L E V I P O V:
"Eure Streiterei klang nicht gerade nett!", ertönte eine sanfte Stimme. Ich drehte mich herum und entdeckte Noelani, die ganz friedlich an einem Baum lehnte und mich von oben bis unten musterte, als würde sie überprüfen, ob mir irgendetwas fehlte oder wie ich mich fühlte.
"Du siehst auf jeden Fall sehr wütend aus!", stellte sie dann fest und trat einen Schritt näher an mich heran.
"Ja!", gab ich zu und seufzte leise auf.
"Ich bin wütend", ächzend ließ ich mich an einem Baum nieder, streckte die Beine aus und lehnte meinen Rücken gegen die Rinde. Dann ließ ich meinen Kopf kreisen, sodass er laut knackt, was Noelani ihr Gesicht verziehen ließ.
"Jetzt erzähl! Was bedrückt dich?", sie sah mich aus ihren klaren, blauen Augen an und ich musste leicht lächeln, weil sie gerade direkt im Vergleich mit dem Himmel waren. Die Farbe sah fast identisch aus, nur war ihre schöner.
"Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen möchtest", lachte ich leise und bewegte meine verspannten Schultern auf und ab.
"Doch! Sonst würde ich nicht fragen!", sagte sie und setzte sich dicht neben mich, sodass unsere Knie sich leicht berührten. Sofort durchzuckten mich kleine Stromschläge und ich rutschte unauffällig näher an sie heran.
"Aber versprich mir bitte, dass du nicht schreiend vor Angst wegrennst oder sauer auf mich bist!"
Ernst sah ich sie an und sie nickte. Auch wenn ich Angst vor ihrer Reaktion hatte, fing ich an zu erzählen.
"Du hattest Recht damit, dass ich nicht der nette Nachbarssohn von neben an bin. Eigentlich bin ich überhaupt nicht nett!"
Wir wurden abgelenkt von einer Frau mit einem Kind. Sie gingen an uns vorbei und als die Frau uns sah, erschrak sie und wurde leichenblass. Schnell unterbrach sie denn Blickkontakt mit mir, nahm den kleinen Jungen an der Hand und zog ihn fast rennend mit sich. Ich starrte ihr kurz hinterher, dann wandte ich mich wieder an Noelani.
"Leute meiden mich und wechseln die Straßenseite, wenn sie mich sehen. Sie haben Angst vor mir. Ich bin ehrlich überrascht, dass du noch nichts von mir gehört hast, ich werde oft in den Nachrichten erwähnt."
"Wir haben keinen Fernseher", Noelani errötete vor Verlegenheit und wandte ihren Kopf ab, damit ich sie nicht ansehen konnte. Ich sah ihr an, dass es ihr peinlich war.
"Ist auch egal. Auf jeden Fall sind ich und meine Familie in ein paar Dinge verstrickt, die vielleicht schlecht enden könnten. Du musst wissen, ich bin der älteste von meinen Geschwistern und kriege deshalb von unseren Eltern mehr Aufmerksamkeit als die anderen. Blake, der Junge mit dem ich die Auseinandersetzung hatte", ich sah sie an.
"Ich bin ihm schon ein Mal davor begegnet", sagte Noelani, um mir zu zeigen, dass sie wusste, über wenn ich sprach.
"Er ist der jüngste von uns allen und kriegt die wenigste Aufmerksamkeit. Die ältesten Jungs in unserer Familie werden immer bevorzugt, weil sie als das Erbe gelten. Sobald der Vater verstirbt oder beschließt, die Geschäfte, die wir mit anderen machen, weiterzuleiten, gilt immer der Älteste als Nachfolger und wird somit den anderen Geschwistern vorgezogen."
Bestürzt sah das blonde Mädchen mich an und hielt sich entgeistert die Hand vor den Mund.
"Oh Gott, das ist ja schrecklich", hauchte sie.
"Ich kann mir nicht vorstellen, wie es für Blake sein muss! Eltern sind dazu verantwortlich, ihre Kinder genau gleich zu behandeln und zu lieben", traurig blickte sie geradeaus und schüttelte den Kopf.
"Ich und meine Geschwister versuchen Blake mit einzubeziehen. Zwar hatte er nicht dieselbe Kindheit wie ich und wir können auch unseren Eltern nicht ersetzten, aber wir versuchen unser Bestes, auch wenn es nicht so ganz klappt", beschwichtigte ich Noelani, damit sie nicht gleich vor Ungläubigkeit aus den Latschen kippte, denn diese war ziemlich blass um ihre Nase geworden und schüttelte immer noch fassungslos ihren Kopf.
"Hast du eigentlich dein Trinkgeld und deine Arbeitsklamotten gekriegt", versuchte ich sie abzulenken.
"Also warst das doch du!", rief sie aus und sprang auf die Füße.
"Kann sein", leicht lächelte ich. Sofort spüre die fehlende Wärme an meiner Seite.
"Danke, das wäre echt nicht nötig gewesen", flüsterte sie leise und sank wieder neben mich auf den Boden.
"Natürlich ist es nötig gewesen!", betonte ich und richtete mich etwas auf.
"Dein Boss muss sehen, dass er eine gute Mitarbeiterin verloren hat!"
Sie errötete leicht und spielt mit ihren Fingern, die auf ihrem Schoß lagen.
"Danke, Levi!", murmelte sie verlegen und hobt dann aber wieder ihren Kopf.
"Aber du hättest auch ohne Trinkgeld zeigen können, dass du mich gerne hast", schelmisch grinste sie mich an und ich musste schmunzeln. Auf den ersten Blick sah Noelani ganz anders aus, als ihre Persönlichkeit war, stellte ich fest.
"Vielleicht hast du Recht."
Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel eine winkende Gestalt. Wir beide drehten den Kopf und ich erkannte einen blonden Mann. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah Noelani aufstehen.
"Noch mal danke für alles!", freundlich lächelte sie auf mich herab.
"Aber ich muss leider gehen! Ein Freund ruft mich."
Bei dem Wort "Freund" verspanne ich mich kurz, bis mir das Wort "ein" davor auffiel. Das bedeutete, dass Noelani nichts von diesem Typen wollte und ihn nur als einen Freund sah. Erleichtert nicke ich ihr kurz zu. Zwar war ich nicht sicher, ob der Typ nicht auch etwas von ihr wollte oder sie ebenfalls nur als eine Freundin sah, aber es erleichterte mich dennoch. Noelani drehte sich um und ging, aber auf halbem Weg blieb sie stehen und wandte sich noch mal zu mir.
"Ich schulde dir noch einen großen Gefallen, denn du hast mir sehr geholfen und ich bin mir sicher, die Sache mit Blake wird sich auch irgendwann lösen", dann ging sie weiter.
Noch lange sah ich ihr nach, auch als der Typ auf sie einredete und sie gemeinsam den Park verließen. So lange, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwand. Dann lehnte ich meinen Kopf an die Rinde hinter mir und unterdrückte ein Lächeln. Ich war so froh, dass Noelani ihr Versprechen nicht gebrochen hat und nicht mitten im Gespräch das Weite gesucht hatte.
Als langsam die Nacht einbrach, rappelte ich mich auf und machte mich auf den Weg zum Auto, um nach Hause zu fahren.
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Nein, ich bin nicht tot! Und ja, ich weiß ich habe schon lange nichts mehr veröffentlicht!
Wattpad war so gemein und hat mein ganzes Kapitel gelöscht, aber @Ali_Arya hat mir geholfen! Schaut gerne bei ihr vorbei. Sie ist sehr sympathisch!
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Angel's beating heart
RomanceNoelani- ein nettes Mädchen mit einem guten Herz. Mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Oma wohnt sie in einem Hochhaus neben einer verrückten Nachbarin, die die besten Kekse der Welt bäckt. Von außen hin scheint die Familie wie eine perfekte, do...