Es waren einige Tage vergangen, indem ich Lorenzo fast gar nicht gesehen hatte. Er schlief nur in der Villa und das war's. Er stürzte sich in die Arbeit rein und war so kalt zu mir, dass mein Herz immer wieder deshalb schmerzte.
„Gute Nacht, meine kleine" ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und wollte mich gerade von ihr abwenden, als sie mich an der Hand zurückhielt. „Liebt mich Papi?" Ihre Augen füllten sich mit Tränen, woraufhin meine Augen ebenfalls feucht wurden. Sie ist so ein kleines unschuldiges Kind und ist sich immer wieder unsicher ob ihr Papa sie liebt? Das sollte so nicht sein... ganz und gar nicht.
„Warum denkst du das, mein süßes canguro?" ich setzte mich aufs Bett und nahm ihr Gesicht in meine Hände. „Ich sehe ihn fast gar nicht mehr. Und wenn dann redet er nicht mit mir!" mittlerweile fielen Tränen aus ihren Augen.
„Ich hasse ihn!" sagte sie aufeinmal lauter weshalb ich mich kurz erschreckte.
„Sag sowas nicht" ich hob sie hoch und setzte sie auf meinen Schoß während ich versuchte meine Tränen zurück zuhalten. Wenn ich so sehr unter Lorenzos kalter Art Lied, wie musste sich ein kleines vierjähriges Mädchen fühlen, das nichts gemacht hatte? Es war alles meine Schuld...
„Aber ich hasse ihn!" schluchzte sie während ich ihren Kopf an meine Brust drückte und sie ihre Arme um meinen Hals Schlängelte. „Wenn er mich nicht liebt, dann liebe ich ihn auch nicht mehr!" ich legte den Kopf leicht in den Nacken und blinzelte paar Tränen weg, bevor ich tief ein und aus atmete. „Er liebt dich, kleines. Mehr als alles andere. Aber er macht grad eine schwere Zeit durch. Natürlich entschuldigt es aber sein Verhalten nicht." es ist wichtig ihr klarzumachen, das es nicht okay ist sich so behandeln zu lassen, wenn man nichts gemacht hatte. „Ich rede mit ihm, ja?" ich strich über ihren Kopf während sie sich langsam beruhigte. „Wär Mama am Leben, hätte sie ihm eine verpasst"
Sie schniefte ehe sie zu mir hochschaute und sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen bildete.
„Papi meinte, dass wenn er Mama sauer gemacht hat, er ihr soviele Rosen kaufen musste, bis sie ihm verzieh" Ein sanftes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, bis ich an seinen Kosenamen für mich dachte. Rosa. Er nannte mich Rose? In der Sekunde brach irgendwas in mir. Es gefiel mir gar nicht, das er mich in Verbindung mit seiner Frau brachte. Er sollte sie nicht in mir sehen. Immerhin war das seine alte Partnerin und ich war seine neue. Naja, zu diesem Zeitpunkt war zwar unsere Beziehung zerbrochen, aber er nannte mich schon davor „Rosa". Versteht mich nicht falsch. Ich war nicht eifersüchtig auf Celinas Mutter. Sie schien eine wunderbare Frau gewesen zu sein. Nur wollte ich nicht, dass Lorenzo mich als Ersatz sah? Hatte ich aber überhaupt das Recht, sowas zu verlangen, oder lag ich falsch? „Deine Mutter schien wie eine selbstsichere und wunderbare Frau." Diese Worte meinte ich ernst. Ich wünschte sie könnte ihre Tochter aufwachsen sehen. „Ja das war sie!" mit diesen Worten sprang sie von meinen Schoß und lief zu ihren Nachtschrank, wo sie die untere Schublade öffnete und ein Fotoalbum herausholte. Sie legte das Album aufs Bett und öffnete diesen. Wow. Auf dem ersten Bild war ein junges Mädchen, die ein kurzen Rock und einen top trug, während sie breit lächelte. Ihre Augen strahlen so hell und wunderschön.
Aber bei genauen hinsehen erkannte ich das sie Lorenzo ziemlich ähnlich sah. Sie hatte sogar wie er auch Grübchen. Dennoch strahlte sie was Komplet anderes aus als wenn man Lorenzo anschauen würde. Sie strahlte Mut, Stärke und Lebensfreude aus. Als ich Lorenzo das erste mal sah, bemerkte ich sofort seine leeren müden Augen. Als wär er müde vom Leben. Aber dennoch schaffte er es klar zu machen das man nicht mit ihm spielen sollte. Er konnte mir mit seinen kalten Blick eine Gänsehaut verursachen. „Wenn ich groß bin, möchte ich wie du und Mama sein." Wie ich? Sie sollte mich lieber nicht als Beispiel nehmen. Ich war kein guter Mensch. Und ich gab auch nicht vor einer zu sein. Celina ist eine zu gute Seele, um nur ein Stück, von mir übernehmen zu können.
Sie könnte niemals jemanden wehtun.
Sie würde schlauer als ich werden. Ich war dumm und naiv. Und am Ende kostete es mich viel. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen. Celina blätterte weiter und kicherte als sie das Foto sah. Auf dem Bild waren Lorenzo und ihre Mutter. Sie lag in seinen Armen und hatte ein breites Grinsen auf, während Lorenzo ebenfalls grinste. Leicht strich ich mit meiner Hand über das Foto. Sie sahen so unbeschwert und glücklich aus.
Was war geschehen? Wie starb ihre Mutter und wann?
„Wie heißt deine Mama?"
„Papi meinte sie hieß Chiara" antwortete sie und legte den Kopf leicht schief um gleich darauf weiter zu blättern. Chiara. Ein wunderschöner Name. Er leitet sich vom lateinischen clarus „hell, leuchtend, schön, klar" her. Alles begriffe, die anscheinend zu ihr passten. Celina zeigte mir weitere Fotos, bevor sie immer wieder gähnte. „Du solltest jetzt lieber schlafen gehen" müde nickte sie und ich hob das Album auf, um aufzustehen, und es wieder im Nachtschrank zu verstauen.
Die kleine kuschelte sich schon im Bett ein und bat mich, bei ihr zu blieben, bis sie einschlief.
Während ich darauf wartete das Celina einschlief, dachte ich über alles nach. Und auch wenn ich es nicht wollte kam mir irgendwann der Gedanke nicht genug zu sein. Chiara schien Lorenzo zu einem so glücklichen Mann gemacht zu haben. Und ich? Was hatte ich für ihn gemacht? Ach, ja. Ich hatte ihn etwas verheimlicht und hatte Anfangs vor mit seinen Gefühlen zu spielen. Aber ich hatte doch keine Wahl. Sie hielten meine Schwester gefangen, da ich den Auftrag nicht mehr durchführen wollte. Roberto drohte mir damit, Cara etwas anzutun.
Deswegen war mein letzter Wunsch, als ich dachte ich würde sterben, das er meine Schwester in Sicherheit bringen sollte.
Ich musste mit Lorenzo reden. Nur sah ich ihn kaum und ob er mir zuhören würde, war unsicher. Ich fühlte mich verzweifelt und verletzt. Wie ein kleines Kind, das von allen verlassen wurde. Aber ich wurde nicht von allen verlassen, obwohl es sich so anfühlte. Ich wurde sozusagen nur von Lorenzo verlassen. Aber trotzdem fühlte es sich so einsam an, als wäre ich ganz alleine auf der Welt. Fühlte sich so liebe an? Die Person die deine Liebe gewinnt, wird für dich alles werden. Und bei mir war das schon geschehen. Meine Psyche war müde. Irgendwann schlief ich ein und wachte erst paar Stunden wieder auf, was ich an meiner Handy Uhr feststellen konnte. Ich sollte in mein Bett gehen. Müde rieb ich mir die Augen, um gleich darauf vorsichtig aufzustehen. Ein letztes Mal drehte ich mich zu Celina um und sah ihr unschuldiges süßes Gesicht im Licht, das die Nachtlampe verursachte. Langsam beugte ich mich zu ihr runter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn ehe ich letztendlich das Zimmer verließ und mich auf dem Weg in mein Zimmer machte. Es war so totenstill. Das war komisch. An meiner Zimmertür angekommen drückte ich die Türklinke runter, um so die Tür zu öffnen, nur um dann die Luft anzuhalten.
Lorenzo stand mitten im Raum. Oberkörperfrei und mit einem Handtuch um den Nacken. Er betrachtete mich von oben bis unten, bevor er mir kalt in die Augen schaute.
Und obwohl seine Augen mich verachtend und kalt anblicken, wollte ich nichts sehnlicher als den ganzen Tag in seine Augen schauen zu können. Sie sahen trotz des Hasses immer noch so wunderschön aus.
Mein Herz fing an zu rasen und meine Knie wurden wackelig. Dios. Ich war auf dieses Treffen gar nicht vorbereitet. obwohl ich ihm so vieles zusagen hatte, war mein Gehirn wie ausgepustet, als ich mich räusperte, das Zimmer betrat und die Tür hinter mir schloss.
„Ehm" murmelte ich leise und fing an nervös mit den Fingern zu spielen.
Reis dich zusammen, Aurora! Ich musste ihm vieles sagen! „Bitte hör mir kurz zu" brachte ich dann mit leicht abgehakter stimme hervor und blieb wie angewurzelt stehen.
Aber als er dann anfing schräg zu lächeln erschauderte ich merkwürdigerweise. Sein Ausdruck brachte mir ein Unwohles Gefühl in Magen und ich fühlte mich sofort armselig und klein. Das wollte er wahrscheinlich auch erreichen. Desinteressiert lief er an mir vorbei und wollte gerade die Tür öffnen als ich meine Hand auf seinen Unterarm legte. „Bitte, es geht nicht um mich. Es geht um Celina" bei diesen Worten wirkte er sofort wieder ernst und schaute mir Ausdruckslos hingegen. In diesen Moment konnte ich ihn gar nicht einschätzen und versucht so ruhig wie möglich zu reden. Er könnte mich anschreien, das Zimmer wieder verwüstet oder mich wieder so stark am Oberarm packen, das die blauen Flecken schlimmer werden würden. Aber nichtsdestotrotz riss ich mich zusammen und fing an zu reden. „Sie ist traurig, weil du kaum mit ihr sprichst oder sie siehst. Du-" aufeinmal kam er mir immer näher, sodass ich erschrocken aufhörte zu reden und paar Schritte zurück wich, bis ich die Wand hinter mir spürte. „Versuch nicht auf scheinheilig zu tun! Und du brauchst mir schon gar keine Erziehungstipps zu geben. Das einzige was du einem beibringen kannst, ist hinterhältig zu sein!" er wurde lauter und boxte aufeinmal neben mir auf die Wand, sodass ich zusammenzuckte und mir die Tränen hochkamen. Ich senkte mein Blick und versuchte verzweifelt stark zu bleiben.
„Ich wollte nur-" brachte ich stotternd hervor, doch wieder wurde ich unterbrochen.
„Es ist mir egal was du willst oder wolltest!" knurrte er plötzlich während ich ihn verzweifelt in die Augen schaute. Seine hellen Augen, waren jetzt so dunkel und leer.
„Lorenzo" hauchte ich aber er verließ nur stürmisch und wütend das Zimmer und brachte mich dazu weinend auf den Boden zu kauern. Fest zog ich meine Knie an meine Brust und vergrub mein Gesicht in meinen Armen, um mein Schluchzen einzudämpfen. Ich wollte doch nur sagen, das seine Bindung zu Celina nicht wegen mir kaputt gehen sollte. Ich wollte doch nur helfen, aber stattdessen lief er meinen Körper wieder zittern und mein Herzschlag erhöhen. Irgendwann wurde mir selbst das Atmen schwer, weshalb ich mein Kopf wieder hob und versuchte mich zu beruhigen. Ich wusste was ich tun musste. Ich hatte schon oft Panikattacken. Aber dennoch war diese, wegen dem Grund, so schmerzhaft und ließ mich wimmern.__________
Wie fühlt ihr euch? Könnte ihr Auroras, Celinas Gefühle nachvollziehen? Rechtfertigt die Situation Lorenzos verhalten?
Auf Rechtschreibfehler, bitte, hinweisen.
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piccolo destino | 2
De Todo(Band 1 muss vorher NICHT gelesen werden!) PAUSSIERT! „Ab diesen Abend würde die ich die Hölle durchgehen. Und wann und ob ich heile rauskommen würde, lag in Lorenzos Hand. Aber viel wichtiger war ob unsere Beziehung heile rauskommen würde..." Loren...