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Das leise aber stetige Trommeln von Lucifers Fingern auf der Armlehne seines Throns, ließ mich langsam wahnsinnig werden. Grundsätzlich strahlte er eine ungewöhnliche Ruhe aus, trotz des Risikos, welches ich hier einging. Nur dieses ungeduldige Trommeln seiner Finger ließ erahnen, wie es wirklich in ihm aussah. Dass er innerlich am Brodeln war und es keine gute Idee sein würde, ihn zu reizen. Ich musste allerdings zugeben, dass es mir nicht anders erging. Hades konnte jederzeit direkt vor unserer Nase auftauchen. Allein der Gedanke daran, versetzte mein Innerstes in Panik.

Mit einer kurzen Bewegung meines Armes, legte ich meine Hand sanft auf die von Lucifer, um das Trommeln seiner Finger zu unterbinden. Dennoch ließ ich das Schweigen bestehen, welches über uns lag. Dann, endlich, öffneten sich die breiten Flügeltüren des Thronsaals und ich atmete erleichtert auf. „Zane!" rief ich freudig aus und erhob mich von meinem Thron. Mit dem ständigen Strom an Gedanken in meinem Kopf, konnte ich einfach nicht lange stillsitzen. Die Mundwinkel des älteren Bruders hoben sich leicht zu einem Lächeln an und er deutete eine Verbeugung an, ehe er mir entgegen lief. „Eure Majestät. Welch eine Freude, Sie wiederzusehen." Bei diesen ungezwungen amüsanten Worten, musste ich auflachen.

Sobald ich ihn erreichte, fiel ich ihm förmlich in die Arme und schüttelte amüsiert den Kopf. „Schade, dass Levia nicht ebenfalls hier ist. Dann wäre die gesamte Familie wieder vereint." Abgesehen von ihren Eltern. Dem Tod des ehemaligen Teufels schenkte ich jedoch keinesfalls Bedauern. „Das ist wahr." Bestätigt Zane meine Aussage mit einem sanften Lächeln und drückte mich einen Moment an sich. Obwohl wir uns nicht sonderlich nahe standen, war ich wirklich froh, dass ihm nichts geschehen war, während Hades hier irgendwo frei herumlief. Plötzlich war ich gezwungen, meine Arme von Zane zu lösen, als ich ein Stück von ihm weggezogen wurde. „Wir haben keine Zeit für eine umfangreiche Widervereinigung oder habt ihr bereits vergessen, in welcher Situation wir uns derzeit befinden?" hörte ich Lucifers raue Stimme direkt hinter mir, während ich spürte, wie er seinen Arm beinahe schon besitzergreifend um meine Taille legte.

Zane trat sofort mit erhobenen Händen ein Stück von mir zurück, konnte sich ein breites Grinsen aber offensichtlich nicht verkneifen. „Schon okay, ich verstehe. Wir wollen den großen König natürlich nicht noch mehr reizen." „Zane!" kam es in Form eines drohenden Knurrens von Lucifer, welches ich jedoch kaum wahrnahm, da sich meine Aufmerksamkeit auf die sich erneut öffnende Flügeltür zum Thronsaal richtete. Nur einen Wimpernschlag später, betrat ein kleiner Wasserspeier-Dämon den Raum und ich begann sofort breit zu grinsen. „Andromalius!" rief ich erfreut aus und riss mich aus Lucifers Arm, um mich dem Dämon zu nähern. Erst blieb er bei dem Klang seines Namens wie erstarrt stehen, wich dann aber langsam zurück, als er sah, dass ich auf ihn zu lief.

„Was soll das?! Lass mich runter!" rief der Dämon lautstark aus, sobald ich ihn erreicht und auch ihn in meine Arme gezogen hatte. Andromalius zögerte keine Sekunde und begann sofort, sich mit Drehen und Winden aus meinem Griff zu befreien. Er hegte jedoch keine Absicht, mich dabei verletzen zu wollen, da er seine scharfen Klauen nicht zum Einsatz brachte. Lucifer, der zuvor noch die Umarmung zwischen Zane und mir unterbrochen hatte, beobachtete uns lediglich mit amüsiertem Gesichtsausdruck. „Und bei ihm gehst du nicht dazwischen? Du bist so ein Arsch, Luc!" rief Zane empört aus und verschränkte beinahe beleidigt seine Arme vor der Brust. Lucifer zuckte nur stumpf mit den Schultern, ehe er darauf antwortete. „Wenn er es unbedingt darauf anlegen würde, könnte ich ihn ohne Weiteres unter meinem Fuß zerquetschen. Außerdem leidet er im Augenblick bereits genug, das genügt mir."

„Wie bitte?!" fauchte Andromalius während seines noch immer erfolglosen Fluchtversuchs. „Ich bin ein erfahrener und mächtiger Dämon! Wie kannst du es wagen.." Da er nicht aufhörte, sich wie ein Aal in meinen Armen zu winden, ließ ich den kleinen Dämon schließlich wieder hinunter, was ihn dazu veranlasste, sofort von mir zurück zu weichen und eine deutliche Distanz zwischen uns zu bringen. Als er sich daraufhin erschaudert schüttelte, schien er regelrecht angeekelt zu wirken. „Ich habe dich vermisst, Andromalius." Gab ich amüsiert von mir und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, als er mir daraufhin einen Blick zuwarf, der unter anderen Umständen sicherlich tödlich gewesen wäre. Um ihn nicht noch weiter zu provozieren, kehrte ich daraufhin wieder zu den beiden Söhnen des Teufels zurück.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt