- 4 -

74 6 0
                                    

Weitere Wochen vergingen, in denen ich mich bemühte, zu Kräften zu kommen und die Elodie von früher wieder zum Leben zu erwecken. Diese Zeit war geprägt von purer Anstrengung und Schmerzen, die meine Sinne zu betäuben schienen. Doch nach all diesen Wochen, konnte ich endlich wieder spüren, wie meine Kraft von damals mit jedem weiteren Tag zurückkehrte. „Vielen Dank." Sprach ich höflich, nachdem mir die junge Frau am Empfang den Weg zum Tisch angedeutet hatte. Mein Körper fühlte sich stärker an, die regelmäßigen Spaziergänge mit Tiago taten mir gut. Amanda wies mich täglich darauf hin, eine besonders frühe Uhrzeit für diese Spaziergänge zu wählen. Womöglich mit dem Hintergrund, dass sie wollte, dass ich Aiden erneut begegnete. Doch nach unserem ersten Aufeinandertreffen im Feld, hatte ich ihn nicht noch einmal zu Gesicht bekommen. Egal zu welcher Uhrzeit ich das Haus verließ.

Ich ließ den dicken Wintermantel von meinen Schultern rutschen, hängte ihn in der Nähe des Tisches an einen Kleiderhaken und ließ mich schließlich auf einem der Stühle nieder. Meinen Sitzplatz hatte ich so gewählt, dass ich die Eingangstür des Restaurants gut im Blick hatte, um sofort mitzubekommen, wenn mein Gegenüber eintraf. Es war erst früher Nachmittag, weshalb ich erst für den Abend weitere Termine geplant hatte. Eine Bewegung an der Eingangstür ließ mich aufblicken. Sofort begegnete mir ein paar hellgrauer Augen und ich begann zu lächeln. Sobald der Mann näher kam, den ich an diesem Tag hier treffen sollte, erhob ich mich wieder von meinem Platz und ergriff seine Hand, die er mir lächeln entgegen hielt.

„Es freut mich sehr, dir endlich persönlich gegenüber zu stehen, Elodie." Sagte er freundlich und ließ seinen Blick dabei kurz über mich gleiten. An diesem Morgen hatte ich lange überlegt, was ich zu solch einem Termin tragen sollte. Letztendlich hatte ich mich für ein schlichtes schwarzes Kleid entschieden, welches jedoch nur bedingt meine Oberweite bedeckte. Früher hatte es mir ausgezeichnet gepasst, mittlerweile war es mir ein wenig zu eng. Die breiten Träger über meinen Schultern machten dies jedoch wieder etwas förmlicher. „Es ist mir ebenfalls eine Freude, Anthony. Ich entschuldige mich noch einmal aufrichtig für die lange Wartezeit, ich.." begann ich, doch Anthony winkte schmunzelnd ab. „Deine Gesundheit hat Priorität. Ich bin mir sicher, dass sich die Wartezeit gelohnt hat."

Nach einer kurzen Andeutung von ihm, ließen wir uns an dem Tisch nieder, an dem ich schon zuvor für einen kurzen Moment Platz genommen hatte. Der schwarze Anzug den Anthony trug, stand ihm ausgesprochen gut. Das Grau seiner Augen schien dadurch nur noch deutlicher hervorzustechen. „Wie wäre es, wenn wir erst eine Kleinigkeit zu essen bestellen und ich dir anschließend meinen Vorschlag unterbreite?" fragte er mich, was ich mit einem freundlichen Nicken annahm. Ich fühlte mich, als würde ich über heiße Kohlen laufen. Bei diesem Termin ging es nicht einfach nur um ein gemeinsames Essen mit einem Bekannten. Dieses Treffen glich einem Vorstellungsgespräch, welches über den Verlauf meines restlichen Lebens entscheiden würde. Daher musste ich vorsichtig sein, was ich von mir preisgab und wie ich mich verhielt.

Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben hatten und der Kellner verschwunden war, wandte sich Anthony wieder mit einem Lächeln in meine Richtung. „Ich nehme an, du weißt bereits worum es geht?" Erneut nickte ich leicht. Jeder kannte Anthony Maroli. Nach der großartigen Karriere in meiner Vergangenheit, war es nicht schwer zu erraten, warum er ein Gespräch mit mir suchte. „Deine Agentur ist weltbekannt, es ist mir nicht schwergefallen, Informationen darüber zu finden." „Du hast dich informiert?" verwundert hob er eine Augenbraue und begann dann zu schmunzeln, als ich weitersprach. „Mir ist es wichtig, zu wissen, mit wem ich arbeite. In dieser Hinsicht bin ich wohl auch etwas wählerisch." Musste ich zugeben, um nicht vollkommen verrückt zu klingen. Beinahe könnte es so wirken, als wäre ich ein Stalker, der jede mögliche Information über seinen Gegenüber herausfinden wollte.

„Vorsicht ist besser als Nachsicht, diese Einstellung kann ich gut nachvollziehen. Allerdings gibt es in meiner Agentur nichts, was dir Sorgen bereiten müsste. Du hast in der Vergangenheit großartige Arbeit geleistet und dich eigenständig hochgekämpft. Das schafft nicht jeder." Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg und ich meinen Blick ein wenig senkte. Hoffentlich sah er mir nicht an, dass mich diese Worte rührten. Nach dem Tod meiner Eltern, hatte nur selten jemand die Anstrengung hinter meinem Erfolg wirklich gewürdigt. „Ich nehme an, dass dir nach deinem Unfall nicht mehr so viele Türen offen stehen wie zuvor. Aus diesem Grund möchte ich dir nun anbieten, dein Leben von damals ungestört weiterzuführen. Es wird nur ein wenig Anlaufzeit benötigen, bis du wieder vorne an der Spitze bist."

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt