»Da habe ich mich mal wieder zu etwas überreden lassen.«, genervt seufze ich, während ich vor dem Festival warte. »Sei doch nicht so.«, erwidert mein Bruder und grinst breit. Takemichi und Kenny nicken zustimmend. Schmollend wende ich meinen Blick ab. Wie können sie es sich wagen sich mir abzuwenden? Ich sehe zum beleuchteten Fest, mit den vielen Laternen und Ständen. Der Duft von essen klebt in der Luft und der Gedanke gleiche etwas zu essen lässt mein Magen grummeln.»Haben wir euch warten lassen?«, ertönt die Stimme meiner Schwester. Erleichtert wende ich mich ihr zu. »Da seid ihr ja endlich!«, mein Blick fällt von Ema zu dem Mädchen in der Mitte. Es ist ein Rosafarbenes Kimono mit Kirschblüten drauf und eine grüne Obi - passend zu ihren grünen Iren -, auf der ebenso kleine Blüten Blätter sind. Die Haare zu einem Dutt gebunden und eine Haarnadel, mit einer großen Blume steckt in ihren braunen Haaren. Ihre grünen Augen wirken unsicher, genauso wie ihre Haltung, verrät sie, dass sie nicht wirklich freiwillig hier ist. Wie ein scheues Kätzchen.
»Du auch hier, Kiyomi?«, fragt Shin verblüfft und nimmt sie in Augenschein. Mein Bauch kribbelt und ich kann mein Blick nicht abwenden. »Ja, sieht man das nicht?«, sie verdreht ihre Augen und innerlich grinse ich. Sie hatte schon immer eine kleine Abneigung gegenüber Shinichiro, aber nur, weil er komische Anspielungen aus Spaß macht. »Der Kimono steht dir.«
»Oder! Ich habe ihr auch gesagt, dass ihr der Kimono perfekt steht, aber sie will es sich einfach nicht eingestehen!«, Ema seufzt und beäugt Kiyomi.Plötzlich stupst mich Shin an und deutet auf Kiyomi. »Sag was.«, flüstert er mir zu, aber ich weigere mich. Kenny, der das zufällig mitbekommen hat, rät es mir etwas zu sagen. Und ich verstehe einfach nicht, wieso sie mich dazu zwingen? Genervt reibe ich mir meine Hand, an meinem Einteiler. Ich schwitze. »Sieht gut aus.«, murmle ich und verschränke meine Arme ineinander, wage es mich jedoch sie nicht anzusehen. »Geht doch.«, Ken stupst mich an und grinst schelmisch, gemeinsam mit meinen Bruder.
»Wie auch immer.«, ich winke fällig. »Ich habe Hunger.«, ich wende mich dem Festival zu, bei dem sich die meisten schon prächtig amüsieren. Und mir das Wasser in meinem Mund zusammen läuft, weil es so verdammt gut riecht. »Du denkst auch nur ans Essen.«, schon beinahe enttäuscht schütteln alle ihre Köpfe. Empört schnaufe ich und ignoriere diesen Haufen, den ich Freunde nenne. Ich denke nicht nur ans Essen, wollte ich sagen. Stattdessen schaue ich im Augenwinkel zu Kiyomi, die sich mit Shin unterhält.
»Willst du dir immer noch nicht eingestehen, dass du sie magst?«, mischt sich plötzlich Takemichi ein. »Der nächste.«, ich verdrehe meine Augen und sehe weg von ihr. »Ich kann nicht.«
»Und ob. Du hast nur Angst.«
»Wir haben's geschafft, wir konnten alle retten und sind sogar gute Verbündete. Du hast es dir verdient, jemand zu suchen, der sich Hals über Kopf in dich verliebt und du auch.«
»Wahre Worte, für jemand wie dir.«, sage ich und Takemichi stutzt.Seit geraumer Zeit reden alle auf mich ein und etwas recht haben sie. Aber was wird das für Auswirkungen auf die Zukunft haben, wenn ich mich darauf einlasse? Ein Teil von mir war immer allein, verschlungen von der Dunkelheit. Ich habe Angst, dass sie verletzt wird. Von mir, oder von den anderen, die uns als ihre Feinde betrachten. Und dennoch, wünscht sich ein Teil von mir, Zuneigung von einem besonderen Menschen. »Meine Worte sind immer wahr!«, trotzt der blauäugige. Ich lache. »Stimmt schon.«
»Sei bei ihr.«, Takemichi rennt vor, zu seiner Freundin, während er eben die Andeutung auf die Zukunft gemacht hat. »Zwei Tayaki, bitte.«, sofort wende ich mich dem Stand zu, der Tayaki's verkauft, aber bleibt bei dem Mädchen hängen, die sie kauft. Ich wende meinen Blick von ihr ab, währenddessen ich unbeholfen auf dem Festival stehe. Kenny ist bei Ema, Takemichi bei Hinata und mein Bruder reißt wahrscheinlich irgendwelche Weiber auf.
»Erst hatte ich die Befürchtung, das einzige fünfte Rad am Wagen zu sein, aber scheinbar bis du auch eines.«, erschrocken blicke ich neben mich, als Kiyomi plötzlich neben mir steht. »Hier.«, sie hält mir ein Tayaki entgegen, dankend nehme ich es an mich und schaue sie von der Seite aus an. Sie riecht nach Frühling. »Ken liebt sie.«, sie deutet auf Ema und Kenny hin, die sich beide an einem Stand mit kandierten Äpfeln anstellen. »Woher weißt du das denn?«
»Ich wusste es nicht.«, meint sie und zuckt mit ihren Schultern.»Ema ist wirklich ein schönes Mädchen und ich habe mich schon gewundert, warum sie niemanden hat.«, sie kichert und nimmt ein Bissen von dem Tayaki. Ema findet sie schön, aber bei sich selbst hat sie Zweifel? Sie senkt ihren Blick zu Boden und ihre Ohrenspitzen sind rötlich. Verlegen sie sieht mich im Augenwinkel an. »D-Danke, für das Kompliment vorhin.«, mit ihren Sandalen stößt sie ein Stein weg. Ich schnappe nach Luft und werde selbst rot um die Ohren. »Sieh mal, die verkaufen kleine Feuerwerke und Wunderkerzen!«, ihre Augen leuchten auf, als sie den Stand mit den vielen Sorten an Feuerwerk und Wunderkerzen ansieht.
Und ehe ich mich versehe, hat sie sich schon angestellt. Ich lächle unbewusst, weil ihr Kind zum Vorschein kommt. Damals haben wir bei Opa immer kleine Feuerwerke gemacht, aber die Wunderkerzen waren besonders beliebt. Ihre Augen haben sich vor Freude immer geweitet und ein breites Lächeln hat sich immer auf ihren Lippen gestohlen. »Komm her.«, fordert sie mich winkend auf. Innerlich struggle ich mit mir, dennoch stelle ich mich neben ihr. »Die anderen werden sich sicher auch freuen!«
»Sicher.«, ich zucke mit den Schultern und füge gedanklich, aber du dich am meisten, hinzu. Ich schmunzle und sehe mir die Schlange an, die nur noch aus einer Person besteht. »Das habe ich lange nicht mehr gemacht.«
»Vielleicht, weil du die ganze Zeit nur lernst?«, ein grimmiger Blick, der nur mir gilt, wirft sie mir zu. Aber sie ist sich dessen bewusst, dass ich recht habe.»Ich habe den anderen eine SMS geschrieben.«, berichte ich Kiyomi, die sich auf den Boden hockt und eine Wunderkerze anmacht. Sie lächelt breit, als die Wunderkerze zu funkeln beginnt. Das Lächeln erreicht ihre Augen und dennoch glitzert in ihnen eine gewisse Traurigkeit. »Wenn ich nichts tue, dann wird niemand stolz auf mich sein.«, sie legt ihren Kopf schief, während es ihre Lippen verließ. Eine Antwort auf meine Frage, die ich ihr vor einer Woche gestellt habe. Das ist es, was sie dazu treibt, zu lernen. Sich zwischen zahlen und Buchstaben zu verstecken.
Die Kerze geht aus und sie nimmt die nächste, die sie anzündet. Wir sind nicht weit vom Fest entfernt, noch so, dass man die Lichter erkennt und das Getümmel, der Menschen hören kann. »Hier seid ihr.«, ertönt die Stimme Kenny's, der Ema und Shinichiro im Schlepptau hat. »Ema, Sieh mal!«, Kiyomi fuchtelt mit den Wunderkerzen herum. Ema's Augen weiten sich und sie läuft grinsend zu ihr. »Wie cool! Ihr habt Feuerwerk gekauft!«, Kiyomi nickt stolz und zündet die nächste Wunderkerze an. »Warst du die ganze Zeit bei ihr?«, fragt Kenny und ich wusste, dass er das fragen wird.
Shin sieht mich neugierig von der Seite an, wartend auf meine Antwort. Und als wäre das, dass normalste auf der Welt, nicke ich, ohne mit der Wimper zu zucken. »Find ich Gut.«, sagt Kenny. »Sie wird dir gut tun.«, fügt er hinzu und ich seufze. Aber kurz darauf unterbricht eine aufgeweckte Stimme unser Gespräch. »Manjiro, willst du nicht auch?«, ihr Lächeln erwärmt mein Herz und ich möchte am liebsten Ja, sagen, aber das wäre Genugtuung, für die zwei Idioten neben mir, die jetzt schon dämlich grinsen. Soll mir egal sein, was die zwei denken, oder ob sie es zufrieden stellt. Aber ihr Lächeln und ihre verdammte Ausstrahlung veranlasst einem dazu, zu Zusagen. Wie damals.
»Ja!«
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𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 𝐬𝐢𝐥𝐞𝐧𝐭𝐥𝐲
RandomSie wollte doch nur geliebt werden, war das denn so schwer? Mit fünf Jahren wurde Kiyomi Itō, von ihrer Mutter, bei ihren Großeltern abgesetzt und sah sie seit her, nie wieder. Und wie es der Zufall wollte war Manjiro Sano der Nachbar ihrer Großelt...