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Sobald ich den Maserati verlassen hatte, mit dem ich die lange Fahrt zu Anthonys Agentur hinter mich gebracht hatte, machte ich mich mit einem langgezogenen Seufzen auf den Weg zum Haupteingang des mehrstöckigen Gebäudes. Es war rein in weiß gehalten und strahlte solch eine Form von purem Edel aus, dass es mir beinahe schon unangenehm war, diese vier Wände zu betreten. Mein Inneres versuchte mir mitzuteilen, dass ich an diesem Ort unerwünscht war, doch ich ignorierte dieses Gefühl. Dies war der einzige Weg, um zu meinem alten Leben zurückzukehren. Mir blieb also keine andere Wahl.

Ich betrat das Gebäude und meine Beine führten mich augenblicklich zu den Fahrstühlen, die sich nur wenige Meter von der großen Eingangstür entfernt befanden. Gerne hätte ich zu meiner seelischen Unterstützung Tiago mitgenommen. Doch anders als bei der letzten Agentur, für die ich gearbeitet hatte, waren hier keine Tiere erlaubt. Weshalb ich mir diese Unterstützung nun irgendwie selbst bieten musste. „In welche Etage wollen Sie?" hörte ich die freundliche Stimme einer jungen Frau, die direkt nach mir den Fahrstuhl betrat und auf einen der Knöpfe drückte. „Sieben." antwortete ich schlicht und einfach, da mir im Augenblick nicht nach Plaudern zumute war. Genau wie früher, bereiteten mir Fahrten mit Fahrstühlen noch immer Angst. Nicht so schlimm wie die Höhenangst an sich, doch ich spürte bereits jetzt, wie unwohl ich mich in dieser, sich bewegenden Maschine zu fühlen begann.

Die junge Frau sprach glücklicherweise kein weiteres Wort mit mir, sondern stand lediglich stumm am anderen Ende der Kabine und wartete darauf, dass wir die von ihr gewünschte Etage erreichten. Ich ließ meinen Blick großflächig über sie schweifen. Blonde Haare, sportlicher Körperbau und eine angemessene Größe, bestens geeignet für einen Job wie unseren. Wenn man den Idealen nicht entsprach, war es nicht leicht, vermutlich sogar unmöglich, an die Spitze zu kommen. Durch ihr Auftreten machte mir diese Frau noch einmal deutlich bewusst, wie stark ich nun an mir arbeiten musste, um zukünftig mit Frauen wir ihr mithalten zu können.

Fast schon erleichtert verließ ich den Fahrstuhl, sobald wir meine gewünschte Etage erreichten und ich trat den direkten Weg zu dem Studio an, in dem mein heutiges Shooting stattfinden würde. Wie genau dieses Shooting aussehen würde, wusste ich nicht. Da ich erst vor Kurzem in dieser Agentur zu arbeiten bekommen hatte, befand ich mich nicht in der Position, um mir die Shooting selbst auszusuchen. Ich musste wohl oder übel die Aufträge annehmen, die mir vorgeschlagen wurden. Sonst würde ich meinen Bekanntheitsgrad verlieren und womöglich auch diesen Job. Nach einem kurzen Seufzen öffnete ich schließlich die hellweiße Tür, die genau wie alle anderen in diesem gesamten Gebäudekomplex aussah und wartete schließlich auf eine Antwort.

Es dauerte einen Moment, bis sich im Inneren des dahinterliegenden Raumes etwas tat. Ich hörte ein kurzes Rumpeln, bis die Tür plötzlich aufgerissen wurde und mir ein etwas älterer Mann entgegenblickte. Das breite Lächeln welches auf seinen Lippen lag, sollte wohl einen freundlichen Ausdruck vermitteln. Jedoch spiegelten seine Augen dieses Lächeln nicht wieder, weshalb ich sofort erkennen konnte, das diese Freundlichkeit nur gestellt war. Er wollte wohl ebenso wie ich, dass dieser Termin so schnell wie möglich hinter uns lag und wir unseren finanziellen Anteil dafür erhalten würden.

„Ms. Theron, pünktlich auf die Minute." Sprach der Mann aus und machte eine einladende Geste in das Innere des Raumes, ehe er zur Seite trat und mir dadurch Platz zum Eintreten gewährte. Natürlich war ich pünktlich. Diese Termine waren für mich von oberster Priorität. Der Verlauf meines restlichen Lebens hing davon ab. „Können sie einschätzen, wie viel Zeit wir hierfür beanspruchen werden? Bei der Vereinbarung dieses Termins konnten Sie mir hierzu noch keine Auskunft geben." Sprach ich direkt an, ohne mich um eine besonders freundliche Begrüßung zu bemühen. Mir war sofort klar gewesen, dass dieser Mann solche Förmlichkeiten nicht für voll nahm.

„Nun, da wir aus personellen Gründen im Augenblick nicht vollumfänglich für Termine buchbar sind, waren wir leider gezwungen, ein paar Termine zusammenzulegen. Das tut uns sehr leid, anders war es nicht umsetzbar." Die Antwort dieses Mannes versetzte mich zurück in eine Zeit, die nun schon viele Monate in der Vergangenheit lag. Auch damals war eines meiner Shootings nicht ganz so abgelaufen, wie ich es anfangs erwartet hatte. Ich lief weiter in den Raum hinein, der hinter dieser weißen Tür lag und blickte mich geistig abwesend darin um. Gedanklich war ich in der damaligen Zeit und durchlebte diesen Moment erneut.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt