About lies

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Wir hatten noch mehr Fragen.
Umso mehr Tarus uns beantwortete, umso mehr neue Fragen stellten wir.
Der menschenähnliche Tarus bemerkte dies schnell und als wir alle drei die Hand hoben, gestattete er noch eine letzte Frage meinerseits.
,,Danach müssen wir uns um andere Dinge kümmern. Während wir reisen ist genug Zeit für weitere Fragen."

Er bedeutete mir zu sprechen und ich zögerte kurz.
,,Wenn Shivas Narbe leuchtet, heißt das nicht, dass das Eisfeuer wieder auftaut? Dass Pranke wieder auftaut?"

Tarus seufzte, doch es klang mehr wie ein Schnauben.
,,Wir wissen viel zu wenig über die göttlichen Artefakte. Das eine kann jenes und noch tausend andere Dinge bedeuten. Aber ich werde es mit ja beantworten, irgendwann wird sich das Feuer auflösen und Pranke freigeben. Und das heißt die Zeit rennt."

Bastiano hob die Hand und der Drachenmensch blickte ihn grimmig an.
,,Was denn? Sind Fragen zur Reise gestattet?"
Der Wind wehte Tarus' weiße Haare nach hinten und er nickte widerwillig.
,,Na gut."

,,Wie ist der Zeitplan für die Reise? Ein paar Tage? Wir müssen wissen wofür wir packen."
,,Geplant ist eine Woche. Allerdings schätze ich, dass es ein paar Tage länger dauern wird. Immerhin reisen wir bis zum Meer, zur Wüste und zurück."

,,Wahnsinn!" riefen mein Bruder und Stellan. Bastiano umklammerte sein Getränk mit beiden Händen und strahlte Tarus wie ein kleiner Junge an.
Stellan hingehen wirkte schockiert und starrte Tarus empört statt begeistert an.

,,Wie sollen wir das unseren Eltern erklären?"
,,Lasst euch etwas einfallen. Woran denkt ihr?" fragte der Schuppenwandler.
Mir fiel etwas ein, doch mein Bruder kam mir zuvor.

,,Wir sagen, dass wir über die Ferien eine Präsentation vorbereiten müssen."
Tarus gab scharfsinnig Kontra und teilte grimmige Blicke aus.
,,Kein Grund tagelang zu verschwinden."
Stellan schlug das Nächste vor.
,,Ein Roadtrip, wir reisen zu dritt los."
,,Ihr kennt euch seit einem Tag."
Ich war nun dran, verunsichert zupfte ich wieder an meinem Armband.
,,Wie wär's mit einem Geburtstag einer Freundin? Ich habe eine, die relativ bekannt an unserer Schule ist und sie feiert nächste Woche ihren Geburtstag."

Mein Bruder schien sofort jemand einzufallen.
,,Du meinst Celina van Luks!"
,,Jupp." antwortete ich, etwas zu schnell für meinen Geschmack.
,,Die aus unserer Klasse, mit den schwarzen Haaren? Wieso sollte die uns einladen?"
Stellan hatte die Stirn gerunzelt und deutete auf Bastiano und sich.

,,Celina hat mich eingeladen.
Wir können ja sagen, dass ich Bastiano mitgenommen habe und du wurdest spontan auch eingeladen."
Das war ein wenig gelogen, aber rüberbringen konnte ich es. Stellan musste grinsen und sagte etwas eingebildet wie ich fand:
,,Das wurde ich tatsächlich."

Im Ernst?! Ich verdrehte leicht die Augen. Mein Bruder grinste auch.
,,Super, dann müssen wir nicht mal lügen."
Tarus ergriff das Wort und klang verwundert.
,,Wieso wird es eine ganze Woche für einen Tag dauern?"
Ich checkte nicht was er meinte, zum Glück war Bastiano da.

,,Einen Geburtstag kann man auch länger feiern, Celina zum Beispiel lädt alle auf ein Ferienhaus nach Österreich ein."
,,Woher weißt du das?" fragte ich, er hatte sich wohl gut erkundigt.
,,Es gibt Gerüchte, Schwester. Schade, dass wir nicht wirklich hingehen können."
Menschen-Tarus schüttelte den Kopf.
,,Das wird nicht möglich sein, aber wenigstens haben wir jetzt eine gute Ausrede für euch."

Auf einmal wirkte mein Bruder nicht mehr so Feuer und Flamme zu sein, also wandte ich mich zu ihm und versicherte, dass ich unserer Mutter die Sache verklickern könnte. Er schmunzelte erleichtert.
,,Danke, besser du machst es sofort. Dann haben wir es hinter uns."

Die dunkelblauen Augen von Tarus schenkten mir einen beruhigenden Blick und ich meinte ein kleines Lächeln auf seinen dünnen Lippen zu bemerken.
,,Nun denn, hoffen wir, dass eure Mutter euch vertraut."
,,Das wird sie." meinte Bastiano mit fester Stimme.
,,Wenn nicht werdet ihr ohne einen triftigen Grund verschwinden müssen und das ist gar keine gute Lösung."

Ohne weitere Zeit zu verlieren stand ich auf und ging mit steifen Gliedern vom Pavillon Richtung Haus. Ich glaubte von hinten die Blicke der anderen im Nacken zu spüren und irgendwie wurde ich doch nervöser als ich sein wollte.
Rasch riss ich die Terrassentür auf und gesellte mich zu meiner Mutter in die Küche.

,,Hallo Mama, was machst du da?"
Es war offensichtlich was sie tat, mit viel Schwung drehte sie den letzten Eierkuchen in der Pfanne um.
Ein fertiger, hoher Stapel davon tronte neben ihr auf dem Herd.
,,Frühstück, für unsere Gäste."
Gäste und nicht Gast? Hatte sie Tarus bemerkt?! Sofort war mein Puls wieder auf 180. Und als hätte meine Mutter meine Gedanken gelesen, sprach sie ungezwungen weiter.

,,Wer ist denn der junge Mann mit den weißen Haaren? Den kenne ich ja noch gar nicht. Ist er der Klassenkamerad von dir?"
Bevor ich überhaupt den Mund aufkriegen konnte, tat sie es mit einer Handbewegung ab.
,,Ach, ich stelle zu viele Fragen. Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?"

Ihr (nicht) dezenter Blick richtete sich auf meine Hände und Knie, als wenn sie versuchte mich zu röntgen. Vorsichtig zeigte ich ihr meine Hände und sie drehte sich einen Moment lang vom Herd weg, um sie zu mustern.
,,Alles wie immer," sagte ich so munter wie möglich.
,,Nur ein paar Kratzer."

,,Das hast du gestern auch gesagt und da war es noch blutig und offen."
,,Kann sein, aber so schlimm sieht es heute nicht mehr aus."
Sie nickte widerwillig und schaufelte den letzten Pfannkuchen auf den Berg mit den anderen.
Das war meine Chance, ich musste ehrlich und glaubwürdig sein.

,,Mama, ich hab da mal ne Frage."
,,Wirklich? Du hast lange nichts mehr gefragt."
Nun wandte sie sich vollkommen mir zu und schaute mich neugierig an.
,,Bastiano und ich sind morgen auf einen Geburtstag einer Freundin eingeladen. Stört es dich, wenn wir da hingehen?"

Plötzlich strahlte meine Mutter mich an.
,,Natürlich, mein Schatz! Das ist doch der Geburtstag von Celina, oder nicht?"
Ich konnte sie nur perplex angucken.
,,Ähm, ja. Woher weißt du davon?"
,,Ihre Mutter hat mir davon erzählt, nach Österreich! Da würde ich am liebsten gleich mitkommen."

Mir blieb kurz die Sprache weg, so erleichtert war ich. Normalerweise war sie sehr streng zu meinem Bruder, wenn es um das Thema mit Freunden treffen ging.
Dann quetschte sie einen erstmal gründlich aus, damit man sich nicht vor der Schule drücken konnte und sie wurde fuchsteufelswild, wenn man sich dabei über sie hinwegsetzte.

,,Alles gut, mein Schatz?"
Jetzt fand ich die Worte wieder und riss mich aus den Gedanken.
,,Ja, alles gut. Es überrascht mich nur, dass du gar nichts dagegen einzuwenden hast. Bei Bastiano hast du immer etwas gesagt."
Meine Mutter verschränkte die Arme vor der Brust und ihr Lächeln legte sich ein wenig.

,,Wieso sollte ich auch?
Dein Bruder geht ständig raus und hat in der Vergangenheit dadurch seine Schulnoten schleifen lassen.
Aber du lässt dich kaum einen Moment von der Schule ablenken, so fleißig wie du bist. Ich denke ein wenig Ablenkung würde dir einfach gut tun."

Autsch, irgendwie brach es mir das Herz, als sie das ansprach. Und sie hatte leider Recht, doch auf eine Diskussion oder gar einen Streit hatte ich heute keine Lust.
Also blieb ich stark und sah in die hellbraunen Augen meiner Mutter.
Selbst ein Lächeln versuchte ich, doch mir gelang kein fröhlicher Unterton.
,,Da hast du wohl Recht."

Mit besorgtem Blick betrachtete sie mich.
,,Du darfst das nicht falsch verstehen, meine Kleine. Ich freue mich für dich und ich bin sehr stolz auf dich."
Sie breitete ihre Arme aus und ich ließ mich von ihr umarmen.
Das tat gut und ich schaffte es nicht zu weinen. Noch nie war mir eine einzige Lüge so schwer gefallen.

Vom Küchenfenster aus konnte ich hinter dem Rücken meiner Mutter zum Pavillon im Garten schauen.
Stellan und Bastiano saßen noch da, nur der Menschen-Tarus war nirgendwo zu sehen. Sie guckten zu mir und ich zeigte ihnen versteckt vor meiner Mutter, einen Daumen hoch.
Mission erledigt...

Mission erledigt

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 13 ⏰

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