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 „Bedeutet das, dass er ebenfalls aus der Hölle stammt?" warf Jophiel in die Runde. „Das würde jedenfalls erklären, weshalb wir keine Informationen über ihn finden konnten." Kurz blickte ich zu Lucifer, als Jophiel die Hölle ansprach. Wenn Hades wirklich von dort kommen sollte, wäre er doch der erste, der darüber Kenntnis erlangen würde. Sein Gesichtsausdruck und seine allgemeine Körpersprache deuteten allerdings darauf hin, dass es ihn äußerst zu stören schien, dass er von Hades' Existenz in seiner unmittelbaren Umgebung bisher nichts wusste. „Das ist unmöglich. Wenn dies der Fall wäre, hätte unsere Familie sicherlich etwas über ihn gewusst. Schließlich ist die Hölle unser Herrschaftsgebiet." Gab Lucifer mit Nachdruck von sich.

„Könnte es sein, dass dir und deinem Bruder dieses Detail verschwiegen wurde? Ich meine, er war der Teufel.. es würde mich nicht wundern, wenn er seinen eigenen Kindern solch eine Information verschweigt." Überlegte Raphael laut, ehe er sich ein Stück von uns entfernt auf dem Sofa niederließ. Jophiel tat es ihm nach, obwohl sie dabei stets ein unsicheres Auge auf Lucifer gerichtet hatte. Sie konnte wohl nicht einschätzen, ob sie aus Lucifers Sicht damit bereits eine Grenze überschritten. Schließlich wollte er nicht, dass sie sich mir näherten. „Natürlich hat er äußerst schlimme Dinge getan, für einen Teufel ist dies aber nicht unüblich. Selbst wenn er solch ein Geheimnis gehütet hätte..,," „..wovon wir derzeit ausgehen könnten." unterbrach ich Lucifers Worte, um diese zu ergänzen.

„Ich habe deine Mutter nie kennengelernt aber es wäre doch möglich, dass sie ebenfalls etwas davon gewusst haben könnte." Lucifer wandte sich mir zu und runzelte ungläubig die Stirn. „Welchen Grund hätte sie gehabt, Satan und mir nichts von ihm zu erzählen?" Daraufhin zuckte ich nur ratlos mit den Schultern. Ich konnte es mir doch ebenso wenig erklären. „Wir gehen also erstmal davon aus, dass Hades mit eurer Familie in Verbindung steht. Das bedeutet, dass du dich in der Hölle über ihn informieren musst." Fügte Raphael in Gedanken versunken hinzu. Solange er konzentriert mit uns über dieses Thema nachzudenken versuchte, schienen er und Lucifer sich friedlich zu verhalten. „Satan hat bereits nachgeforscht aber keinen einzigen Hinweis über ihn gefunden." Kommentierte Lucifer mit deutlich unzufriedener Stimmung.

„Irgendwo muss es etwas über ihn geben. Wir haben nur noch nicht gründlich genug gesucht." Ich erhob mich von dem Sofa, wodurch sich Lucifers Aufmerksamkeit sofort wieder auf mich lenkte. „Du suchst gar nichts, Elodie." Protestierte er schlagartig, während sein Gesichtsausdruck eindeutiges Missfallen ausstrahlte. „Wenn ich mich recht entsinne, ist die Hölle nun auch ein Teil von mir. Daher ist es doch selbstverständlich, dass ich bei der Suche nach Informationen mithelfen werde." „So ungerne ich es auch zugebe aber Lucifer hat recht." Warf Raphael ein und stimmte seinem regelrechten Erzfeind damit ungewöhnlicherweise zu.

„Die Hölle ist womöglich der erste Ort, an dem Hades nach dir suchen wird, schließlich hat er dich dort sozusagen verloren." Erklärte er den Grund, für seine Aussage. Etwas umgriff mein Handgelenk und ich stellte fest, dass es Lucifer war, der mich dabei eindringlich anblickte. „Ich werde das klären, Elodie. Du bleibst derweil hier und ruhst dich noch ein wenig aus." Das Risiko war mir durchaus bewusst, daher verstand ich ihre Sorge um mich. Nach allem was geschehen war, konnte ich allerdings nicht einfach nur tatenlos dabei zusehen, wie Lucifer sich diesem Monster entgegenstellte. Er hatte monatelang alleine in der Hölle zurechtkommen müssen, was sicherlich nur durch die Hilfe seines Bruder irgendwie umsetzbar gewesen war. Nun war es an der Zeit, dass ich wieder an seine Seite zurückkehrte.

„Nein." Kommentierte ich bloß und entriss mich entschlossen seinem Griff. „Elodie, bitte.." fing Jophiel daraufhin an aber ich schüttelte lediglich den Kopf. Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Natürlich hatte ich Angst vor Hades. Unheimlich große Angst sogar. Solange er jedoch in seinem feurigen Kellerloch verblieb, würde er uns hoffentlich keine Probleme machen. Denn seit ich meine damaligen Erinnerungen zurückerhalten hatte, konnte ich erahnen, wo dieser Typ sich befand. „Ich werde mitkommen, das ist mein letztes Wort." Lucifer schien mich einen Moment eingehend zu mustern, ehe er sich mit einem tiefen Seufzen wieder gegen die Rückenlehne des Sofas fallen ließ.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt