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„Da ist sie!" rief ich erleichtert aus, als ich die Tür entdeckte, die mich zum versteckten Garten des Schlosses führen würde. Mein letzter Aufenthalt an diesem Ort musste bereits eine halbe Ewigkeit her sein und ich verband nicht sonderlich gute Erinnerungen damit. Als mir der Augenblick in den Sinn kam, als ich mich vor blanker Verzweiflung beinahe von der dortigen Brücke in den Tod gestürzt hatte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Wäre damals alles anders verlaufen, würde ich heute sicherlich nicht erneut vor dieser Tür stehen. „Andromalius?" Ich deutete fragend in die Richtung der Tür und er kommentierte dies mit einem simplen Augenrollen.

„Eure Majestät.." begann der kleine Dämon und betonte dabei letzteres Wort mit Absicht. „..wenn ich sie freundlicherweise daran erinnern darf, sind sie nun ein Teil der hier vorherrschenden Familie. Sie sind nun selbst dazu in der Lage diese Tür zu öffnen und benötigen meine Hilfe somit nicht mehr." Nach einem peinlich berührten Augenblick der Stille, nickte ich bestätigend und trat selbst an die Tür heran, um daraufhin den Versuch zu wagen, sie eigenhändig zu öffnen. Ich erwartete, dass sie sich wie die Male zuvor, zu meiner Zeit als normaler Mensch, keinen Zentimeter bewegen würde. Doch sie gab dem Druck meiner Hand überraschend schnell nach und ließ sich mit solch einer Leichtigkeit von mir öffnen, als wäre sie eine Feder im Wind.

Nachdem ich die ersten Schritte hinaus gewagt hatte und bereits den steinigen Boden der Brücke zu meinen Füßen spüren konnte, drehte ich mich zurück in die Richtung von Andromalius. Er folgte mir nicht hinaus. Stirnrunzelnd trat ein paar Schritte zurück zu ihm, bis uns nur noch wenige Meter voneinander trennten. Der kleine Wasserspeier-Dämon, so rau und taff er stets wirkte, war an der Türschwelle regelrecht zur Salzsäule erstarrt. „Na los, uns bleibt sicherlich nicht mehr viel Zeit bis Hades wieder hier auftaucht." Wies ich ihn auf unsere derzeitige Situation hin. Dennoch schüttelte er den Kopf und deutete auf die Brücke, nun wenige Meter hinter mir.

„Dort stehen überall grässliche Engelsstatuten." Begann er zu erklären und erschauderte allein bei dieser Vorstellung sichtlich. „Das hier war nicht ohne Grund ein Rückzugsort für Fallon, die ehemalige Königin und nicht zu vergessen, einen Menschen." Gefolgt von einem leisen Seufzen, nickte ich verstehend. Natürlich wagten es die Wesen der Hölle nur äußerst ungerne in eine Gegend, in der es von engelsgleicher Anwesenheit nur so überquoll. „Das bedeutet dann wohl, dass ich alleine gehen muss." Schlussfolgerte ich seine Worte und konnte einen fast schon entschuldigenden Ausdruck in seinem Gesicht erkennen.

„Es ist nicht auszuschließen, das Hades jeden Augenblick hier auftauchen könnte. Sollte dies der Fall sein, gib mir sofort ein Zeichen." Mir war bewusst, dass dieser Ort eine Sackgasse ohne winzige Fluchtmöglichkeit sein würde, sollte Hades hier auftauchen. Es gab nur einen Ausgang bzw. Eingang zu diesem Ort und wenn Hades diesen entdeckte und blockierte, hatte ich nicht die geringste Chance ihm zu entkommen. „Selbstverständlich, eure Majestät." Antwortete mir Andromalius, gefolgt von einer angedeuteten Verbeugung, die mich trotz unserer derzeitigen Situation sogar kurz auflachen ließ.

Daraufhin drehte ich mich wieder in die Richtung der Brücke und setzte meine Schritte fort. Vorüber an den mit Engelsfiguren verzierten Lichtern, die den Weg über die Brücke erleichterten. Auch dieses Mal war der Nebel über der Brücke so dicht, dass ich nach nur wenigen Metern auf dem steinigen Untergrund weder den Anfang noch das Ende dieser Steine mehr ausmachen konnte. Dank meiner Erinnerung wusste ich jedoch, dass der Weg über die Brücke nicht sonderlich lang war und ich schon bald erdigen Boden unter meinen Füßen spüren sollte.

Genau dies trat ein, als ich die letzten Lichter auf der Brücke hinter mir ließ und einen kleinen Wald, gesäumt von unzähligen Pflanzen betrat. Der kleine Brunnen, der kurz darauf in meinem Sichtfeld erschien, ließ mich erleichtert aufatmen. Seit meinem letzten Besuch an diesem Ort, schien sich rein gar nichts verändert zu haben. Nachdem ich mich einmal grob umgesehen hatte, dachte ich darüber nach, ob es hier irgendwo die Möglichkeit gab, Dokumente oder andere Hinweise bezüglich Hades zu verstecken. Aufmerksam wanderte ich den Platz um den Brunnen herum ab und betrachtete jeden Baum, jeden Stein, jeden kleinsten Winkel der in Frage kommen könnte, genauer. So gut es das spärliche Licht an diesem Ort zuließ, prüfte ich die unterschiedlichsten Stellen, an denen solch ein Versteck möglich gewesen wären. Erfolglos.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt