Das Ankommen

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Andrés atmete lange aus, als müsse er seine Sinne zusammenraffen, bevor er Cave antworten konnte.

"Wir haben eine beinahe zweiwöchige Reise hinter uns. Ich glaube, der Hof kann noch einen weiteren Tag überstehen ehe ihre-", er pausierte abrupt seinen Satz, räusperte sich und fuhr dann fort, "Herzogin offiziell vorgestellt und eingeführt wird."

Die Nervosität war mit einem Schlag wieder da. Deswegen war ich vollkommen für den Vorschlag des Herzogs, einen weiteren Tag verstreichen zu lassen, in dem ich mich noch nicht meinen neuen Pflichten und Menschen annehmen musste. Von mir aus, könnte noch ein weiterer Tag und noch einer und noch einer verstreichen - unzählige; am Besten alle, um mich niemals dem fremden Hof stellen zu müssen. Einem Hof, an dem ich noch nicht einmal sein wollte.

"Natürlich. Wie Ihr befiehlt, mein Gebieter", grinste Cave spöttisch und verbeugte sich übertrieben, was den Dunkelhaarigen dazu veranlasste, amüsiert die Augen zu verdrehen.

Ich schmunzelte, überlies die beiden Männer ihrer Klauberei und streckte mein Gesicht der wärmenden Sonne entgegen. Wir mussten gen Süden gereist sein, denn es war hier auffallend wärmer als bei meinem Onkel. Den Mantel habe ich in der Kutsche liegen lassen, misste ihn auch nicht, da das Hemd und die dicke Tunika ausreichten. Ich genoss das Gefühl der Sonnenstrahlen auf meiner Haut und atmete die frische Luft ein, während das rege Treiben um mich herum herrschte. Eine Vielzahl an Menschen, die ihrer Arbeit nachgingen und für die ich bald die Verantwortung tragen würde. Die Aufregung darüber setzte sich in meinem Magen fest - ein unangenehmer Druck.

Pferde wurden in die Ställe gebracht, die Reiter begrüßt und das Gepäck abgeladen. Ich erkannte einen Großteil meiner Sachen, jedoch war eine Truhe, die zwei Männer vom Wagen hievten und das Symbol meiner Familie trug, mir gänzlich unbekannt. Ich runzelte die Stirn bei der Überlegung, woher sie stammte. Erst als Andrés meinen Arm berührte, bemerkte ich, dass er mit mir gesprochen hatte.

"Ja?", ich blinzelte ihm entgegen und zuckte entschuldigend mit den Schultern.

"Ich habe gesagt, dass du dich sicherlich waschen und ausruhen möchtest nach der langen Reise", wiederholte er geduldig.

In diesem Moment fiel mir auf, wie müde ich eigentlich war und wie träge sich meine Muskeln anfühlten. Alles in mir sehnte sich nach einem weichen Bett, das ich für mehrere Tage nicht mehr verlassen wollte. Außerdem ist ein Bad nicht nur wünschenswert, sondern auch dringend notwendig - ich will gar nicht wissen, wie ich riechen musste. Unauffällig hob ich den Arm und roch an mir, jedoch stellte ich nichts Außergewöhnliches fest.

Mit einer galanten Bewegung bot der junge Mann mir seinen Arm dar, grinste mich an und meinte: "Dann lass mich dir dein neues Zuhause zeigen."

In mir widerstrebte alles, diesen Ort als 'mein neues Zuhause' zu bezeichnen, gleichwohl ich nicht vor hatte, länger als nötig hier zu bleiben. Ich musste mich jedoch anpassen - zumindest für den Moment. Alleine die Aussicht auf heißes Wasser und kuschelige Laken trieben mich voran.

Ich hakte mich unter und folgte Andrés die wenigen Treppenstufen hinauf durch die große Eingangstür aus Ebenholz, in dessen Mitte das Familienwappen prangte. Die Mondhälften und der Stern waren nur vereint, wenn die Tür geschlossen ist, da jeweils ein Teil je eine Türhälfte schmückte.

Die zahlreichen hohen Fenster erfüllten die Eingangshalle mit dem strahlenden Licht des Tages, wodurch er offen und einladend wirkte. Auf jeder Seite führte eine Tür in die nächsten Bereiche des Palastes. Je zwei Treppen führten links und rechts auf die Empore, von der die Räumlichkeiten im ersten Stock erreicht werden konnten. Es war weder Silber noch Gold, das die dekorativen Details setzte, sondern Eisen. Die Treppengeländer wirkten massiv und grobschlächtig, allerdings verlieh es der Eingangshalle einen widererkennbaren Charakter. Wohingegen die Halter der Öllampen für sich ein Kunstwerk darstellten.

A court of stars and moonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt