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Seungmin POV

Nachdem wir den Eingangsbereich betreten hatten und er mir wie ein Gentleman meinen neu gekauften Mantel umgelegt hatte, traten wir hinaus in die Kälte des Herbstes. Dicht hinter mir stand der Mafioso und legte seinen rechten Arm um meine Hüfte. "Unser Auto wird gleich hier sein", flüsterte er mir zu, bevor er mir einen zarten Kuss auf den Kopf hauchte und mich noch näher an sich zog.

Ich genoss die zusätzliche Wärme in vollen Zügen.

Obwohl der Anzug, den ich trug, von hoher Qualität war, bestand der Stoff aus einem leichten und weichen Material, das ihn anfällig für die kalte Herbstluft machte. Offenbar erwiderte mein Begleiter mein Verlangen nach Nähe ebenfalls.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich wirklich nicht verstand, warum ich dort sein sollte. Bisher hatte ich noch keinen seiner Partner kennengelernt und auch von seinen angeblich wichtigen Geschäften nichts mitbekommen. Der Mann, der mich fest im Griff hatte, verschwand jeden Morgen um Punkt 9 Uhr und kam spät abends müde und genervt zurück. Er versuchte immer wieder, mir näherzukommen.

"Warum muss ich überhaupt mit?", brummte ich und drückte mich näher an die Wärmequelle. Ich sah zu seinem unverschämt gut aussehenden Gesicht hoch. "Es ist nur ein kleiner Ball, um neue Mitglieder zu begrüßen. Nichts weiter. Und keine Sorge, dein kleiner Freund ist auch dabei", erklärte er mir erneut, doch es war dieselbe Erklärung wie gestern schon. "Aber das erklärt nicht, warum ich dabei sein muss", jammerte ich. Ich hatte keine Lust, stundenlang herumzustehen und neben Chan zu stehen, während er mit anderen sprach.

Außerdem hatte ich keine Lust auf die anderen Mafiosi.

"Das wirst du noch sehen", brummte der Größere nun selbst und schob mich langsam vor sich her, da unser Auto endlich da war. Na super, das konnte ja was werden. Das Auto war von innen in schlichtes schwarzes Leder gehüllt und roch angenehm. Aber es war keines von Chans Autos. In der kurzen Zeit, in der ich schon bei ihm war, hatte ich schon einige seiner Wagen gesehen, und diese hatten alle einen besonderen Touch.

Ob es besondere Felgen waren, eine sehr teure Marke, eine ausgefallene Farbe oder sogar nur ein kleines Detail an der rechten Seite des Wagens. Aber mein absoluter Favorit war definitiv der matt-schwarze Audi R8.

Ich konnte mich noch daran erinnern, es war die zweite Woche, die ich bei Chan war, und es hat an dem Tag geregnet. An dem Tag kam er tatsächlich nach Hause, als es noch hell war, weil er mir versprochen hatte, mit mir zu Abend zu essen. Ich hatte am Küchenfenster gewartet, und dann kam er in diesem unglaublichen Wagen. Diese matt-schwarze Schönheit. Der Regen, der an der matten Lackierung abprallte, ließ das Auto nur noch besser aussehen. Und dann stieg auch noch Chan aus.

Er trug an dem Tag einen schwarzen Rollkragenpullover, da es wirklich kalt war, natürlich in Schwarz, einen seiner Anzüge, die sich so unverschämt gut um seinen Körper schmiegten, und einen langen schwarzen Mantel. Tatsächlich trug ich gerade den gleichen Mantel, nur in einer kleineren Größe. Um das Ganze zu toppen, fielen seine pechschwarzen Haare in leichten Wellen in sein leicht gebräuntes Gesicht.

Das Bild, das Auto, mein unglaublich heißer Entführer, der kalte Tag und die Tatsache, dass er früher von der Arbeit gekommen war, um mit mir zu Abend zu essen. All das ließ mich schon nach zwei Wochen kurz darüber nachdenken, ob ich ihn meinen Körper ruinieren lassen sollte.

Aber nein, ich machte einen Rückzieher. Am Ende hatte er mich wieder nur beim Baden befriedigt. Dieser Mann hatte eine Selbstbeherrschung, das war unnormal.

Am nächsten Tag sprach ich ihn dann darauf an, ob wir mal mit dem Auto irgendwohin fahren könnten. "Ja, gerne, wenn ich Zeit habe und dir vertrauen kann, können wir gerne einen kleinen Ausflug mit dem Wagen machen", waren seine Worte. Das war jetzt zwei Wochen her, und ich hatte mich noch nie besser in meinem ganzen Leben verhalten.

"Seungmin?", brachte mich die angenehm tiefe Stimme aus meinen Gedanken. "Wir sind da, aber warte bitte einen Moment." Und schon stieg er als Erstes aus und verschwand für einige Momente, um mir die Tür aufzumachen und mir beim Aussteigen zu helfen. Auch wenn er ein kaltblütiger Killer ist, bleibt er ein Gentleman.

Ich konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen und hakte mich bei meiner Begleitung ein, ließ mich von ihm in den großen Saal führen, der in einem bekannten Hotel gemietet wurde. Offensichtlich gingen sie nicht diskret mit ihren Festlichkeiten um, denn die Eingangshalle sowie der Saal waren prunkvoll geschmückt. "Oh wow", entkam es mir leise, denn ich kam gar nicht aus dem Staunen heraus. Diese Leute hatten unglaublich viel Geld und hatten kein Problem damit, es zu zeigen.

Überall waren Männer in teureren Anzügen und Frauen in unglaublich schönen und wahrscheinlich teuren Kleidern. Alle sahen so normal aus, als wäre dies eine normale Geschäftsfeier. Als hätten hier nicht alle eine Waffe unter ihrem Jackett. "Komm, Seungmin, wir gehen zu meinen Leuten", informierte mich Chan und zog mich sanft in die Menge. Geschickt und vorsichtig brachte er mich zu einem Tisch, an dem die Männer von dem Bild auch schon saßen. Nur war dort auch Jisung und ein fremder Junge dabei, der brav neben dem blonden schlanken Mann saß.

"Da bist du endlich", sprach der Typ ganz rechts. Er war breit, wirklich breit, hatte genauso wie Chan pechschwarzes Haar und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sein Hemd spannte wirklich stark, und ich wollte gar nicht wissen, was unter all diesen Klamotten steckte. Oder doch?

"Minnie!" rief es laut von vorne, und schon wurde ich fast von Jisung überrannt. Auch er trug einen unglaublich teuer aussehenden Anzug, und er war auch wie ich etwas herausgeputzt, aber nichts konnte dieses ehrliche süße Lächeln meines besten Freundes unattraktiv aussehen lassen. "Jiji", lächelte ich warm und schloss ihn sofort in meine Arme. Ich hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen und wirklich vermisst. Ich war Chan auch gerade wirklich dankbar, dass er mir diesen Moment mit Jisung ließ und sich einfach setzte und mit seinen Leuten sprach. "Komm, wir setzen uns", meinte das Eichhörnchen und zeigte auf zwei freie Plätze. Sein Freund saß glücklicherweise direkt neben Chan.

"Also, du bist mit einem Kriminellen zusammen?", lachte ich, obwohl es wirklich nichts zum Lachen war. Niemand sollte über so etwas lachen. "Lange Geschichte, aber glaub mir, ganz tief in sich drin ist er ein kleiner Softie", kicherte mein bester Freund und wurde leicht rot. "Aber bei dir ist doch alles ok, oder?" fragte er mich nach kurzer Stille. Ob alles ok war? Nun, den Umständen entsprechend eigentlich ja. "Ja, also, Chan ist halt nie da, und naja, halt", sagte ich, da ich wirklich nicht viel sagen konnte. Ich saß oder lag den ganzen Tag herum. "Weißt du eigentlich, ob meine Eltern nach mir suchen lassen?" flüsterte ich meinem besten Freund zu, da Chan gerade wohl mit den breiten Typen über etwas diskutierte und es wohl nicht hören würde.

"Seungmin, ich..." Er biss sich auf die Unterlippe, und das war wohl eine klare Antwort. Ich weiß, ich hatte nie die beste Beziehung zu meinen Eltern, aber dass sie einfach nichts unternahmen, selbst nachdem ich mich vier Wochen lang nicht gemeldet hatte, das tat weh. "Nein, schon gut, ich verstehe", seufzte ich leise und sah mir kurz die anderen an. Jisungs Freund kannte ich ja schon. Haselnussbraunes Haar, das ihm bis kurz unter die Ohren ging, in leichten Wellen. Große Augen, die fast schon unschuldig und aufrichtig wirkten. Und genauso wie Chan trug er einen schlichten schwarzen Anzug. Den anderen kannte ich jedoch nicht. Er war blond, sein Haar war schulterlang, er war wirklich schlank und er sah aus wie ein Model. Auch wieder jemand, der hier fehl am Platz aussah. Aber die Tatsache, dass er einen Jungen auf seinem Schoß sitzen hatte, der total verängstigt aussah, ließ ihn dann doch wieder in das Bild eines Mafioso passen.

Er merkte wohl auch, dass ich starre, denn seine gefährlich schönen Augen formten sich zu Schlitzen, und seine plumpen Lippen zu einem verschmitzten Grinsen. Er beugte sich zu dem Jungen vor und schien ihm etwas zuzuflüstern. Einen kurzen Augenblick später stand der genauso blonde Junge auf, kam zu mir und Jisung und setzte sich. Auch er trug einen auffälligeren Anzug. Er war tiefblau und aus Samt! Das sah aus der Nähe wirklich edel aus.

"Mein Name ist Yang Jeongin", sagte er leise und vorsichtig, als ob er sicherstellen wollte, dass nur ich ihn hören konnte. Seine Stimme klang freundlich und warm. Wieder jemand, der nicht in das Gesamtbild hier passte. Seine Haut sah so weich und sanft aus, doch wenn ich richtig sehen konnte, hatte er ein Tattoo an der linken Seite seines Halses. Allgemein wirkte er so zerbrechlich.


"Ich gehöre zu Hwang Hyunjin, freut mich, euch kennenzulernen", sagte er und verbeugte sich leicht, während er vorsichtig lächelte.

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Hi! Ich lebe auch noch lol, es tut mir leid, ich versuche wieder richtig zu updaten :')

His Possession | Stray kidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt