Pause

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„Ria?" Besorgt strich jemand über ihre Stirn. „Ria?"

Gerne hätte sie geantwortet, aber ihre Muskeln versagten ihr jeden Dienst. Alles in ihr schrie nach Erlösung, doch die wollte einfach nicht kommen. Jede Zelle ihres Körpers brannte. Zwar war dieses Gefühl nicht mehr so stechend, wie vor der Schwärze, jedoch immer noch stark genug, um ihr den Verstand zu vernebeln.

„Ria, hier. Ich hoffe, das wird dir helfen."

Etwas Kühles legte sich über ihre brennende Stirn. Kurz darauf spürte sie, wie ihr etwas eingeflößt wurde. Es war kühl und linderte den Schmerz in ihrer Kehle ein wenig. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie zurück in die flauschigen Untiefen eines traumlosen Schlafes fiel.

„Reece, du musst sie ins Krankenhaus bringen." Besorgt strich Lea über Rias schweißnasses Gesicht. „Sie fiebert."

Mit verschränkten Armen lehnte Aleix im Türrahmen. Er ließ sich nicht anmerken, was er über die ganze Situation dachte. „Das würde nichts bringen."

Ungläubig starrte seine Kollegin ihn an. „Reece, sie vergeht fast vor Fieber."

„Es sinkt. Seit Tagen schon."

„Bleibst du deshalb zuhause? Wegen ihr?" Vorsichtig nahm sie den nassen Waschlappen von Rias Stirn und tauchte ihn in das kalte Wasser einer bereitstehenden Schüssel. „Wie schlimm war es?"

Aleix setzte sich ans Fußende des Bettes und betrachtete die noch immer bewusstlose Ria. „Sie ist zusammengebrochen, als sie vom Tod ihres Freundes erfahren hat. Kein Arzt der Welt kann ihr jetzt helfen."

Mit gerunzelter Stirn musterte Lea ihren Vorgesetzten. „Reece, sei doch vernünftig. Wir alle wissen, dass du sie ins Herz geschlossen hast. Das ändert aber nichts daran, dass du sie nicht ewig bei dir halten und dein eigenes Leben vernachlässigen kannst."

„Sie hat keine Familie", erwiderte er in der Hoffnung, dass ihr diese Erklärung ausreichen würde.

Lea seufzte leise. „Du bist unrettbar."

Er rang sich ein gequältes Lächeln ab, bevor er sich erhob und ihr einen Kaffee anbot.

Dankend nahm Lea an. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Reece dieses Mädchen nicht aus den Augen lassen wollte. „Was hast du nur mit ihm gemacht?", murmelte sie kopfschüttelnd.

In diesem Moment schlug Ria die Augen auf.

Panisch suchte sie mit fiebrig-glasigen Augen ihre Umgebung ab, fand aber nichts Vertrautes.

„Ria, es ist alles in Ordnung." Beruhigend versuchte Lea auf sie einzureden. Es schien jedoch, als würden ihre Worte nicht einmal ansatzweise in das Bewusstsein der jungen Frau zu dringen. „Reece", rief sie, als das Mädchen aus dem Bett sprang und versuchte an ihr vorbeizukommen.

Aleix tauchte gerade rechtzeitig neben ihr auf, um zu verhindern, dass Ria sie ausschaltete. „Raus aus dem Zimmer", wies er seine Mitarbeiterin an. Lea erschrak ob des barschen Tonfalls, befolgte aber seine Anweisung. Sie war sich sicher, dass er wusste, was er tat.

Wie wahnsinnig versuchte Ria sich von den Armen zu lösen, die sie festhielten und daran hinderten, Blake zur Hilfe zu eilen. Immer wieder hieb und trat sie nach Aleix und versuchte, von auswegloser Verzweiflung getrieben, sich sowohl mit lauteren als auch unlauteren Mitteln seinem Griff zu entziehen.

Seufzend wich er ihrem Schlag aus und verdrehte ihre Arme auf dem Rücken. In ihrem geschwächten Zustand stellte sie für ihn keine echte Bedrohung dar. Für jeden anderen Menschen jedoch schon. Deshalb hatte er Lea aus dem Raum geschickt.

Rot wie Blut [Schattenseelen 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt