17 - Das Wochenende in Feldcroft, Teil 1

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Evangeline POV


Ominis und ich liefen eingehakt durch Hogsmeade auf dem Weg zu meinem Laden. Ich wollte mich noch mit ein paar Tränken speziell für die Schwangerschaft eindecken, damit ich vorbereitet war, falls mich doch wieder die Übelkeit erwischte. Penny hatte bei Garreth ein paar solcher Tränke bestellt. Natürlich für den offenen Verkauf. Und zum Glück fragte er auch nicht weiter nach. Wenn er von meinen Umständen erfahren würde, dann wüsste es sicherlich ganz Hogsmeade. Ja er war ein kleiner Quasselkopf, wenn auch nicht mit bösen Absichten.

Das Wetter war sehr angenehm - nicht zu kühl, aber auch nicht zu warm. Einfach ein toller Frühlingsanfang. Ominis wusste natürlich schon von Sebastians Vorhaben, er wurde direkt nach unserer Absprache von ihm abgefangen. An den Wochenenden war er eher selten in Feldcroft, aber dennoch war es Sebastian wichtig, dass wir etwas Zeit für uns hatten. Und mir war es ebenso wichtig.

„Wirst du es ihm sagen?", fragte mein von mir liebevoll getaufter Bruder. Natürlich. Er möchte, dass es mir gut geht. Sein oberstes Ziel war es, dass ich eine Zukunft habe. Und das kleine Würmchen in mir versorgt wird.

„Ich habe es geplant, ja. Aber ich weiß nicht so richtig, wie ich anfangen soll. Ich habe Angst, Ominis."

Er stoppte, drehte sich zu mir um und berührte behutsam meine Wange. Anders als bei Sebastian war mir diese Geste so vertraut. Ominis würde ich mein Leben anvertrauen, wenn es sein müsste.

„Darf ich dir einen Tipp geben, auch wenn ich nicht unbedingt der perfekte Ansprechpartner für so etwas bin? Lass es auf dich zukommen. Wichtig ist nur, dass du ihm die Wahrheit sagst. Er hat das Recht zu erfahren, dass er Vater wird.", gab er mir mit sanfter Stimme zu verstehen. Und ich konnte dem auch nur zustimmen. Dennoch war die Angst mein ständiger Begleiter. Auf der einen Seite wusste ich, dass Sebastian ein verlässlicher Mann war, aber ein Kind stellte eine ganz andere Herausforderung dar. Das war kein Duell, wo es wichtig war, den Gegner zu entwaffnen. Es war eine Lebensaufgabe. Und wir waren beide noch so jung, hatten unser Leben noch gar nicht aufgebaut, geschweige denn führten wir überhaupt eine Beziehung. Das, was wir aktuell hatten, war eine Liaison zwischen Mann und Frau. Nichts Festes, nichts Ernstes. Nur der Austausch von Zärtlichkeiten und Leidenschaft. Ich atmete erschöpft aus.

„Ach Sweetheart, ich bin der festen Überzeugung, dass euer Wochenende in Feldcroft wunderschön wird.", Ominis zwinkerte mir verfroren zu. Ich wusste genau, was er damit zum Ausdruck bringen wollte, und schlug ihm zärtlich aber bestimmend gegen die Brust. Manchmal war er wirklich ein Idiot, aber eben dieser Idiot brachte mich immer zum Lächeln.

Als ich auf die Tür meines Ladens zuging, wurde diese gerade geöffnet und eine wunderschöne, schwarzhaarige Frau trat in den Türrahmen. Sie blieb direkt vor mir stehen. Im ersten Moment war mein Gehirn nicht fähig die Details zusammenzufassen, aber dann erschlug es mich fast. Es war Enid!

„Vielen Dank für Ihren Einkauf und beehren Sie uns bald wieder!", Penny verbeugte sich in höflicher Form hinter der jungen Frau und erkannte kurz darauf mich, „Oh, Hallo Miss Carter! Schön, Sie hier zu sehen, Herrin!"

Enids Blick haftete auf mir. Sie hatte helle, fast schon giftgrüne, mandelförmige Augen, welche sie mit einem schön geschwungenem schwarzen Make Up umrahmt trug. Ihr schwarz-glänzendes Haar hatte sie zu einem Zopf oberhalb ihres Hinterkopfes zusammengebunden. In ihrem teuer wirkendem Fellmantel wirkte sie wie eine reiche Hexe aus dem fernen Osten Europas. Doch ihr Blick, auch wenn sie mich anlächelte, strahlte eine beängstigende Bedrohung aus.

„Guten Tag, Miss.... Carter. Wir hatten zuletzt nicht das Vergnügen uns vorzustellen. Ich bin Enid.", sie reichte mir ihre helle und vor allem sehr zierliche Hand. Obwohl alle meine Sinne nach „Gefahr" schrien, wollte ich meine gute Erziehung nicht verlieren und nahm ihre Hand entgegen.

Shadows of SallowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt