Teil 11

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Erst am späten Nachmittag verlasse ich den Container wieder. Denn auch wenn Maya wieder auf dem Schiff ist, bleibt mein Plan Anatoli so schnell wie möglich zu erledigen, bestehen. So habe ich mit meinem Vater gechattet um einen Transportweg für mich nach Moskau zu finden. Dort wartet dann ein sicheres Versteck auf mich, sowie die Waffen die ich benötige. Doch erst einmal werden wir noch 6 Tage auf See verbringen. Da ich mein Funkgerät nun wieder mit mir trage, weiß ich, dass Maya gefühstückt und zu Mittag gegessen hat. Zwischendurch war sie etwas auf dem Schiff unterwegs, aber ansonsten hält sie sich viel in ihrer Kabine auf. So auch aktuell. Ich hingegen, hatte seit dem Frühstück kein Essen mehr, weshalb mich mein erster Weg in die Kombüse führt. Diese ist zu meiner Überraschung leer, was mich allerdings auch freut. Denn so suche ich mir die passenden Töpfe raus und beginne für mich Nudeln zu kochen. Neugierig durchsuche ich die Schränke, bis ich passierte Tomaten finde und die passenden Gewürze. Daher bereite ich mir eine Tomaten-Mozzarellasoße zusätzlich zu. Lange habe ich nicht mehr in einer Küche gestanden. Die letzten Monate bestanden bei mir meist aus Fertignahrung. Meine größte Kochkunst war das bedienen einer Mikrowelle. Daher genieße ich auch schon die Zubereitung eines eigentlich einfachen Gerichtes. Kurz bevor die Nudeln fertig zum abgießen sind, bekomme ich einen kalten, nassen Lappen in den Nacken geworfen. Ohne mich umzudrehen, weiß ich schon, mit welchem Blick mich Paola gleich ansehen wird. Sie mag es gar nicht wenn jemand in ihrer Küche ist, wenn sie nicht da ist. Daher drehe ich mich nicht direkt um, sondern koche schnell fertig. Erst nachdem ich die Nudeln abgegossen habe, drehe ich mich zu ihr. Sie steht in einer schwarzen Jogginghose und einem einfachen Sweatshirt in der Tür. Die Arme vor der Brust verschränkt und ihre Augen funkeln mich böse an. Ich versuche sie so unschuldig wie möglich anzulächeln, während ich zwei Teller aus dem Schrank greife. Schnell fülle ich ihr eine Portion auf, trete auf sie zu und halte ihr den Teller hin. "Deficiente.", nuschelt sie nur vor sich hin, nimmt dann aber das Essen an. Sie war mir noch nie wirklich böse, wenn ich in ihrer Küche gekocht habe. Zumindest wenn sie eine Portion mitessen konnte. Rasch gebe ich ihr noch einen Kuss auf die Wange und bringe sie so zum Lachen. Danach setzen wir uns mit den Tellern auf den Boden und Essen in Ruhe. Natürlich hätten wir auch in die Kantine gehen können, vermutlich hätte jeder normale Mensch dies auch getan. Nur sind wir eben nicht normal.

Nachdem ich fertig gegessen und wieder aufgeräumt habe, damit Paola sich in Ruhe um das Essen für die Crew kümmern konnte, habe ich mir in meiner Kabine Sportsachen angezogen, mich mit Kopfhörern bewaffnet und bin in den Kraftraum gegangen. Zu Beginn waren dort auch noch zwei andere, diese haben aber nach einiger Zeit den Kraftraum wieder verlassen und nachdem ich gut angefangen habe zu schwitzen und allein war, habe ich mein Shirt ausgezogen und in Sport-BH und Shorts das Training fortgesetzt. Gerade hänge ich an der Klimmzug-Stange und trainiere meinen Bauch, als ich im Spiegel sehe, wie Maya den Raum betritt. Da ich meine Runde nicht frühzeitig beenden möchte, führe ich noch einige Wiederholungen durch, bevor ich mich zu Boden fallen lassen und leicht außer Atem stehen bleibe. Meine Kopfhörer habe ich abgenommen, stehe allerdings weiter mit dem Rücken zu Maya. Im Spiegel vor mir kann ich sehen, wie sie langsam auf mich zutritt. Ihre Augen fixieren meine. Ihr Blick auf meinen Körper während ich trainiert habe, ist mir nicht entgangen und einen kurzen Moment schien es mir so, als könnte ich sie deutlich schlucken sehen. Nun muss ich herausfinden, ob es an meinem Trainingszustand oder den zwei riesigen Narben liegt, die meinen Körper zieren. Kurz bevor Maya bei mir ist, drehe ich mich langsam um und schaue sie direkt an. Sie schluckt erneut, wendet dann ihren Blick von meinen Augen ab und schaut auf meinen Bauch. Es sind also doch die Narben gewesen. Langsam, als hätte sie Sorge etwas kaputt zu machen, streckt sie ihre Hand aus und fährt nur mit den Fingerspitzen über die etwa 8cm lange Narbe, die von meinem Oberbauch auf meine rechte Seite zieht. Ruhig bleibe ich stehen und schaue sie mir an. Ihre Haare hat sie in einen Messy-Dutt zurück gebunden. Ihr Outfit besteht aus einer Jeans, einem scheinbar weißen T-Shirt und einer Sweatshirtjacke. Dazu einfache Sneaker. Trotz das dieses Outfit nicht wirklich besonders ist, finde ich sie wunderschön. Nachdem sie die gesamte Länge der Narbe nachgefahren ist, wandert ihr Blick etwas höher. Die nächste große Narbe ziert mein Schlüsselbein. Auch diese fährt sie langsam mit ihren Fingerspitzen entlang. Erst als die Tränen bereits über ihre Wange laufen, nehme ich sie wahr. Vorsichtig, da ich nicht sicher bin, ob sie meine Berührungen möchte, lege ich erst eine Hand an ihre Wange und wische mit dem Daumen sanft die Tränen weg, bevor ich auch die zweite an ihr Gesicht lege. Maya schließt die Augen und lehnt sich in meine Hände. Ich trete noch einen Schritt näher zu ihr, lege meine Arme um ihren Körper und halte sie fest an mich gedrückt. Sofort hat auch sie ihre Arme um mich gelegt und ihr Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben. Sie so nah an mir zu spüren, sie zu halten und bei mir zu haben, ich hätte nie gedacht, dass sich etwas so einfaches so gut anfühlen kann.

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