Kapitel 28

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Mir ging es schlecht. Ziemlich schlecht. Als ich wieder aufwachte, saß der vernarbte Mann auf einem Stuhl daneben und beobachtete mich. Es war unangenehm, wie er mit seinen gelben Zähnen grinste und seine Augen meinen Körper hoch und runterfuhren, während ich kraftlos in den Fesseln hing. So als würde es ihm gefallen, wie wehrlos ich war.

"Levi Costa hat einen guten Geschmack. Ich hätte ihm das niemals zugetraut. Es ist das erste mal, das wir uns in irgendetwas einig sind", lachte er, wobei er Levis Namen herausspuckte, als würde er ihn anekeln. 

"Ich würde gerne auch wissen, wie gut du ficken kannst." Ich kniff meine Augen kurz zusammen, um mich irgendwie davon abzulenken, mich nicht vor Grauen zu schütteln, bevor ich wegsah. Ich wusste, dass ich wahrscheinlich kotzen würde, wenn ich noch weiter sein hässliches Gesicht sehen müsste. 

Er stand vom Stuhl auf und schlurfte auf mich zu, wobei er sein Bein auffällig hinter sich herzog. 

"Weißt du, Levi hat mich schon sehr oft leiden lassen. Er und sein Vater haben meinen Bruder erschossen", er sah kurz weg und irrte ich mich, oder glänzten Tränen in seinen Augen. "Er war tot, bevor ich noch etwas für ihn tun konnte." Irgendwie hatte ich ein wenig Mitleid mit ihm. Ich könnte mir nicht vorstellen, wie es wäre, würde ich Nikolay verlieren. 

"Er hat mir meine Gehfähigkeit genommen. Mich unfähig gemacht.", stieß er aus und deutete auf sein Bein. "Und er hat mir mehrfach meine Geschäftspartner vor der Nase weggeschnappt, mich betrogen, sodass ich Unmengen an Geld verlor." Er war mittlerweile vor mir stehen geblieben und strich mir über meine Wange, bevor er meine Haare um seine Handfläche wickelte und ruckartig daran zog, damit ich ihn ansehen musste.

"Aber jetzt kommst du ins Spiel. Du kannst mir helfen meinen Bruder zu rächen. Ich habe Costa das Video geschickt, wo ich ihm zeige, wie wehrlos du bist. Was ich alles mit dir anstellen kann, bei dem er zugucken, dich aber nicht davor retten kann. Davor habe ich ihn natürlich getrackt, damit ich immer weiß, wo er ist. Schon seit einer langen Weile, deshalb wusste ich immer, wenn er zu dir nach Hause gefahren ist. Darauf bin ich natürlich direkt aufmerksam geworden. Passiert nicht alle mal, dass er bei einem Mädchen zu Hause ist."

Er zückte sein Handy. "Und wie ich laut dieser Trackingapp sehe, ist er gerade auf dem Weg hierher. Das heißt wir können noch ein wenig Spaß haben. Er denkt er kann dich retten, aber dass wird leider nicht klappen. Und danach wird er dich gebrochen hier vorfinden, bevor ich dich direkt vor seinen Augen erschieße. Es wird ihn zerstören!"

Ein fieses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er fuhr mit seinem dreckigen Finger über meine Unterlippe. Seine Hand wanderte langsam nach unten zu meiner Hose, wo er begann langsam an meinem Knopf herum zu nesteln, während ich ihn verängstigt aus aufgerissenen Augen anstarrte. 

"Und dann werde ich ihn langsam foltern, bis er nichts mehr im Sinn hat, als bloß zu sterben, damit seine Qualen endlich vorbei sind, aber ich werde ihn heilen lassen, nur damit ich wieder von vorne anfangen kann. Immer weiter. Und ihn so lange leiden lassen, bis er verrückt wird." Sein Lachen hallte durch den Raum. Nicht Levi war das Monster. Nein, dieser Mann war eins. Er war ein Psychopath. Und ich wollte nichts lieber, als so schnell wie möglich von hier wegzukommen.

"Ich hoffe du verreckst", formte ich fast tonlos mit den Lippen. Meine Stimmbänder schmerzten und mein Hals umso mehr, aber es hielt mich trotzdem nicht davon ab leicht zu lächeln. 

Die Pistole kam unerwartet von hinten und knallte so hart gegen den Kopf dieses Mannes, dass er gleich zu Boden ging, während Levi sich direkt neben mich kniete und sie achtlos neben sich schmiss. 

"Es tut mir so, so Leid, mein Engel", er strich mir sanft über die Wange und ich schloss kurz die Augen, um mich etwas dagegen zu schmiegen. Jetzt war alles gut. Er war da um mich zu retten. Levi zückte ein Messer und schnitt die Fesseln durch, die mich gefangen hielten. Sofort stand ich auf den Beinen, zwar etwas wackelig, aber Levi stützte mich. 

Erst jetzt bemerkte ich Blake, der in den Raum hineinspähte. 

"Levi! Da kommen welche!", zischte er ihm leise zu und winkte hektisch, ehe er mir knapp zu nickte. Ich lächelte ihn leicht an. 

"Fuck", fluchte Levi. "Kannst du gehen?" Ich nickte und ging ein paar Schritte. Es würde irgendwie schon funktionieren.

"Bitte renne so schnell du kannst auf direktem Weg hieraus. Vivienne wird dich begleiten. Wenn ihr etwas passiert, renn einfach weiter. Draußen stehen ein paar Männer von mir, die berichtigst du dann, sie holen sie dann schon raus."

Ich nickte. 

"Dann los", er drückte mich aus der Tür raus, bevor er mich doch noch kurz an sich presste.

"Es tut mir wirklich Leid und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen wirst."

Er blickte mir in die Augen und ich sah dort Reue und ein winziges bisschen Hoffnung.

Angel's beating heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt