht gleich gewalttätig werden können, sondern alles friedlich mit Worten lösen können, wie mein Vater es mir schon seit seiner Kindheit beigebracht hatte.
"Go Girl!", rief eine gebrechliche Stimme vom Balkon.
Ich sah nach oben und entdeckte unsere verrückte Nachbarin, die triumphierend eine Faust in die Luft streckte. Tief atmete ich durch.
"Tut mi-", ich wurde unterbrochen, weil der Mann ebenfalls begann, dieselben Worte zu sagen.
Gleichzeitig stoppten wir und guckten uns verblüfft. Auf sein Gesicht schlich sich ein leichtes Lächeln, was jedoch gleich verschwand.
"Tut mir leid, ich habe überreagiert, weil du Nikolay beleidigt hast. Aber gib es zu, du hast es ein wenig verdient, weil du ihn zusammengeschlagen hast", sagte ich.
"Und mir tut es leid, weil ich ihn beleidigt habe. Und außerdem war dein Schlag sowieso nicht sehr stark. Daran solltest du wohl noch ein wenig arbeiten."
Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe und verschränkte mein Arme vor der Brust. Plötzlich fiel mir ein, dass ich seinen Namen immer noch nicht wusste.
"Wie heißt du überhaupt?", wollte ich interessiert wissen.
"Levi Costa", antwortete er und schaute mir direkt in die Augen, als würde er eine Reaktion erwarten. Ich nickte kurz. Sein Name klang ziemlich heiß, aber ich würde das nie im Leben zugeben. Lächelnd streckte ich ihm die Hand entgegen. Sanft nahm er sie und statt sie zu schütteln, hauchte er einen Kuss auf meinen Handrücken, während er weiterhin tief in meine Augen guckte. Hitze schoss in mein Gesicht und mein Herz pochte so laut, dass ich dachte, er würde es hören.
"Und ich bin-", weiter kam ich nicht, denn schon wieder wurde ich unterbrochen.
"Noelani Ghawaii."
Ich erstarrte, riss meine Augen auf und mein Lächeln fiel zusammen. Dann griff ich meinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle und zwang mir ein falsches Lachen auf, was in meinen Ohren ziemlich nervös klang.
"Du kennst meinen Namen schon. Wie schön!", meine Stimme zitterte leicht.
"Naja, war schön dich kennengelernt zu haben, vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder", ich packte Nikolay am Kragen, der der Unterhaltung mit gerunzelter Stirn besorgt zugehört hatte und stolperte mit ihm ins Treppenhaus. Als die Tür hinter uns ins Schloss fiel, wagte ich einen Blick nach draußen durch die Glastür. Dort stand Levi immer noch und fuhr sich aufgebracht durch die Haare, sodass sie zu allen Seiten abstanden. Dann blickte er mich durch die Scheibe an. Schnell wand ich meinen Blick ab. Mit rasendem Herzen stiegen wir die Treppen hoch und klopften an unserer Haustür. Nach nur wenigen Sekunden wurde sie aufgemacht und wir traten hindurch.
L E V I P O V:
Wütend kickte ich gegen den Reifen meines Autos. Wieso passierte mir sowas? Wieso habe ich nicht einfach meinen Mund gehalten und sie sich selber vorstellen lassen? Vielleicht hätte ich sie damit nicht verschreckt. Vielleicht hätte ich sie danach noch auf einen Kaffee einladen können.
"Fuck", fluchte ich und legte meinen Kopf in den Nacken. Mit meinen Händen fuhr ich mir über das Gesicht.
Es war doch klar, dass ich sie damit erschreckte! Wieso war ich nur so ein Idiot?
Plötzlich legte eine kleine Hand sich auf meine Schulter. Ich fuhr herum, um gleich zuzuschlagen, stoppte aber, als ich die alte Dame vom Balkon wiedersah.
"Was machen Sie denn hier?", fragte ich erschöpft.
"Ich habe gesehen, dass dich etwas plagt und wollte fragen, wie es dir geht", unter ihrer Achsel klemmte eine Decke und ein Picknickkorb hing von ihrem Arm. Sie breitete die Decke auf dem Gras neben meinem Auto aus, stellte den Korb drauf und ließ sich ächzend darauf nieder.
Als sie bemerkte, dass ich einfach nur zusah, klopfte sie neben sich.
"Na komm, ich habe Kekse dabei. Sie helfen bei jedem Problem wenigstens ein kleines bisschen."
Skeptisch setzte ich mich daneben.
"Wieso helfen Sie mir?"
"Nur weil du Nikolay verprügelt und ihm die Nase gebrochen hast, heißt das nicht gleich, dass du ein schlechter Typ bist", antwortete sie sanft und nahm eine verschlossene Dose aus dem Korb. Als sie sie öffnete, kam mir ein süßer Duft entgegen.
"Sie wissen nicht, wer ich bin und was ich noch alles gemacht habe", lachte ich auf.
"Oh Levi, natürlich weiß ich wer du bist! Jeder weiß das", kleine Lachfältchen bildeten sich um ihre Augen.
"Wieso sitzen Sie dann noch hier und holen keine Hilfe."
"Weil du genauso ein Mensch mit Gefühlen bist wie jeder andere auch. Ich sehe es in deinen Augen, dass dich etwas plagt, was dir Schmerzen bereitet. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es etwas mit Noelani zu tun hat."
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Die Kapitel werden irgendwie immer kürzer, merke ich gerade 😂
DU LIEST GERADE
Angel's beating heart
RomanceNoelani- ein nettes Mädchen mit einem guten Herz. Mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Oma wohnt sie in einem Hochhaus neben einer verrückten Nachbarin, die die besten Kekse der Welt bäckt. Von außen hin scheint die Familie wie eine perfekte, do...