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P.o.V. Luc

Seufzend ließ ich mich auf dem großen Sofa nieder und griff darauf folgend nach der Flasche Whiskey, die noch ungeöffnet auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa stand. Einen Teil des Inhalts goss ich in ein Glas, griff anschließend nach diesem, stellte die Flasche wieder ab und lehnte mich auf dem Sofa zurück. Der Nachteil daran keinen Schlaf zu benötigen, war der, dass man nicht durch diesen für einige Stunden aus der Realität fliehen konnte. Daher blieb mir lediglich der Griff zum Alkohol, obwohl die Wirkung dessen nicht so schnell einsetzen würde, wie bei anderen Menschen. Nach kurzem Nippen an diesem Getränk, gab ich aufgrund des angenehmen Brennens in meinem Rachen ein erneutes Seufzen von mir.

„Ich denke nicht, dass dies der richtige Weg ist, Bruderherz." Vor Schreck ließ ich beinahe das Glas in meiner Hand fallen und hätte dadurch eine ordentliche Sauerei auf dem Sofa angerichtet. „Musste das sein, Levia?!" knurrte ich bedrohlich auf, was die junge Frau, die urplötzlich neben mir auf dem Sofa erschienen war, lediglich auflachen ließ. Meine ohnehin schon schlechte Laune, sank durch ihr Auftauchen noch tiefer hinab ins Bodenlose. Obwohl sie mir ziemlich auf die Nerven gehen konnte und auch trotz der Streitigkeiten in unserer Familie, mochte ich Levia sehr gerne und konnte mittlerweile sogar gut nachvollziehen, warum sie damals entsprechend gehandelt hatte. Jedenfalls seit ich für Elodie das selbe empfand, wie sie für Azrael.

Seit sie ihre Haare allerdings blond gefärbt hatte, war die Ähnlichkeit zwischen uns nur noch an unseren Augen erkennbar. Ihre waren ebenso dunkelbraun, beinahe schwarz, wie meine. „Warum bist du hier?" fragte ich schließlich, nachdem ich mich zusammengerissen und derweil nach der Fernbedienung gegriffen hatte. Dass sie hier war, würde mich nicht davon abhalten, mich von meinen Gedanken an Elodie abzulenken. Dass ich sie am gestrigen Abend in diesem Club hatte alleine lassen müssen, bereitete mir ohnehin schon innerlichen Schmerz.

„Ich dachte, du wolltest ein paar Informationen zu diesem Aiden sammeln. Oder hast du es dir mittlerweile anders überlegt und du hörst auf, ihr nachzuspionieren?" Mein Kiefer spannte sich bei ihren Worten an, weshalb ich den Fernseher schließlich einschaltete, den Ton jedoch leiser stellte. Levia wusste ganz genau, was sie sagen musste, um mich zu provozieren. Darauf durfte ich nicht eingehen. „Hast du etwa mit Azrael gesprochen?" Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Schwester, ehe ich einen erneuen Schluck des Whiskeys meinen Rachen hinunterkippte. „Noch besser." Grinste sie mich geheimnisvoll an. „Ich habe deinem wehrten Bruder einen Besuch abgestattet."

Meinen Bruder um Hilfe zu bitten, wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Unter anderem, weil er mich ständig damit aufzog, wie verweichlicht ich durch Elodie doch geworden war. Dies meinte er natürlich nur auf scherzhafte Weise, jedoch wollte ich mir seine Kommentare im Augenblick ersparen. „Nicht nur das, ich war so frei und habe mich auf der anderen Seite ebenfalls umgehört." Beinahe hätte ich das Glas in meiner Hand zerdrückt, als auch Raphael mit Aussprache dieser Worte plötzlich auf dem Sofa erschien. Das konnte doch nicht wahr sein. „Von Levia kenne ich das aber seit wann habt ihr Kleingeister aufgehört, wie gewöhnliche Menschen durch die Tür zu kommen?!" knurrte ich auch ihm entgegen, was nicht nur bei Levia erneut für Lachen sorgte.

„Du hast Elodies damaliges Leben zunichte gemacht. Daher ist es nur fair, wenn ich dir deines nicht gerade angenehmer mache." Grinste Raphael mir entgegen, wofür ich ihm liebend gerne eine reingehauen hätte. Zurzeit war ich nicht in der Stimmung für solche Scherze, vor allem wenn es dabei um Elodie ging. „Du hast dieser Idee doch auch zugestimmt, also bist du indirekt mitschuldig." Erwiderte ich, woraufhin der junge Mann mit den blonden Haaren und strahlend blauen Augen abwehrend die Hände hob. „Schon gut." „Willst du nun hören, was wir herausgefunden haben, oder nicht?" Levia klang ein wenig ungeduldig, was ich allerdings gut nachvollziehen konnte. Natürlich wollte ich wissen, was es mit diesem Aiden auf sich hatte. Auch wenn ich mir meine andauernde Skepsis ihm gegenüber ihm Zaum zu halten versuchte.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt