Geständnis

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Gedankenverloren betrachtete Reece die schlafende Ria. Das Leben des Mädchens glich einem Albtraum. Er beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.

„Ja?", blaffte Blake ungehalten ins Telefon.

„Hauptkommissar Dunn hier. Ich habe einige Fragen zu Ria."

Blake schickte Kemal, der ihm gegenüber saß einen bösen Blick. Es war deine Idee, sie ihm mitzugeben, formte dieser mit den Lippen. „Kommt ganz darauf an, was Sie wissen wollen."

„Sind es wirklich all Ihre Leute, die verfolgt werden oder nur sie?"

„Ich wüsste nicht, was es Sie angeht." Blake war ganz und gar nicht gewillt, ihm Auskunft zu geben.

„Ria hat mir ein wenig was erzählt und ich kann mir mittlerweile gut vorstellen, was Sie machen. Es interessiert mich nicht. Was mich jedoch interessiert ist die Tatsache, dass, kaum dass wir in Belgien sind, gleich zwei Attentäter auf sie angesetzt wurden." Reece trat mit dem Fuß gegen den leblosen Kopf des Ninja. Dieser Mann war ebenso unbedacht gewesen, wie die Frau zuvor. In den letzten Jahrzehnten seiner beruflichen Laufbahn hatte er schon viele Auftragsmörder gejagt und Wahnsinnige gestellt. Die meisten waren wesentlich schwerer zu überrumpeln gewesen. Warum versuchten sie es eigentlich nicht, sie mit einem Scharfschützengewehr auszuschalten? Das wäre eine wesentlich vielversprechendere Variante. Nicht, dass er es gutheißen würde.

Am anderen Ende der Leitung fluchte Blake. „Wenn meine Kleine zu Schaden kommt, bringe ich Sie persönlich um."

Reece schnaubte. „Ich bin erfahren genug, um niemanden an sie heranzulassen. Verfolgen Sie Ihre Spuren und ich gehe den meinen nach. Sagen Sie mir nur eines: wurde sie geboren oder geschaffen?"

Wütend tigerte Blake in seinem Wohnzimmer auf und ab. „Sie gehört mir. Sehen Sie zu, dass Sie sie beschützen."

„Weil Sie das nicht können?", fragte er scharf.

„Weil sie Ihnen vertraut", entgegnete Blake eisern. Dann seufzte er. „Wie viel haben Sie ihr erzählt?" Er kannte Ria gut genug um zu wissen, dass sie ihm kein Sterbenswörtchen verraten würde – weil sie ihm nicht vertraute. Es wurmte ihn zutiefst.

„Alles, was sie wissen muss, um sich nicht selbst zu hassen oder sich aus Verwirrung etwas anzutun, weil sie immer nur Andeutungen vorgeworfen bekommt."

„Sie wurde geboren", lautete die knappe Antwort. „Vergessen Sie nicht, dass sie mir gehört." Gereizt legte Blake auf. „Kemal. Geh nochmal all deine Kontakte durch. Ria wurde schon wieder angegriffen. Wir übersehen etwas." Ohne weiteres verschwand er aus seinem Haus.

Einige Kilometer weiter steckte Reece sein Handy wieder ein. Geboren. Er hatte die Hoffnung gehabt, dass ihr Freund sie geschaffen haben könnte, aber geboren... Damit war sein Verdacht bestätigt. Noch schlimmer, es machte sie zu einer wandelnden Zielscheibe. Vorausgesetzt natürlich, jemand wusste über sie Bescheid. 


Reece wartete schon an der Tür auf Ria, als sie am nächsten Morgen aus dem Bad kam. Sie trug ihre neu gekauften Klamotten: Eine kurzärmelige dunkelgrüne Bluse mit kleinen weißen Punkten und darunter eine kurze, dunkelblaue Jeans mit schwarzer Strumpfhose und weinroten, absatzlosen Stiefeln. Aus dem Koffer kramte sie ihren Mantel. Blake hatte ihr einen neuen besorgt, nachdem ihr alter bei dem Auftrag an der See kaputt gegangen war. Darin steckten - wie immer - jede Menge Waffen. Es beruhigte sie, deren Gewicht zu spüren. Probeweise versuchte sie, ihre Pistolen und ein paar Messer zu ziehen. Alles klappte reibungslos.

Interessiert beobachtete Reece, wie sie sich vergewisserte, dass alles in bester Ordnung war. Wieder erhielt er einen Einblick darin, wie gründlich sie war, wenn es darum ging, sauber zu arbeiten. „Warum ziehst du nicht wieder deine anderen Sachen an?"

Rot wie Blut [Schattenseelen 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt