Eis essen

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»O, nein.«, sie hält ihre offene Hand nach draußen und kleine Tropfen plätschern auf ihre Hand. Der Himmel ist bewölkt und nun, wie erwartet, fängt es an zu regnen. Das Eis, in ihrer linken Hand beginnt zu schmelzen. »Nicht doch.«, sagt sie und nimmt das Eis in ihrer anderen Hand. Sie sucht nach etwas, dass als Tuch dienen könnte. Ich nehme ihre Hand und lecke den Finger ab, ich spüre, wie sie in ihrer Bewegung erstarrt und sich ihre Augen weiten. »M-Manjiro!«, sie zieht ihre Hand weg und ihre Wangen nehmen einen Rotton an.

Ich grinse und esse mein Eis unbeirrt weiter. Es beginnt aus Eimern zu schütten, also stellen wir uns zurück, unter dem Dach, des Ladens. »Woher kommt eigentlich der Sinneswandel?«, fragt sie mich und sieht mich mit ihren grünen Augen an. »Welcher Sinneswandel?«, ich lehne mich an die wand, in der anderen noch immer mein Eis. »Das treffen ...?«, sie sieht zum Regen, der die trockenen Stellen auf dem Boden füllt. »Shin und ich hatten eine Wette.«, ich seufze.

Es bringt nichts zu lügen, sie hat es nicht verdient. »Ah, also gehöre ich zur Wette. Lass mich raten, wenn du verlierst, dann das Treffen?«, sie sieht mich an und plötzlich fühle ich mich schlecht das gesagt zu haben. Sie wendet ihren Blick ab. »Was hätte ich auch erwarten sollen?«, sie lacht. »Aber lass dir eins gesagt haben, nochmal lasse ich das nicht mit mir machen.«, in ihren Augen sitzt ein kleiner Funke von Traurigkeit. Dieser Funke lebt, seit wir uns kennen, schon in ihren Augen.

»Okay.«, murmle ich. Wir sollten das tatsächlich nicht wiederholen, nichts desto trotz kann ich nicht abstreiten, dass es mir Spaß macht - obwohl es regnet und das eigentlich eine Wette ist, die ich verloren habe. »Danke für das Eis.«, bedankt sie sich und zieht ihr Zopf fest. Ich nicke und stecke meine Hände in meine Hosentasche, während ich dabei zusehe, wie der Regen schwächer wird. »Hey, was hältst du von dem Sommerfest?«, frage ich, ohne es überhaupt zu wollen.

»Huh?«, murmelt sie und sieht mich verblüfft an. »Worauf willst du hinaus?«, sie hebt eine Braue in die Höhe, während ich mich selbst frage, worauf ich hinaus möchte. Denn es verließ meine Lippen ungewollt. Ich fasse mir am Hinterkopf und lache unsicher. Kiyomi gluckst belustigt. »Nicht viel.«, sagt sie schließlich. »Verstehe.«
»Oma ist oft mit mir hingegangen und ich habe es wirklich toll gefunden. Doch insgeheim habe ich mir gewünscht, es wäre Mama gewesen.«

»Ich habe viele mit ihrer Mutter, oder ihrem Vater gesehen und ich wurde ständig traurig, deswegen mag ich die Feste nicht wirklich.«, sie seufzt leise und sieht traurig zu Boden. Mit ihrem rechten Fuß klopft sie gegen ihr linkes. »Ich mag sie auch nicht.«, sie hebt überrascht ihren Kopf. Ich lächle. »Unsere Eltern sind früh gestorben, also bin ich nur mit meinen Geschwistern, meinem Opa und Freunden hin. Auch ich habe mir insgeheim gewünscht, dass meine Eltern dabei wären.«

Ich vermisse sie, meine Eltern. Dennoch versuche ich das beste aus dem Leben zu machen, denn es gibt noch die anderen, die eine Familie für mich sind und ich beschützen werde. »Der Regen hört allmählich auf.«, berichtet Kiyomi, die Stimmung, die gerade zwischen uns geherrscht hat, war mir angenehm. Wir haben beide etwas, worüber wir uns am meisten gefreut hätten und doch nie bekommen werden. »Dann lass uns los.«, als Antwort nickt sie.

Ich hätte gedacht, dass ich durch die Sache am Strand, angespannt sein werde und sie nicht ansehen könnte. Aber am Ende hat es mir sogar Spaß gemacht, dass mein anderes ich es wiederholen möchte. Aber ich glaube auch, dass wir's bei diesem Treffen belassen sein sollten. Ich möchte sie nicht in Gefahr bringen, nur um mit ihr befreundet zu sein. Es gibt, trotz den vielen verbündeten, noch einige, die es auf mich abgesehen haben. Sie hat, obwohl sie langweilig wirkt, etwas erstaunliches an sich, dass mich dazu erregt, sie interessant zu finden.

»Grüß die anderen von mir.«, fordert mich Kiyomi auf, nachdem ich sie vor ihrem Haus abgesetzt habe. Ich nicke und warte, bis sie das Haus betreten hat, ehe ich mein Motorrad wegstelle und selbst in meinem Haus gehe. »Und?«, sofort steht Ema vor mir, als ich die Schuhe ausziehe. Aufgeregt und voller Neugier schaut sie mich an. Natürlich wurde sie von Shin eingeweiht, dass ich mit Kiyomi eine Verabredung habe. »War cool.«, ich gebe ihr nicht die Genugtuung und sage, dass ich es wiederholen würde, weil das trotz regen Spaß gemacht hat.

»Nur cool?«, enttäuscht lässt sie ihre Schultern hängen und sieht mir nach. Shin hebt neugierig seinen Kopf vom Handy. »Wie war?«, er grinst breit. »Cool.«, antwortet Ema herb. Shin stutzt. »So ein Stuss.«, sagt mein Bruder und rauft sich seine Haare, während er sein linkes Bein auf die Couch legt. Genervt seufze ich, weil sie es einfach nicht dabei belassen. Aber was hätte ich auch erwarten sollen? »Setz dich, Brüderchen.«, Shin grinst und klopft neben sich, aber ich winke, mit einem missbilligen Blick ab.

»Du willst mich nur - zum Thema Mädchen - aufklären und nenn mich nicht Brüderchen, aus deinem Mund klingt das komisch und pervers.«
»Ausnahmsweise hat Mikey recht, aus deinem Mund klingt Brüderchen komisch und pervers.«, gespielt getroffen, fasst er sich am Herz und macht ein ächzendes Geräusch. »Das tut weh.«, murmelt er und sieht uns, mit einem Blick an, der uns sagen soll, dass wir schuldig sind, für das, was wir gesagt haben.

»Trotzdem solltest Du sie dir schnappen, bevor es jemand anderes tut.«, sagt Ema und zwinkert mir zu. Ich schnaube missbillig. »Nein.«, ich gähne. Ich will gerade einen Abgang machen, als Shin nochmal ansetzt etwas zu sagen. »Hast du Angst, dass ihr etwas passieren könnte, wenn du dich einlässt? Du musst Risiken eingehen und nicht nur auf andere achten. Wir können auf uns selbst aufpassen, Manjiro.«

𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐢𝐥𝐞𝐧𝐭𝐥𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt