"Die nächsten Tage werden etwas stürmisch, also sei bitte vorsichtig, wenn du dich auf dem Schiff und vor allem an Deck bewegst.", sage ich, nachdem eine Zeit lang keiner gesprochen hat. Maya hat ihre Hände unter der Decke versteckt und ich halte mein Glas wieder in der Hand. Nachdem ich einen Schluck getrunken habe, halte ich Maya das Glas hin. Doch sie schüttelt nur den Kopf. "Wieso tust du das alles?". Stille, denn ich weiß nicht, worauf Maya ihre Frage bezieht. "Wieso beschützt du mich? Wieso kümmert es dich, was mit meinem Sohn passiert?". Erneut Stille. Dieses mal verstehe ich ihre Frage zwar, doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Also nehme ich noch einen Schluck aus meinem Glas und schaue nach vorn. "Kannst du es dir nicht denken?", stelle ich ruhig als Gegenfrage und drehe mich danach zu ihr. Ihre braunen Augen treffen auf meine und einen Moment schaue wir uns nur an, bevor sie leise: "Ich will es hören.", flüstert. Kurz schließe ich die Augen und atme durch. "Weil ich dich liebe.". Wieder schaue ich ihr in die Augen, um ihr zu zeigen, dass es die Wahrheit ist. Gerade als ich mich langsam vorbeugen möchte, bekomme ich den ersten Regentropfen zu spüren. Dann dauert es nur wenige Sekunden, bis sich ein gewaltiger Regenschwall auf uns ergießt. Während ich noch die Kissen zurück in den Container räume, habe ich Maya bereits rein geschickt. Es reicht ja, wenn einer von uns komplett nass wird. Wäre der Regen nicht dazwischen gekommen, hätte ich sie geküsst. Zumindest wenn sie es auch gewollt hätte. Doch sie schien nicht abgeneigt zu sein. Ihr Blick ist, genauso wie meiner, zwischen Augen und Lippen hin und her gewechselt.
Komplett durchnässt stehe ich an der Tür zu meiner Kabine. Immer wieder wandert mein Blick auf die Nachbartür, die Hoffnung sie könnte sich öffnen und Maya würde zu mir raus treten besteht, doch wird nicht erfüllt. Und so öffne ich meine Tür, ziehe meine nassen Klamotten aus und gehe nach einer warmen Dusche in mein Bett.
Früh am nächsten Morgen werde ich wach, da ich ordentlich von links nach rechts geschaukelt werde. Wir scheinen das Sturmtief erreicht zu haben. Die Wellen schlagen lautstark gegen das Schiff und ich muss mich erneut festhalten um nicht aus meinem Bett zu fallen. Es ist nicht der erste Sturm, den ich auf diesem Schiff erlebe und da ich die Wetterkarten und Daten kenne weiß ich, dass es in den nächsten Stunden nur heftiger werden wird. Rasch stehe ich auf, nehme mein Funkgerät zur Hand und fordere einen Bericht an. Ein Crewmitglied bestätigt mir, dass wir uns gerade am Anfang des Sturmtiefs befinden und die nächsten 24 Stunden eher wacklig werden. Das Deck ist gesperrt und es wird gebeten, nicht zu viel herum zu laufen, da das Verletzungsrisiko zu hoch ist. Für mich sind dies keine neuen Informationen, doch Maya nebenan war vermutlich noch nicht so häufig bei Sturm auf einem Schiff. Daher ziehe ich mir eine einfach Jeans und ein Sweatshirt an, bevor ich meine Kabine verlasse. Die nächste Welle die gegen das Schiff trifft, drückt mich gegen die gegenüber liegende Wand, noch bevor ich mich irgendwo festhalten kann. Ein kurzer Schmerz durchzieht meinen Körper, jedoch bin ich bei weitem schlimmeres gewohnt. Daher atme ich durch und trete dann den Schritt zur Nachbartür. Dieses mal klopfe ich, ohne zu zögern und vernehme nur ein leises "Herein". Ich öffne die Tür und sehe ein leeres Bett und auf den ersten Blick eine insgesamt leere Kabine. Zumindest bis ich um die Tür schaue und Maya in einer Ecke am Boden sitzen sehe. Sie trägt scheinbar noch ihre Schlafsachen, denn außer ein weites Shirt kann ich nichts an ihrem Körper erkennen. "Was machst du da?", frage ich ruhig, nachdem ich die Tür geschlossen habe. Sie drückt sich gegen die Wand und blickt mich etwas verängstigt an. Ich hingegen muss mich zusammenreißen nicht ihren Körper anzustarren. Da sie ihre Beine angewinkelt hat, ist ihr Shirt etwas höher gerutscht, weshalb ihre Beine quasi frei liegen. Ich erkenne zwar noch ein schwarzes Stück Stoff, doch dieses ist mit Spitze besetzt und scheint mir nur das wesentliche zu bedecken. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, wandert mein Blick zu ihrem Gesicht, in welchem ich direkt eine gewisse Röte erkenne. Ihr scheint mein Blick nicht entgangen zu sein. Zu meiner Verwunderung, zieht sie ihr Shirt nicht runter oder setzt sich anders hin, sondern beißt auf ihre Unterlippe. In mir herrscht ein Kampf zwischen Vernunft und Begierde. Und wenn sie sich nicht ganz schnell etwas anzieht, wird die Begierde gewinnen. Daher halte ich ihr die Hand hin. "Der Sturm wird noch etwas dauern, wieso auch immer du auf dem Boden sitzt, du wirst da nicht die gesamte Zeit verbringen wollen.". Kurz schließt Maya ihre wunderschönen Augen, die zwischenzeitlich einen etwas dunkleren Ton angenommen haben, bevor sie nach meiner Hand greift und ich ihr so auf die Beine helfe. Als sie vor mir steht, schauen wir uns an. Ich kann ihren Atem auf meiner Haut spüren. Wieder wechselt mein Blick zwischen ihren Augen und ihren Lippen hin und her und ich hebe langsam meine Hand und lege sie an ihre Wange. Stück für Stück beuge ich mich vor, immer darauf bedacht ihr genug Möglichkeit zu geben, mich zu stoppen. Doch stattdessen ist sie es, die das letzte Stück überwindet und ihre Lippen stürmisch auf meine drückt. Der Kuss wird im Verlauf immer sanfter und trotzdem intensiver. Solange bis ich sie, begünstigt durch die nächste Welle die auf das Schiff trifft, gegen die Wand drücke. Ein leises Stöhnen entfährt Maya, da mein gesamter Körper gegen sie gedrückt wird. Vorsichtig streiche ich ihren Körper hinab, bis ich zum Saum ihres T-Shirts komme. Sanft fahren meine Finger über die nackte, warme Haut an ihrer Taille und es überzieht eine Gänsehaut ihren Körper. Auch Maya ist nicht untätig, weshalb ich sowohl eine Hand unter meinem Shirt an meinem Rücken spüren kann, als auch ihre Zunge die über meine Lippen streicht. Sofort folge ich der Einladung und entlocke ihr ein erneutes stöhnen, zumindest bis eine Stimme aus meinem Funkgerät dringt.
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Dilemma
General FictionDie Fortsetzung zu "Richtig oder Falsch?" 1 Jahr, 3 Monate und 10 Tage ist es nun her, dass Alex in den Bauch geschossen wurde. Vor 11 Monaten ist sie aus dem Koma erwacht, doch dies wissen nur ihre Eltern und Elisa. Für den Rest der Welt ist Alexan...