Auf zwei Tellern liegen Sandwiches, eine kleine Schüssel mit Salat steht bereit, sowie zwei Schokopuddings. Das Bett habe ich frisch gemacht und sitze nun mit dem Tablet am Tisch um wenigstens einmal zu verfolgen, was Anatoli den Tag über gemacht hat. Dieser Feigling versteckt sich weiterhin und verlässt sein Haus nicht. Mein Plan als nächstes nach Moskau zu reisen besteht trotzdem weiterhin. Ich muss ihn einfach ausschalten. Schon allein weil Maya es verdient hat, ein normales Leben zu führen zusammen mit ihrem Sohn. Kurz schaue ich mir noch die Telefonate an, die er am heutigen Tag geführt hat, doch auch dort ist nichts besonderes dabei. Daher lege ich das Tablet auf Seite und schaue erneut über den Tisch und danach durch die Kabine. Ein Blick auf das Bett lässt mich leicht grinsen. Maya endlich wieder auf diese Art zu berühren, hat sich perfekt angefühlt. Neu und aufregend, als hätte ich sie zum ersten mal unter mir liegen und trotzdem vertraut. Das einzige, was mir wirklich Sorgen macht, ist der Gedanke ihr meinen Körper zu zeigen. Ich war froh, dass ich sie auf so einfachem Wege genug ablenken konnte, dass sie nicht versucht hat mich auszuziehen. Zwar hat sie mich bereits im Sport-BH gesehen, doch der Schmerz und das Leid, dass sich in dem Moment in ihren Augen wiedergespiegelt hat, war mehr als deutlich. Die Angst, dass sie es nicht erträgt meinen Körper so zu sehen oder ihn zu berühren, lässt mich nicht los. Gedankenverloren starre ich aus dem Fenster, an welches erneut der Regen prasselt. Noch ist es recht windstill, weshalb auch ein Essen am Tisch problemlos möglich sein wird. Gerade als ich nach meiner Flasche greife, öffnet sich die Badezimmertür und Maya tritt in einem T-Shirt und einer Schlaf-Shorts in den Raum. Beinahe hätte ich mich verschluckt, denn der Anblick ihrer nackten Beine und der Shorts, die knapp unter ihrem Po endet, raubt mir den Atem. Sie hat keine Idee, wie wunderschön sie ist. Langsam wandert mein Blick weiter hoch und ich erkenne erneut diese leichte Röte in ihrem Gesicht. "Ich ähm ist das okay? Das lag noch im Bad und ich hatte sonst keine Kleidung.". Nervös spielen ihre Finger mit dem Shirt. Ich stehe auf, gehe den Schritt auf sie zu und lächel sie an. Vorsichtig greife ich nach ihren Händen um meine Finger mit ihren zu verschränken. "Natürlich ist das okay. Ich könnt mich daran gewöhnen, dich in meinen Klamotten zu sehen.". Erneut errötet Maya leicht und ich lege schmunzelnd meine Lippen auf ihre. Unser Kuss ist leider viel zu kurz, da ein lauter Donner die schöne Frau in meinen Armen zusammenzucken lässt. "Na komm, wir sollten Essen, bevor der Sturm schlimmer wird.". Sie folgt meiner Bitte und setzt sich an den Tisch. Das Essen verläuft ruhig, etwas zu ruhig und ich überlege häufiger Maya zu fragen, was in ihrem Kopf vorgeht. Doch da sie wirkt, als wäre sie in einer vollkommen anderen Welt, beobachte ich sie einfach nur.
Zum Ende hin, wackelt das Schiff bereits verstärkt und wir müssen beide unsere Teller festhalten, damit sie nicht auf dem Boden landen. "Leg dich schon mal hin. Ich räum auf und bin dann gleich da.". Maya schaut mich ängstlich an, nickt aber und begibt sich zum Bett. Ich hingegen, räume rasch die Teller und Schüsseln auf Seite. Ein kurzer Blick zu Maya zeigt mir, dass sie ruhig im Bett liegt und bereits auf dem Tablet ein Film zu suchen scheint. Daher gehe ich noch einmal kurz in das Badezimmer. Als ich wieder raus trete, werde ich sofort von Maya angeschaut. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen und sofort bildet sich auch auf meinen eins. "Hast du dich für einen Film entschieden?", frage ich sie, während ich auf das Bett zutrete. Sie nickt nur und deutet mit einem Nicken zu dem Tablet, das bereits in der Halterung hängt. Erneut erscheint der Titel eines Horrorfilms und ich schaue überrascht zu Maya. Diese blickt leicht verlegen auf die Decke und murmelt leise: "Die lenken mich gut ab und ich kann mich an dich kuscheln.". Ihre schüchterne Art ist wirklich süß und ich könnte sie gerade abknutschen. Stattdessen lege ich mich neben sie und ziehe sie in meine Arme, nachdem ich den Film gestartet habe.
Der Regen prasselt gegen das Fenster und die Kabine wird in kurzen Abständen von Blitzen erhellt. Zwar schwankt es nicht mehr so stark, doch der Geräuschpegel ist deutlich höher, als den ganzen Tag über. Maya liegt in meinen Armen, eng an mich gekuschelt. Der Film ist längst vorbei und der Bildschirm bereits schwarz. Keiner von uns wollte sich bewegen und so liegen wir nur da. Ihre Hand malt Kreise auf meinen Bauch, mein Shirt ist bereits ein kleines Stück nach oben gerutscht, weshalb ihre Fingerspitzen über meine nackte Haut streichen. Ich hingegen, fahre immer wieder mit meiner Hand über ihren Rücken. "Wie geht es jetzt weiter?", fragt Maya mich, nachdem der nächste Blitz den Raum erhellt hat. "Auf was bezogen?", frage ich ruhig, damit ich die passende Antwort geben kann. "Auf uns? Verstecken wir uns jetzt für immer?". Zwar hatte ich gehofft, dass dieses Gespräch erst später kommt, doch ich werde sie nicht belügen. "Ich werde Anatoli ausschalten und dann bekommst du dein Leben zurück.". Sofort schießt Mayas Kopf in die Höhe und selbst in der Dunkelheit sehe ich ihre braunen Augen und wie sie mich entsetzt ansehen. "Du willst Anatoli ausschalten?". Es ist nicht mehr als ein flüstern ihrerseits und ich weiß nicht genau, was sie mehr verängstigt. Die Tatsache, dass ich Anatoli jagen möchte oder einen Mord plane. Ruhig nicke ich nur, worauf Maya ihren Kopf wieder auf meine Brust legt. Stille. Ich weiß nicht, was sie denkt. Frage mich, ob sie flüchten würde, wenn sie es gerade könnte. Erst nach einer ganzen Weile durchbricht Maya die Stille, ohne ihren Kopf von meiner Brust zu heben, doch ich verstehe jedes einzelne Wort. "Ich möchte mein Leben nur zurück, wenn ich es mit dir teilen kann.".
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Dilemma
General FictionDie Fortsetzung zu "Richtig oder Falsch?" 1 Jahr, 3 Monate und 10 Tage ist es nun her, dass Alex in den Bauch geschossen wurde. Vor 11 Monaten ist sie aus dem Koma erwacht, doch dies wissen nur ihre Eltern und Elisa. Für den Rest der Welt ist Alexan...