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Diese Schule war der Inbegriff von Allem, was Taehyung verabscheute. Ein Haufen privilegierter, reicher Kinder, die sich für etwas Besseres hielten. Die über nichts wirklich nachdachten und mit einer Selbstverständlichkeit alles taten - als hätte man ihnen am Tag ihrer Geburt eine Urkunde ausgestellt, die sie zu allem berechtigte. Und wahrscheinlich war es genau das, was es bedeutete reich zu sein.

Wenn man zu den mächtigsten Familien des Landes gehörte, wenn es leicht war, sich für etwas Besseres zu halten, denn man sah so aus; man konnte so reden, sich so geben und hatte die Kontrolle darüber, was man in seinem Leben tolerierte und was nicht. Das Leben in den Villen und Penthäusern von Gangnam, wo keine U-Bahn Station hinführte, denn niemand benutzte dort öffentliche Verkehrsmittel.

Dann konnte er es verstehen. Es war ein Leben, dass er nicht kannte, nichtmal richtig sehen oder anfassen konnte. Nur der Schein, das Glänzen dieser Welt verirrte sich manchmal zu ihm und dann so kurz, so schnell und verlockend, dass er wusste, die Jagd danach wäre sein Ende. Es war so weit weg, er würde es niemals erreichen. Deswegen konnte er die Schüler dieser Schule nicht verstehen und er konnte niemandem dafür die Schuld geben. Woher sollte er wissen, wie sich diese Art von Leben anfühlte? Und woher sollten die anderen wissen, wie es für ihn war? Seine Sicht, seine Erfahrung war nicht wichtig.

Warum sollten die, die alles hatten, sich nach einer Hand umdrehen, die versuchte sich danach auszustrecken? Für sie, war er bloß dreckig. Ein schwarzer Fleck in einem Bild, in das er nicht reingehörte. Es war bloß eine Frage der Zeit, dass man ihn entlarvte und zurück schickte. Dahin, wo er herkam, wo er hingehörte - nicht die Welt der reichen. Bloß ein kleines Haus außerhalb von Gangnam zwischen dem kleinen Convenience Store und dem schäbigen Imbiss, indem er mal vorübergehend während seiner Mittelschulzeit gearbeitet hatte.

Es war nichts besonderes. Das Haus von Menschen, die nicht zählten. Die bloß von Tag zu Tag lebten, arbeiteten und hofften, dass der Tag nicht zu anstrengend sein würde, dass der Feierabend schön wird. So wie seine Eltern, wie seine Schwester, die nur ihr Bestes gaben und mit ihren ausdruckslosen Gesichtern abends vorm Fernseher saßen, bis am nächsten Morgen alles von vorne losging.

Konnte er das? 
Seufzend steckte er den Schlüssel ins Loch und ihm kam dieser komische Geruch entgegen, als er den Flur betrat. Da musste irgendetwas wieder in der Küche durchgebrannt sein. Er wusste nicht, was es beim letzten Mal gewesen war. Seine Mutter war bloß ein paar Tage gestresst gewesen und dann auf einmal war der Geruch weg und alles war wieder normal. Sie fand jedes Mal heraus, was es war. Zur Not halfen seine Schwester und er. Sein Vater kam erst zu spät von der Arbeit. Er sah ihn fast nie.

In seinem Zimmer, dem ausgebauten Dachboden, starrte er etwas später auf seine Hausaufgaben und wollte sie am liebsten anschreien.
Nein, er konnte das nicht.
Er arbeitete sich den Arsch ab, aber für was? Würde es jemals etwas bringen? Die ganze Arbeit, auf diese Privatschule zu gehen, sich dort zu behaupten, es war so anstrengend. Er musste sich immer wieder überzeugen; es wird nicht umsonst sein! Er würde niemals wie der Rest seiner Familie enden.

Die ganzen reichen Schnösel in Gangnam, die bereits sein ganzes Leben auf ihn spuckten, vor allem Alphas, er konnte nicht für immer neben denen, unter denen oder eher für die leben. Er würde von dem Ganzen wegkommen. Von dieser Gegend, die dazu verdammt war, sich den reichen zu untergeben, die in ihrem Schatten lebte, wo fast jeder, der hier wohnte, für einen von ihnen arbeitete. Er konnte hier nicht bleiben.

Er würde wegkommen, würde tun können, was er wollte. Außerhalb dieser Scheinwelt, außerhalb von allem, was versuchte, ihn klein zu machen. Weg von hier und er würde darauf achten, nie wieder in die Nähe einer Reinbluts-Familie zu kommen. Denn da scharrten sie sich alle. Alles, was er hasste, was ihn nicht wollte, scharrte sich da.

BE MY OMEGA | kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt