»Eine Runde unter Freunden?«, ich lehne mich im Stuhl zurück und fahre mir erschöpft durchs Gesicht. »Ja! Heute Abend im Dojo, Opa hat uns das Okay gegeben, so lange wir keinen Mist bauen.«, sagt mir Ema mit aufgeregter Stimme ins Telefon, das ich auf laut gestellt habe. »Du solltest zusagen! Du brauchst Abwechslung und Mikey wird auch da sein!«, berichtet sie mir. Ich kneife meine Augen zusammen und runzle meine Stirn. »Und du hast sicher keine Hintergedanken?«, frage ich mit ernster stimme. »Nein! Ganz und gar nicht!«, in ihrer Stimme ist der Sarkasmus nicht zu überhören. »Ema.«
»Bitte!«Ich schaue an die Decke, zu meinen beklebten Sternen und bin mir unsicher, was ich davon halten soll. Ich drücke die Kugelschreiber Miene auf das leere Blatt Papier, bis sich ein blauer Punkt bildet, dann lasse ich den Kugelschreiber auf das Blatt gleiten. »Okay.«, murmle ich und schaue nachdenklich auf das gezeichnete Stern. »Super! Heute Abend um sechs!«, berichtet sie und freut sich viel zu sehr auf meine Zusage. Ich kichere leise, als ich erneut zustimme und auflege. Ich schließe meine Mappen, die ich alle ausgebreitet und verteilt auf meinem Tisch liegen habe.
Dann öffne ich meinen Zopf, den ich zu einem Dutt gebunden habe und lasse meine Haare herausfallen. Ich fahre durch meine braunen Haare, die nur leichte Wellen andeuten. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, lasse meine Haare in der Luft schweben, während ich den Vogel Gezwitscher lausche. Der Herbst hat längst begonnen und geht bald zu Winter über. Und im Neujahr sind die Prüfungen, die entscheiden, ob sich meine Arbeit gelohnt hat und dann geht es erst so richtig los. Lächelnd setze ich mich auf und sehe zu den beiden Bilderrahmen, die über mein Bett hängen.
»Ich bin nachher im Dojo.«, erzähle ich meiner Oma, die beim Wäsche zusammenlegen ist. »So spät noch?«, sie schaut mich an, während sie weiter legt. »Ja, es ist nur eine kleine Runde unter Freunden.«, ich nehme ein Pullover von mir aus dem Korb und lege es zusammen, ehe ich es auf meinen Stapel lege. »Dann wünsche ich dir viel Spaß, macht aber nicht all zu lange.«, ein zierliches Lächeln liegt auf ihren schmalen Lippen. Ich nicke und helfe ihr bei der restlichen Wäsche, bevor ich mich zurück in mein Zimmer ziehe. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und seufze laut.
Barfuß betrete ich das Dojo, in dem sich bisher nur Ema, Manjiro und Ken befinden. Ich nehme an, dass Keisuke, Sanzu und Kazutora später nachkommen. Vielleicht auch Shin und Izana, ich weiß nicht, wen Ema alles eingeladen hat. »Hey.«, begrüße ich Ema und die anderen. Ein Tisch ist an der Seite platziert, auf dem Boden kleine Sitzkissen verteilt. Auf die Begrüßung, der Jungs, kann ich lange warten, denn sie liefern sich ein Zweikampf. »Hey!«, auf dem Tisch stehen Becher und einige Getränke und Snacks. Von Wasser bis zu Alkohol. Ich verziehe mein Gesicht, da ich nicht weiß, wie ich auf Alkohol reagiere und wahrscheinlich auch nicht vorhabe etwas alkoholisches zu trinken.
»Wir sind bald vollzählig, die anderen brauchen noch.«, dabei schüttelt sie seufzend den Kopf, wie eine Mutter, die auf ihre Kinder wartet. »Kätzchen!«, ich schrecke auf, als sich ruckartig Hände auf meinen Schultern legen. Ich schaue auf, in das Gesicht von Manjiro, der sich zu mir runterbeugt. »Du Idiot! Erschreck mich doch nicht!«, ich drehe mich, gespielt beleidigt, zurück zu Ema, die mich grinsend beobachtet. Völlig aus der Puste, lässt er sich neben mir nieder. »Und Nenn' mich nicht Kätzchen.«, dabei verdrehe ich die Augen, wohlwissend, was das mit mir anstellt, wenn er mich so nennt.
»Du nennst mich nicht Mikey.«, erwidert er. Wie immer, ist das sein Grund. Es ist sein einziger Grund, weswegen er mich so nennt. Aber wie ist er überhaupt auf Kätzchen gekommen? »Das ist etwas ganz anderes!«, erwidere ich und schaue dabei Hilfesuchend zu Ema, die jedoch mit Ken redet. Meine Augenbrauen zucken. »Nein!«, beharrt er, wie immer. Ich atme laut aus und winke ab. »Hey!«, brüllt eine all zu bekannte Stimme und deswegen brauche ich mich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer ins Dojo reinspaziert kommt.
»Hey, Keisuke und Kazutora!«
»Wir haben auch Sanzu im Schlepptau!«, Kazutora zieht Sanzu hinein, der sich lachend am Hinterkopf fasst. »Kommen Takemichi und Hina auch noch?«, will Ema von Manjiro wissen, der gerade dabei ist, sich etwas zu trinken in einem Becher zu füllen. Saft füllt er sich ein, da er scheinbar nüchtern bleiben möchte. »Ja, sie müssen gleich da sein.«, antwortet er stumpf und greift nach einem nahegelegenen Tayaki. »Hast du schon einmal Alkohol getrunken?«, wendet sich Ema plötzlich an mich.»Nein und ich habe es auch nicht vor.«, ich lächle und greife nach dem Saft, den Manjiro zuvor in der Hand gehalten hat. »Ach was!«, Ema stutzt und entnimmt mir mein Becher, nur um etwas Alkoholisches einzufüllen. »Probieren geht über studieren!«, erwidert sie lachend und reicht mir mein Becher, mit der Durchsichtigen Flüssigkeit. »Ich will nicht.«, dabei schiebe ich den Becher ein Stück von mir weg. »Nur probieren, danach kannst du Wasser oder Saft trinken, was dein Herz begehrt.«, Ema nippt an ihrem Becher, in dem sich dieselbe Flüssigkeit befindet.
Ich seufze und nehme letzt endlich die Flüssigkeit zu mir. Angewidert verziehe ich mein Gesicht, während mein Hals brennt. Ich huste und trinke sofort Saft nach. Vielleicht ist es Angewohnheit Sache, aber jetzt gerade ist es eklig. »Du gibst ihr auch gleich das harte Zeug!«, murmelt Ken, der Ema mahnend ansieht. Sie grinst ihn an. »Vielleicht hätte erst einmal ein Sekt gereicht.«, erwidert sie Schulterzuckend. Ich stutze. Vielleicht? Sie will mich wohl direkt unter dem Tisch fegen.
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𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐢𝐥𝐞𝐧𝐭𝐥𝐲
RandomSie wollte doch nur geliebt werden, war das denn so schwer? Mit fünf Jahren wurde Kiyomi Itō, von ihrer Mutter, bei ihren Großeltern abgesetzt und sah sie seit her, nie wieder. Und wie es der Zufall wollte war Manjiro Sano der Nachbar ihrer Großelt...