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Vielleicht waren es Tage, doch wohl eher einige Tage, seit Aiden mich in diesen Raum gesperrt hatte. Nachdem ich mich einigermaßen an meine derzeitige Situation gewöhnt hatte, verbrachte ich die nächste Zeit damit, mich in der Dunkelheit umherzutasten. Die Kette, die meine Handgelenke mit einem eisernen Ring am anderen Ende des Raumes verband, ermöglichte mir keinen besonders großen Bewegungsradius. Glücklicherweise entdeckte ich nach einer Weile eine Toilette, die mir meinen Aufenthalt hier immerhin ein wenig angenehmer machte.

Davon abgesehen, gab es in diesem Raum allerdings nichts, was mir die Möglichkeit gab, etwas über die Außenwelt zu erfahren. Kein Fenster, keine weiteren Geräusche. Abgesehen von einem gelegentliches Knurren vor der Tür, welches mir kein besonders gutes Bauchgefühl vermittelte. Hin und wieder kam auch Aiden vorbei, um mir einen Teller mit Essen vor die Füße zu stellen. Dies war jedenfalls meine Annahme, bei dem, was ich aufgrund des wenigen Lichts durch die dadurch geöffnete Tür sehen konnte. So auch in diesem Moment, als sich die schwere Tür am anderen Ende des Raumes langsam öffnete und ich schemenhaft eine Gestalt hereintreten sehen konnte.

Es musste Aiden sein, der sich mir nun wie schon so oft in der letzten Zeit näherte und ein Tablett vor mir abstellte. „Verdammt, Elodie!" kam es plötzlich mit einem tiefen Knurren von ihm, was mich stark zusammenzucken ließ. Ich wusste genau, was ihn unzufrieden stimmte. Er griff nach dem Tablett, welches er bei seinem letzten Besuch an mich übergeben hatte. Dieses war noch vollkommen unberührt, ebenso wie all jene zuvor. Aiden trat ein paar Schritte näher an mich heran, woraufhin ich sofort auf dem Boden zurückwich, bis ich die eiskalte Wand an meinem Rücken spüren konnte.

Die ausgesprochen niedrige Temperatur in diesem Raum, spürte ich schon gar nicht mehr. Mein Körper hatte einen ungewöhnlichen Zustand von Taubheit angenommen, womöglich ein automatischer Schutzmechanismus. „Warum isst du denn nichts?" Seine Stimme während dieser Frage, klang keinesfalls besorgt, sondern eher genervt darüber, warum ich mich ihm widersetzte. „Lieber sterbe ich, als noch einen Tag länger hier zu sein." Brachte ich mit zittriger Stimme von mir, obwohl ich ahnte, dass ich ihn damit provozierte.

Ganz wie erwartet, begannen seine Augen daraufhin förmlich in Flammen aufzugehen. Immerhin konnte ich so feststellen, dass sich sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt befand. Warm und unangenehm nah spürte ich seinen Atem, während ich versuchte, mich aus seinem fesselnden Blick zu befreien. „Wenn das so ist, werde ich dich wohl dazu zwingen müssen." Grob umgriff er meine Handgelenke und zerrte mich von der Wand fort, wodurch ich unsanft vor ihm auf den Knien landete. Ich hörte, wie das Tablett auf dem Boden mit einem leichten Fußtritt in meine Richtung geschoben wurde. „Iss, bevor ich es dir selbst in dein widerwärtiges Maul stopfen muss."

Ein vor Angst ausgelöster Schauer lief mir über den Rücken. Trotz seiner Worte blickte ich nur stumm zu ihm hinauf, in seine vor Wut rot glühenden Augen. Im nächsten Moment umfasst eine seiner Hände mein Kinn und er näherte sich mit seinem Gesicht wieder meinem. „Du wirst jetzt essen, das steht nicht zur Diskussion." Befahl er mir mit einem strengen Ton, wobei ich ein seltsames Aufflammen in seinem Augen wahrnehmen konnte. Zu einem späteren Zeitpunkt, wäre mir bewusst gewesen, dass er in diesem Augenblick versuchte, mein Verhalten zu seinen Gunsten zu manipulieren. Einen Sekundenbruchteil später, löste er seine Hand so plötzlich von meinem Kinn, als hätte er sich an mir verbrannt. „Verfluchte Scheiße!" knurrte er und trat nach einem kurzen Anflug von Wut gegen das Tablett, welches nur einen Augenblick später gegen die Wand schepperte.

Was auch immer diesen erneuten Wutanfall in ihm ausgelöst haben musste, es schien von mir ausgegangen zu sein. „Ich hätte es wissen müssen, .." hörte ich ihn murmeln, während ich seine schattenhafte Gestalt dabei beobachtete, wie diese langsam durch den Raum wanderte. Seine Stimme war von Wut getränkt. „Warum bin ich hier?" brachte ich mit einem unsicheren Murmeln zustande. Wer auch immer Aiden wirklich war, seine bloße Anwesenheit löste eine förmliche Schockstarre in mir aus.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt