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,,Ach, hallo!"
Er hatte Stellan erblickt und hob verwirrt seine Hand zur Begrüßung. Sah er den riesigen Drachen nicht!? Erschrocken wirbelte ich zu Tarus herum, erblickte jedoch nur mein weißes Fahrrad. Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich hörte von links ein erleichtertes Aufatmen. Stellan hatte sich auch umgedreht und für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Rasch widmete ich mich wieder meinem Bruder und versuchte so zu wirken, als wäre gerade der langweiligste Tag in meinem Leben.

,,Was machst du denn schon hier?" rief ich, immer noch mit rasendem Herzen. 
,,Hatte früher Schluss. Genau wie du. Was macht ihr da?"

Oh nein. Nun kam er auf den Rasen gelaufen. Er trug seine grüne Winterjacke, Jeans und weißes T-Shirt, wir besaßen beide dieselbe Umhängetasche, die wir nur durch unsere Anhänger nicht vertauschten. Meine Mutter fand es lustig, dass wir öfter identische Sachen bekamen oder trugen. Stellan hielt ihm die Hand hin.

,,Hi, ich heiße Stellan." Mein Bruder schlug ein und zeigte sein ansteckendes Lächeln.
,,Bastiano, ich bin Frias Bruder. Ist alles ok? Was ist mit dir passiert?"

Er hatte meine bepflasterten Wunden und den Helm entdeckt und sein strahlendes Gesicht wurde von einem besorgten Ausdruck überschattet.
,,Bin gestürzt, mit meinem Fahrrad. Stellan hat es gesehen und mir geholfen nach Hause zu kommen. Es ist nicht schlimm, wirklich nicht."
Eins musste ich mir lassen, lügen konnte ich, aber ob ich darauf stolz war, war eine andere Frage.

Bastiano betrachtete die großen Pflaster auf dem Knie.
,,Nicht schlimm? Bist du dir sicher? Wäre es nicht besser gewesen den Krankenwagen zu rufen? Es war aber kein Unfall, oder?"
Ich schüttelte den Kopf.

,,Ich hab nicht aufgepasst und bin den Graben runter. Es tut nicht mehr weh, nur ein aufgeschürftes Knie. Ich finde ich habe noch Glück gehabt." log ich.
Meine geprällten Rippen spürte ich immer noch und es zog unangenehm im Brustkorb, wenn ich zu stark atmete. Später würde ich sie kühlen...

Doch mein Bruder glaubte mir und schien nun weniger besorgt, sogar der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen.
,,Wahrscheinlich, aber das klingt ganz nach dir."
Ich konnte nur die Augen verdrehen, mein großer Bruder war so kindisch.
Selbst Stellan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und mir wurde wärmer, als ich es sah.

Zum Glück kriegte sich Bastiano im nächsten Moment wieder ein und sagte was vernünftiges.
,,Ich würde sagen wir gehen rein und du ruhst dich aus, ja? Es sind ohnehin Ferien, du hast genug Zeit."
Da hatte er Recht, ich nickte. Der Tag war absolut verrückt gewesen und meinem müden Körper könnte ein wenig Ruhe nicht schaden. Auch wenn ich geistig am liebsten bis in die Nacht hinein noch mit Tarus gequatscht hätte. Es war die richtige Entscheidung für mich.

,,Ok. Lass mich noch mein Rad wegstellen, ich komme gleich."
Bastiano war einverstanden.
,,Vielen Dank für deine Hilfe." sagte er an Stellan gewandt und beide schüttelten sich zur Verabschiedung die Hand.
,,Keine Ursache."
Mein Bruder verschwand im Haus und ich schob mein magisches Fahrrad zum Schuppen.

Ich stellte es ab, drehte mich um und ging auf Stellan zu.
,,Was machen wir denn jetzt?" fragte ich zweifelnd und hoffte, dass er eine Antwort parrat hatte. Kurz glaubte ich einen Funken Unsicherheit in seiner Mimik zu sehen, doch genauso schnell erlosch er wieder.

,,Ich komme morgen wieder, ok? Vielleicht kriegen wir dann mehr aus dem Drachen raus als heute."
Er kam wieder? Freiwillig? Hatte er gar keine Angst?
,,Naja, du müsstest schon morgen früh kommen, wenn uns niemand sehen sollte. So um 7 Uhr?"

Eigentlich hatte ich nicht vor so früh aufzustehen und Bock schon gar nicht. Auch die Vorstellung mit meiner Morgenmuffel-Laune dem schönen Jungen zu begegnen gefiel mir nicht.
Aber man traf einen Drachen nicht jeden Tag und schon gar nicht, der einem das Leben gerettet hat...

Keine Ahnung was genau wir fragen würden oder wie es mit uns weitergehen würde, doch es war eigentlich unmöglich was hier passierte. Und ich liebte es auch irgendwie.

,,Geht klar. Wir sehen uns dann morgen", sagte Stellan.
,,Okay, dann... Hab noch einen schönen Tag, Stellan." erwiderte ich zögerlich.
,,Ja, dir auch, ciao!" rief er ein letztes Mal und lächelte mich an. Dann verschwand er durch die Gartenpforte und ich stand alleine da. Mein Blick schweifte zu meinem Fahrrad. Kaum ein Zeichen von dem heutigen Tag war daran zu erkennen.

Unschuldig stand es da, ein paar schwarze Kratzer zierten das weiße Gestänge und der gelbe Anhänger
am Lenker schaukelte leicht im Wind.
Ich legte die Hand auf mein klopfendes Herz und atmete einmal tief ein und aus.
Da rief mein Bruder nach mir und ich beeilte mich ins Haus zu kommen.

Da rief mein Bruder nach mir und ich beeilte mich ins Haus zu kommen

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