Kapitel 13

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Langsam ließ ich meinen Blick durch die tanzende Menge schweifen. Die bunten Lichter, die sich im glänzenden Boden spiegelten und mich blendeten, erschwerten mir die Sicht. Ich wollte wissen, was den Mann so verschreckt hatte. 

Vielleicht haben die zwei Frauen gebeichtet, dass sie noch minderjährig waren, und er wollte sich deshalb so schnell wie möglich aus dem Staub machen, damit es niemand merkte?

Plötzlich wurde ich von hinten angerempelt. Ungeschickt stolperte ich etwas nach vorne und ließ fast mein silbernes Tablett fallen. Gerade noch rechtzeitig wich ich einem Mann aus, in den ich fast reingekracht bin. 

Aus dem Augenwinkel sah ich noch eine blonde Frau, die mir einen bösen Blick schenkte und sich lauthals über mich beschwerte und dann kopfschüttelnd verschwand.

Als ich meinen Blick hob, erstarrte ich. Meine Augen weiteten sich und mein Herz setzte einen Schlag aus, denn gerade in dem Moment, in dem ich in die Richtung sah, wandte kein anderer als Levi seinen Kopf. 

Wir sahen uns direkt an und als ein gelber Lichtstrahl über die Menge wanderte und ihn dabei für einen kurzen Moment streifte, sah ich eine kleine Kopfbewegung, die ich fast übersehen hätte. Ein Nicken. Doch es verriet mir etwas. 

Er hatte mich gesehen, und ohne mit ihm zu sprechen, wusste ich durch diese Kopfbewegung und dem Ausdruck seiner Augen, dass er den Mann von vorhin verschreckt hatte.

Statt sauer zu sein oder Angst vor ihm zu haben, verspürte ich Dankbarkeit, denn ich fühlte mich ziemlich unwohl, als die schmierigen Blicke über meinen Körper fuhren, als würden die zwei Mädchen nicht direkt neben ihm sitzen. Außerdem war er viel älter als ich und noch älter als die Mädchen. Tief in meinem Unterbewusstsein wusste ich, dass ich Levi seit dem reuevollen Blick, den er hatte, als wir uns das erste Mal vor dem Hochhaus sahen und seit dem Gespräch mit Nikolay, in dem er mir versicherte, dass Levi uns nichts machen würde, verzieh.

Bevor ich ihn aus den Augen verlor, drängelte ich mich durch die Menschenmasse. Ich musste ihm dringend noch was Wichtiges mitteilen. Während ich mich zu ihm hindurchkämpfte, musterte er mich mit schiefgelegtem Kopf.

Keuchend blieb ich vor Levi stehen und sah ihn ernst an. Einen Moment lang sagte niemand was, bis ich die Stille, die zwischen uns herrschte, brach. Ich machte einen großen Schritt auf ihn zu.

"Levi, weißt du eigentlich, was für einen großen Schrecken du mir letztes Mal eingejagt hast?", aufgebracht piekte ich mit dem Zeigefinger in seine Brust.

"Wenn du irgendwas gefährliches planst oder mich stalkst, kannst du dir das aber gehörig abschminken!", ich holte tief Luft, um auch noch die letzten Worte zu sprechen.

"Und außerdem weiß ich, dass du den Typ von vorhin weggeschickt hast. Ich bin mir da ziemlich sicher und deshalb denke ich, dass du doch nichts Böses im Schilde führst, auch wenn du nicht wie der gute Nachbarsjunge von nebenan aussiehst!", ich betrachtete kurz seine Tattoos, die man wegen der hochgekrempelten Ärmel seines weißen Hemdes sah. Der Typ schien nur Hemden zu tragen!

"Wenn du aber meiner Familie oder meinen Freunden etwas antust, dann wirst du nicht lange leben! Und hör auf so dämlich zu grinsen, ich meine das ziemlich Ernst!"

Sein Grinsen wurde, wenn es ging, noch breiter und er verkniff sich nur mit Mühe das Lachen.

"Tut mir Leid, ich bin nur sehr froh gerade. Und was das Stalken angeht, da kann ich dich beruhigen, ich war gerade nur mit ein paar Bekannten hier und haben was Geschäftliches besprochen", er deutete mit dem Zeigefinger in eine Richtung.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte über die Leute hinweg zugucken. Da Levi bemerkte, dass ich sie nicht sah, legte er mir eine Hand auf die Schulter und stellte sich dicht hinter mich. Ich schluckte stark, als sein warmer Atem auf meinen Hals traf.

"Siehst du, da hinten. Der Mann in dem grauen Anzug und der blauen Krawatte und daneben noch ein Typ im schwarzen Anzug", mit der Hand deutete er an meinem Gesicht vorbei in die Richtung. Jetzt sah ich sie. Sie saßen um einen kleinen runden Tisch herum. Auf ihm standen verschiedene alkoholische Getränke wie Wodka bis hin zum Schnaps und zu weißem Wein.

"Na gut, ich glaube dir", ich betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen.

"Das heißt nicht, dass du immer noch gruselig bist!", betonte ich noch, drehte mich um und verlies das VIP-Bereich, den noch länger zwischen den reichen Leuten zu sein, wollte ich auf gar keinem Fall.

Doch als ich an der Bar ankam, wartete schon jemand auf mich, und ich wusste direkt, dass es nichts Gutes bedeuten würde.

Angel's beating heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt