Last Schoolday

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Hektisch trat ich in die Pedale, die dunklen Wolken schwebten drohend über mir und waren kurz davor sich über der kleinen Stadt zu ergießen. Wahrscheinlich konnte ich nur hoffen, dass dies nicht passieren würde. Aber in diesem Moment geschah es auch schon. Es goß wie aus Kübeln und innerhalb von ein paar Minuten war ich durchnässt. Mist! Meine Sachen würden nicht mehr trocken ankommen, die Tasche war natürlich nicht wasserfest. Ich seufzte während ich radelte und die Tropfen, die von meinem roten Helm rannen, beobachtete.
Das Wetter spielte einfach verrückt, im späten Herbst war das jedoch kein Wunder. Dennoch geriet ich mit meinem Fahrrad immer in die nicht so sonnigen Stunden des Tages, fast so als würde ich Regen und Hagel herbeibeschwören, wenn ich auch nur einen Schritt vor die Tür wagte.
Trotzdem stierten mich alle an, sobald ich viel zu spät und Wasser triefend in die Klasse kam und mich beim Lehrer entschuldigte. Dieser gab einen blöden Spruch vor der Klasse zum Besten, (,,Haste heute in ner Regentonne geschlafen?") woraufhin ein paar Leute kicherten. War ja klar...
Leicht verärgert lief ich zu meinem Stuhl und setzte mich. Mein Tisch war in der letzten Reihe und ein Fensterplatz, was die besten Anforderungen für einen entspannten Lernort waren, wie ich fand. Das erste Glück heute war, dass ich außerdem direkt neben der Heizung saß. So konnte ich Bücher, Block und Hefte einfach darauf trocknen lassen und mich aufwärmen. So war es doch gleich viel gemütlicher.
Kurz nachdem der Mathelehrer seinen Unterricht fortgesetzt hatte, klopfte es an der Tür. ,,Herein.", sagte er und wandte sich von der Tafel ab, zu dem zweiten Glück meines Tages. Zuerst empfand ich Mitleid für den Nachzügler, er würde das nächste Opfer dieses unfähigen Idioten sein. Allerdings trat der Klopfende ein und er tat mir überhaupt nicht mehr leid.
Denn der Junge, der nun zu sehen war, sah gut aus. Ehrlich gesagt, sehr gut. Seine Sommersprossen und orangebraunen Haare fielen einem sofort ins Auge und nachdem man sein blasses, gerades Gesicht begutachtet hatte, war man schon zu dem Schluss gekommen, dass er nicht ganz so unattraktiv war wie man ihn vielleicht aus dem Augenwinkel eingeschätzt hätte.

 Seine Sommersprossen und orangebraunen Haare fielen einem sofort ins Auge und nachdem man sein blasses, gerades Gesicht begutachtet hatte, war man schon zu dem Schluss gekommen, dass er nicht ganz so unattraktiv war wie man ihn vielleicht aus dem...

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Nur seine Segelohren fielen ein wenig aus dem Muster seines schönen Gesichts. Was wollte er hier?, war mein zweiter Gedanke. Die Mädchen ganz vorne an den Pulten waren wohl noch bei ihrem Ersten, denn sie hörten nicht auf, den Typen anzustarren. Fehlte nur noch, dass sie sabbern...
Er merkte nichts von der Wirkung seiner Erscheinung und redete mit unserem Lehrer. Seine Stimme war überraschend hoch, als hätte er den Stimmbruch übersprungen.
,,Hallo, ist das hier die Klasse 10Rd?"
,,Ja, bist du der Sebastian?"
,,Stellan. Ich heiße Stellan."
,,Wie du meinst."
,,Such dir einen freien Platz und setz dich."
Stellans Blick schweifte suchend durch den Raum während der Mathelehrer etwas in das Klassenbuch eintrug und dabei in den stillen Raum redete.
,,Stefan ist unser neuer Mitschüler, heißt ihn für das letzte Jahr wenigstens willkommen."

Neben mir war leider noch freier Tisch und Stuhl, die tägliche Ablage für meine Tasche und den wollte ich nicht gerne hergeben. Vielleicht würde er die hinterste Reihe auch gar nicht bemerken? Immerhin rückten die Mädels vorne gerade mit ihren Stühlen und Rucksäcken zur Seite, sodass da sogar noch drei Menschen hingepasst hätten. Das schönste Mädchen unserer Klasse warf ihre langen, schwarzen Haare in den Nacken, setzte ihr strahlendes Lächeln auf und als der Neue sie ansah, ließ sie ihre langen Fingernägel auf dem freien Stuhl neben ihr klackern.

Aber er glitt gleichgültig an ihr vorbei und wischte damit ihr falsches Grinsen vom Gesicht.
Die Schadenfreude ließ meine Mundwinkel nach oben zucken, verpuffte jedoch sofort, als Stellan vor dem Tisch neben mir stehen blieb.
,,Ist hier frei?"
Ein merkwürdiges Gefühl entstand in meiner Magengegend, als ich in seine hellbraunen Augen hochschaute. Irgendwie war ich ein wenig enttäuscht, da mein idealer Sitzplatz nun doch nicht mehr so ideal war. Andererseits war ich überrascht, dass er ausgerechnet den Stuhl ganz hinten, neben der nassen, zerzausten Stillen gewählt hatte und aus einem unverständlichem Grund einen Tag vor den Ferien in unsere Klasse kam. Und irgendwie war sein Anblick auch nervig, weil man nicht wegschauen konnte und dann starrte man ohne es zu bemerken. Wie bei einem Unfall oder einer Werbung.

So wie ich jetzt.

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