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PoV Seungmin

Noch immer ganz geschockt von dem, was gerade passiert war, ließ ich mich auf den Boden gleiten und fing an zu zittern. Er hatte recht, ich habe völlig vergessen, in was für einer Situation ich mich befinde und dass er meinen Körper wollte. Jeder einzige kleine Ausrutscher, den ich mir jetzt erlauben würde, könnte wahrscheinlich dazu führen, dass er genauso sauer wird wie vor einigen Minuten, wenn nicht sogar noch wütender.

Ich winkelte meine Beine an und lehnte meinen Kopf dagegen. Ich versuchte immer noch zu verarbeiten, was gerade passiert war und was mein Leben nun sein sollte. Wegen all der Geschenke, die ich von ihm erhalten hatte, hatte ich das vollkommen vergessen. Ich war ein Gefangener von einem unverschämt gut aussehenden Mafiosi, der sich in nur wenigen Sekunden in einen völlig anderen Mann verwandeln konnte.

Da kamen mir die Bilder von dem Tag wieder in den Sinn, an dem er mehrere Menschen nur meinetwegen getötet hatte. Nicht nur, dass er diesen Changkyun zu diesem Hyunjin geschickt hatte, als er dann nach einigen Wochen wieder kam, wirkte er so verstört und war für einige Tage total in sich gekehrt. Ob er das auch mit mir machen würde, wenn ich mich so verhalten würde? Würde er mich auch zu Hyunjin schicken? Aber Jeongin schien ganz okay zu sein. Natürlich wirkte er etwas eingeschüchtert, wahrscheinlich, weil er Dinge erlebt hatte, die ich mir nicht einmal vorstellen konnte.

Auch Jisung, der sich ebenfalls in den Fängen eines Mafiosi befand, schien völlig gelassen mit der ganzen Situation umzugehen. Ob er von ihm auch so bedroht wurde wie ich? Ob er ihm auch damit drohte, ihn zu finden und zu töten, wenn er sich zu weit von ihm entfernte? Oder lag ich komplett falsch, und sowohl Jisung als auch Jeongin waren zufrieden mit den Mafiosi? Log mich Jisung wirklich nicht an, und Jeongin war einfach nur nervös wegen der heutigen Festlichkeit?

Ich seufzte und hievte mich selbst auf meine Beine, stolperte einige Schritte zu den Waschbecken und spritzte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sollte mich erst wieder zu Chan gesellen, wenn wir gehen. Also ging ich mit kleinen, vorsichtigen Schritten zurück in den Ballsaal und sah mich um. Ich wollte etwas trinken, egal was, und Chan würde es sicher nicht mitbekommen, wenn ich etwas Wein trinken würde.

Also stolperte ich eher durch die tanzende Menge, stets darauf bedacht, dass ich keiner der Frauen auf das teure Kleid trat. Dabei fiel mir auch auf, dass viele nicht so auffälligen Schmuck wie Jeongin und Jisung trugen. Also hatten die beiden wirklich recht. Es waren Kennzeichen. Schöne Kennzeichen, dass die beiden zu einem Mafiosi gehörten und niemand sie anfassen durfte. Da frage ich mich, warum ich keinen Schmuck trug? War es Chan egal, ob mich jemand berührte? Oder musste ich mir die teuren Steine erst verdienen?

Ach, ich sollte mir darüber keine Gedanken machen. Eigentlich wollte ich gar nicht in seiner Nähe sein, ich wollte nicht, dass man sah, dass ich ihm gehörte.

Seufzend setzte ich mich an die kleine Bar an der Seite des riesigen Ballsaals und beobachtete die Barkeeper dabei, wie sie emsig umherhuschten, um die bestellten Getränke abzufüllen. Die meisten waren rote Weine oder Whiskey, selten waren es Softdrinks. Diese waren dann wahrscheinlich für eine der vielen Spielzeuge, die sich hier auf der Festlichkeit befanden.

Ich legte meine Hände auf das dunkle, polierte Holz der Bar und war wirklich fasziniert davon. Ich könnte das nicht. Ich würde schnell die meisten Flaschen fallen lassen, und im Café war nie wirklich so viel los, dass ich so durch die Gegend rennen müsste.

"Oh, ehm, könnte ich ein Glas Rotwein haben?" frage ich ganz schüchtern. Die blonden Haare standen ihm wirklich sehr gut, es schmeichelte seinem kühlen, nein, eher blassen Hautton wirklich sehr. Seine Augen waren fast wie die von diesem Hyunjin, nur noch katzenartiger. Seine Lippen waren dafür schmal und rosa, seine Nase etwas breiter, aber nicht zu breit. Oh Gott, es war schwer zu erklären, aber es sah nicht schlecht aus. Wenn ich nicht in dieser Situation wäre, würde ich den jungen Mann anschmachten.

"Gerne doch, das ist ja mein Job", meinte er eher und zwinkerte mir zu, verschwand dann aber auch schon wieder aus meinem Blickfeld. Aber lang musste ich nicht warten, denn so schnell er plötzlich vor mir stand, so schnell stand auch das Glas Rotwein vor meiner Nase. "Das ist ein lieblicher Rotwein. Sie haben mir nicht gesagt, welchen Sie haben wollten", erklärte er mir mit einem sanften Lächeln und lehnte sich etwas vor. Musste er denn gar nicht wie die anderen durch die Gegend rennen und Getränke auffüllen?

"Also, du bist ziemlich jung, und du siehst nicht so aus, als würdest du normalerweise zu den Leuten hier gehören", leckte er sich über die Lippen, "Ich schätze, dass du das neue Spielzeug von jemandem bist?" Oh wow, das traf ins Schwarze und tat irgendwie weh, aber er hatte ja recht.

Ich nahm das Glas Wein in die Hand und schwenkte die rote Flüssigkeit etwas hin und her. "Ja, leider. Erst seit einem Monat", murmelte ich und nahm den ersten Schluck. Ich merkte direkt, dass dieser Wein wirklich süß war, er schmeckte eher wie Saft statt Wein, aber er hatte trotzdem einen bitteren Abgang. "Lass mich raten? Er hat dich in sein Haus gelockt und dich dann darin eingesperrt?" lachte er leicht und lehnte sich noch weiter nach vorne, als würde er sich mein Gesicht noch genauer ansehen wollen. "Ja, genau! Er hat einfach einen blöden Führerschein an meiner Arbeit liegen lassen und sich dann verpisst!" beschwere ich mich, da ich das Gefühl hatte, dass ich mich bei ihm etwas auskotzen konnte.

"Er war sich so sicher, dass ich zu ihm komme, um ihm diesen scheiß Führerschein zu bringen, und was mich noch mehr ankotzt ist, dass er recht hatte! Ich bin ein viel zu netter Mensch", schmollte ich und trank noch einen Schluck von dem Wein. So langsam gewöhnte ich mich an den Geschmack.

"Ich kann dir sogar an deinem Aussehen sagen, wem du gehörst. Der liebe Herr Bang Chan hat eine große Vorliebe für Jungs mit so großen Hundeaugen wie du sie hast", stellte er sich wieder gerade hin, "Außerdem siehst du sehr hilflos und wie ein leichtes Ziel aus, ah, und sehr naiv. Du siehst sehr naiv aus", lachte er jetzt leise und sah über mich hinweg, während ich ihn nur empört ansah. 

Ich weiß zwar, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, aber man musste es mir doch nicht so unfreundlich übermitteln. Ich trank einen wirklich großen Schluck von dem Wein und beobachtete, wie die Miene von dem Typen vor mir langsam finsterer wurde. "Okay, Kleiner, ich wünsche dir noch viel Spaß heute Abend und grüße Chan von mir", zwinkerte er mir zu, warf sich seinen Lappen über die Schulter und verschwand hinter der Bar hinter einer Tür. Ich verstand gar nicht, wieso er auf einmal so schnell wegwollte. Verwirrt trank ich den Rest von meinem Wein, ehe ich das Glas abstelle.

"SEUNGMIN!" hörte ich erbost von hinten. Oh, verdammt, das war Chans Stimme. Wie hatte er denn gemerkt, dass ich Wein getrunken hatte? Oder hat er einfach nur nach mir gesucht? Genau. Ich drehe mich zur Quelle der Stimme und schlucke laut. Aber irgendwie wurde mir total warm.

"Was haben wir besprochen?" fragt er mich aufgebracht und stemmt sich mit seinen Armen neben mich, mich erneut einkesselnd. "I-Ich es tut mir leid, Sir", murmelte ich und fing an, meine Fliege zu ziehen, da es wirklich unerträglich war, wurde "ich wollte nur ein kleines Glas Wein trinken, ich werde es nicht wieder tun", murmelte ich leicht benommen. Ich kann doch nicht betrunken sein. "Was ist denn los mit dir? Huh?" Chan war auch sichtlich verwirrt. "Mir hat man zwar gesagt, dass du Wein trinkst, aber von der Menge solltest du nicht betrunken sein." Ich schwöre, ich könnte hören, dass er wenig besorgt war, aber ich konnte mich auch irren.

Ich lehne mich vor an seine breite Brust, da aufrechtes Sitzen mehr als nur schwer war und Chans Brust sich unerwartet sicher anfühlte. Als sich eine seiner Hände auf meine Stirn legt, wimmere ich vor Kälte auf. Es tat so gut, weswegen ich mich gierig an ihn drücke und meine Augen schloss. "Okay, das ist nicht normal, dir ging es doch vorhin noch gut, oder?", fragt Chan mich nun offensichtlich besorgt und sah wohl rüber zu einer seiner Freunde, welche neben ihm standen. "Hyunjin, das Glas, du kennst dich am besten mit Gift aus", hörte ich ihn streng fragen und war dann doch etwas beleidigt, dass er nicht auch auf meine Antwort wartete.

Ich konnte selbst die Hitze aber nicht mehr aushalten, es war höllisch heiß, ich hatte das Gefühl, als wäre mein Körper am Brennen. Heiß atmend machte ich mich daran, meine Fliege zu öffnen und mein Jackett von meinen Schultern zu schieben. Ich bemerkte gar nicht, was die beiden besprochen hatten, denn auf einmal fingen Menschen, um uns an zu schreien und Chans Körper spannte sich an.

"Channie, mir ist so heiß, bitte zieh mich aus", wimmerte ich und sah flehend zu ihm hoch. Mir war egal, ob etwas passieren würde, ich wollte einfach nur aus den Klamotten raus, und das mit Chans Hilfe.

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Ja well tut mir leid :')

His Possession | Stray kidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt