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Wie bereits erwartet, war die folgende Nacht trotz meiner Müdigkeit alles andere als erholsam. Jedes Mal wenn ich meine Augen schloss, kehrten Erinnerungen an diesen Traum während meines Komas zurück. Es waren keine angenehmen Erinnerungen. „Nur noch ein paar Minuten." murmelte ich, als der Wecker meines Handys zu klingeln begann und mir somit jegliche Möglichkeit des Versuchs nahm, noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Zusammengerechnet hatte ich in dieser Nacht womöglich nur um die drei oder vier Stunden geschlafen. Zu wenig, als das mir dies auf Dauer ausreichen würde. Langsam schob ich meinen müden Körper aus dem Bett und griff nach meinem Morgenmantel. Ich hatte meinen Wecker diesmal mit Absicht früher gestellt, auf 5 Uhr, damit ich zum einen nicht wieder verschlafen würde und zum anderen nicht mehr Amanda diejenige sein würde, die mich wecken musste. Bis sie hier auftauchen würde, wäre ich ohnehin schon bei meinem nächsten Termin.

Mit einem Seufzen verließ ich das Schlafzimmer und wanderte durch die Stille im Inneren des Hauses. Draußen war es noch stockfinster, weshalb lediglich kleine indirekte Lampen ein wenig Licht erzeugten. In den Sommermonaten verbrachte ich den Morgen nur zu gerne auf der Terrasse in der aufgehenden Sonne. Gerade als ich meine Hand ausstreckte, um den Kühlschrank zu öffnen, besann ich mich des Besseren, stoppte in der Bewegung und zog meine Hand zögerlich wieder zurück. Am vorigen Abend hatte ich eine Grenze überschritten, die ich nicht gerne übertrat. Um dies in Zukunft zu vermeiden, musste ich andere Maßnahmen ergreifen.

Daher wandte ich mich vom Kühlschrank ab und holte stattdessen ein Glas aus dem Schrank, welches ich mit Leitungswasser füllte. Ich musste mir einreden, dass dies noch immer besser war, als gar nichts. Während ich das Glas an meine Lippen setzte, drehte ich mich wieder zum offenen Bereich der Küche, aus der ein Teil des Wohnzimmers zu sehen war. Dadurch fiel mein Blick auch auf die Kücheninsel direkt vor mir. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, was sich darauf befand. Eine Schüssel mit Keksen. Genauer gesagt, Schokokekse. Ich konnte allerdings schwören, dass diese noch vor wenigen Augenblicken nicht dort gestanden hatte. Wo kamen diese Kekse her, ich war vollkommen alleine hier. Nicht nur Verunsicherung löste dessen Auftauchen in mir aus.

Der Zettel, der direkt neben der Schüssel lag, erweckte meine Aufmerksamkeit und ich ergriff ihn vorsichtig, um zu lesen, was sich darauf befand. „Das bist nicht du." Stand lediglich darauf und ich runzelte irritiert die Stirn. Meine Gedanken schweiften automatisch zu Amanda, die jedoch nichts von meiner Tat am vorigen Abend, geschweige denn von dem jetzigen Morgen etwas mitbekommen hatte. Mein Blick flog wieder zurück auf die Schüssel mit den Keksen, was letztendlich der Auslöser dafür war, dass eine Erinnerung aus meinem Koma wie eine schwere Welle über mich hereinbrach.

Viel konnte ich nicht durch die von Nebel verhinderte Sicht erkennen. Etwas, was jedoch vollkommen klar zu sehen war, war die Schüssel mit Keksen, die sich unweit von mir entfernt befand. In solchen Momenten vergaß ich die Realität voll und ganz und wurde von meinem damaligen Ich gänzlich in den Bann der Gefühle gezogen. Weshalb ich sogar leicht zu lächeln begann, als ich diese Kekse erblickte, denn das Ich aus meinem Traum wusste ganz genau, wer dafür verantwortlich war. Wer sich trotz meiner Maßnahmen darum sorgte, dass ich wenigstens eine Kleinigkeit zu mir nahm.

Dies war der einzige kleine Augenblick, der mir aus meiner Erinnerung gezeigt wurde, ehe die Realität mich wieder an sich riss. Schwer atmend blinzelte ich in das nun wieder bekannte Bild der Küche vor meinen Augen und ich schüttelte kurz den Kopf um meine Gedanken wieder zu ordnen. Erst dann bemerkte ich den Schmerz, der von meiner Hand ausging. Mein Blick wanderte hinab zu dieser und ich sah, dass ich während dieses Flashbacks meine Hand so stark zu einer Faust geballt hatte, dass das Glas darin zu Bruch gegangen war und nun in kleinen Scherben meine Haut durchbohrte. Sofort öffnete ich meine Hand, wodurch die unzähligen Scherben hinab zu Boden rieselten. Mit der anderen Hand hatte ich mich unbewusst an der Kücheninsel festgehalten, um nicht mein Gleichgewicht zu verlieren.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt