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Wir waren einige Minuten unterwegs. Die gesamte Fahrt verbrachte ich damit, aus dem Fenster zu blicken und die Lichter der Straßenlaternen an uns vorbeiziehen zu sehen. Hatte ich mich wirklich so weit von dem Club entfernt, dass der Rückweg nun so lange dauerte? Ich verdankte Aiden womöglich sogar mein Leben. In seiner Nähe fühlte ich mich sicher, noch mehr sogar, als es bei mir zuhause der Fall gewesen wäre. Denn wirklich 'zuhause' fühlte ich mich dort schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Genau genommen, seit dem Tag meines Unfalls.

Wie lange wir genau gefahren waren, hatte ich nicht beachtet. Erst als wir die Auffahrt eines Hauses erreichten, kehrte ich aus meiner Gedankenwelt zurück und blickte mich ein wenig um. Aiden stoppte den Wagen in der Nähe der Eingangstür und stieg sofort aus. Gerade als ich die Wagentür auf meiner Seite öffnen wollte, wurde diese bereits von außen geöffnet und der Mann kam dahinter zum Vorschein. „Ein wahrer Gentleman." Dieses Kommentar konnte ich mir einfach nicht verkneifen und es ließ ihn sogar schmunzeln. „Das ist doch selbstverständlich."

Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich breitwillig ergriff, ehe ich ebenfalls aus dem Auto stieg. Mein Körper fühlte sich an, als würde ein tonnenschweres Gewicht auf meinen Schultern liegen. Das musste an der Erschöpfung liegen, die mich nach dem stundenlangen Umherwandern übermannte. Im Augenblick wollte ich nichts lieber, als mich in dem wohlgehüteten Schlaf zu verkriechen. Ich fühlte mich so unendlich kraftlos. „Es ist ziemlich spät, du solltest also direkt schlafen." Hörte ich Aiden murmeln, nachdem er das Auto verschlossen hatte und wir uns auf den Weg zur Haustür machten.

Ich war zu müde, um mir meine Umgebung genau anzusehen. Meine Augen fielen mir selbst beim Laufen gelegentlich zu und ich fürchtete, urplötzlich mitten im Gehen einzuschlafen. Das war eindeutig das letzte, was ich wollte. „Ich hatte auch nicht vor, darüber zu diskutieren." Murmelte ich zurück, wobei ich mir ein Gähnen mit Mühe verkneifen musste. Immerhin hatte sich der Alkoholpegel in meinem Blut etwas gesenkt. Denn Aidens Zuhause mit meinen Innereien zu dekorieren, wollte ich nun wirklich nicht. Allein bei dem Gedanken daran, sprang mir die Röte ins Gesicht. Er hatte bereits genug von meinem emotionalem Chaos mit ansehen müssen, dies wollte ich nicht noch weiter ausreizen.

„Hier entlang." Aidens Stimme war so ruhig und sanft, dass sie mir beinahe vorkam, wie aus einem Traum. Himmlisch. Ich spürte seine Hand an meinem Rücken, die dafür sorgte, dass ich in die entsprechende Richtung lief, in die er mich zu führen versuchte. Wir durchschritten dabei ein großes Wohnzimmer, welches ich in dem spärlichen Licht der Nacht jedoch nicht genauer unter die Lupe nahm. Ich würde mir dieses Haus an einem anderen Tag im Detail vornehmen. Kurz darauf erreichten wir eine recht weit abgelegene Tür, an die wir schließlich herantraten und Aiden diese öffnete. Dahinter kam ein erneuter, verhältnismäßig großer Raum zum Vorschein, der sich augenblicklich als Schlafzimmer entpuppte.

Als hätte mich die Berührung seiner Hand an meinem Rücken verbrannt, zuckte ich stark zusammen und blieb auf der Stelle stehen. Unzählige Bilder tauchten in meinem Kopf auf. Von Dingen, die ich nicht erleben wollte. Ein Teil davon geschah in diesem Zimmer, wenn ich dieses mit Aiden betreten würde. Ich wollte dort nicht hineingehen. Unter keinen Umständen. „Was ist los, Elodie?" fragte mich Aiden, den ich zwar nur aus dem Augenwinkel sehen konnte, er jedoch verwundert über mein plötzliches Handeln zu sein schien. „Es ist nur.. ich würde es vorziehen, wenn ich.." Ich beendete meinen Satz nicht, deutete dabei jedoch hinter uns, in dessen Richtung das Wohnzimmer lag.

„Du musste dir keine Sorgen machen, ich werde nicht hier bleiben." Der Druck seiner Hand verstärkte sich ein wenig, weshalb ich gezwungen war, ein paar wenige Schritte in diesen Raum hineinzugehen. Dieses Zimmer strahlte etwas Beunruhigendes aus. Mein Körper machte sich instinktiv bereit für die Flucht, sollte dies notwendig sein. „Außerdem.." Aiden löste seine Hand von meinem Rücken, nur auf die Tür des Schlafzimmers hinzuweisen, unter dessen Türgriff sich ein Schloss befand. „.. kannst du auch abschließen, wenn du dich damit sicherer fühlst." Die anfängliche Unruhe ließ langsam wieder von mir ab. Wenn er dies ernst meinte, war er wirklich sehr zuvorkommend und achtete besonders darauf, wie ich mich fühlte.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt