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P.o.V. Luc

Es war unbeschreiblich, wie sehr ich mich für meine Tat verabscheute. Wie sehr es in meinem Herzen schmerzte, dabei zusehen zu können, wie sie ihr Leben weiterlebte, ohne dass ich jemals ein Teil davon sein würde. Es zerriss mein Innerstes, wenn ich nicht in ihrer Nähe war. Sie zu beobachten, war zu einer Droge geworden, von der ich mich nicht lösen konnte. So verrückt dies nun klingen mochte, es war die reine Wahrheit. Auch wenn ich ziemlich lange gebraucht hatte, um mir darüber bewusst zu werden. Jedes Lachen das sie von sich gab, jedes Lächeln von ihr, das ich zu sehen bekam, stach wie eine scharfe Klinge in mein Herz, da ich wusste, dass diese Dinge nicht mir gewidmet waren.

„Wir könnten auch an einen anderen Ort gehen." Meine Aufmerksamkeit riss sich von Elodie los, die am anderen Ende des Clubs an der Bar stand. Es hatte einen Moment gedauert, bis ich sie dort entdeckt hatte. Die Menschen auf der Tanzfläche verhinderten eine andauernde Sicht auf sie, jedoch war mir dies lieber, als sie überhaupt nicht sehen zu können. Es war zu einem tiefen Verlangen meines Wesen geworden, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Stattdessen flog mein Blick nun zu dem Gesicht einer Frau, welches sich nur wenige Zentimeter von meinem entfernt befand. Ihre rehgleichen Augen blickten in das dunkle braun der meinen und ich konnte förmlich das Verlangen sehen, welches in ihrem Inneren anstieg.

„Später." Gab ich ihr lediglich unbeeindruckt zu verstehen, woraufhin sie beleidigt das Gesicht verzog. Diese Frau war nur ein Mittel zum Zweck, damit ich nicht wie ein psychopatischer Stalker wirkte. Meine Position in diesem Club war dennoch klug gewählt. Als ich mich wieder auf Elodie konzentrierte, landete mein Blick wieder auf dem Mann neben ihr, der mir nun schon öfter in ihrer Nähe aufgefallen war. Nicht nur damals im Café, sie schienen sich auch sonst schon des Öfteren begegnet zu sein. Der Gedanke, dass Elodie sich für ihn interessieren könnte, ließ Wut in mir aufsteigen, obwohl ich genau wusste, dass ich mich nicht einmischen durfte. Sie hatte es verdient, endlich glücklich zu sein. Schließlich hatte ich ihr damaliges Leben nicht nur urplötzlich auf den Kopf gestellt, sondern dadurch auch vollends zerstört.

Die Frau, die sich rittlings auf meinem Schoß befand, machte Anstalten, die obersten Knöpfe meines Hemdes zu öffnen, was mich dazu veranlasste, meinen Blick wieder von Elodie und diesem Mann zu lösen und die Handgelenke dieser Frau mit eisernem Griff zum Stoppen zu bringen. Die Augen der Frau weiteten sich, als sie dabei den eiskalten Blick meinerseits auf sich spürte. Beinahe konnte ich einen Hauch von Angst in ihren Augen erkennen. Berechtigterweise. Ich konnte es nicht im Geringsten ausstehen, wenn man meine ohnehin bereits angespannten Nerven strapazierte und diese Frau kratzte im Augenblick bereits an der maximalen Grenze von dem, was ich ihr gestatten würde. Sie sollte sich glücklich schätzen, dass sie sich überhaupt in meiner Nähe aufhalten durfte.

Ohne ein Wort von mir zu geben, ließ ich ihre Handgelenke wieder los. Die Frau schien jedoch auch ohne meine Worte verstanden zu haben, dass sie hier einen Schritt zu weit ging. Sobald ich meinen Blick anschließend wieder auf Elodie lenkte, stellte ich fest, dass der Mann an ihrer Seite verschwunden war. Natürlich störte es mich, dass er Zeit mit Elodie verbrachte. Eine noch größere Abneigung verspürte ich jedoch dafür, dass er sie nun vollkommen allein an der Bar zurückgelassen hatte. Ich kannte Elodie nach all dieser Zeit gut genug, um zu wissen, dass sie sich ziemlich schnell überschätzte, was Alkohol betraf. Ich hoffte sehr, dass ich am Ende des Tages nicht doch in ihre unmittelbare Nähe treten musste, damit sie irgendwie wieder nach Hause kam. Zumal das Kleid welches sie trug, viele dieser Männer hier auf grausame Ideen bringen konnte. Mich eingeschlossen, was mich nur schwer an meinem Gewissen festhalten ließ.

Die Freundinnen, mit denen sie hierhergekommen war, hatte ich ohnehin noch nie gemocht. Sie taten ihr nicht gut und verleiteten sie zu Dingen, die sie im Nachhinein bereuen würde. So auch der heutige Besuch dieses Clubs. Als ich hier aufgetaucht war, hatte ich nicht erwartet, sie hier ebenfalls anzutreffen. Ich war hierhergekommen, um meinen Kopf wieder freizubekommen und hatte dabei die Hoffnung gehegt, wenigstens für einen kurzen Moment nicht an Elodie denken zu müssen. Stattdessen war sie nun ebenfalls hier und verfolgte mich mit ihrer Anwesenheit wie ein Fluch, den ich niemals würde brechen können. Ich schloss die Augen, als ich mich an das Gefühl erinnerte, welches mich durchflutet hatte, als wir uns vor dem Club versehentlich berührt hatten.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt