- 21 -

30 5 0
                                    

Ich musste Amanda mein reines Vertrauen schenken und mich bis zu diesem Abend auf etwas anderes konzentrieren. Sie erhob sich mit einem äußerst zufrieden wirkenden Ausdruck auf ihrem Gesicht und deutete dann in Richtung Haustür. „Du hast Glück, dass ich jetzt eine Runde mit Tiago hinausgehen muss, sonst würde ich dich mit Fragen bombardieren." sprach sie amüsiert aus und wanderte schließlich durch das Wohnzimmer, in Richtung des Flures. „Passt auf euch auf, es ist schon ziemlich spät." Wies ich sie auf die unausgesprochenen Gefahren hin, die dort draußen lauern konnten. Meine Villa befand sich zwar weit außerhalb der Stadtmitte, was aber keine Versicherung dafür war, dass sich um diese Zeit keine Psychopathen in der Nähe herumtreiben würden.

Gerade als Amanda nach Tiagos Leine gegriffen hatte, erhob ich mich schlagartig von dem Sofa und bewegte mich mit schnellen Schritten auf sie zu. Das schnelle Aufstehen ließ einen stechenden Schmerz durch meinen Schädel jagen, weshalb ich dabei etwas mein Gesicht verzog. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass ich bei ihrer Wiederkehr bereits zu schlafen versuchte, deshalb musste ich diese so plötzlich aufgekommene Frage schon jetzt an sie richten. Es konnte nicht warten. „Amanda?" Die junge Frau legte Tiago die Leine an und blickte anschließend zu mir. „Erinnerst du dich noch an Luc?"

Ich sah, wie sie erst verwirrt die Stirn runzelte, dann allerdings über meine Frage nachzudenken schien. „Meinst du diesen jungen Mann, der während deines Komas regelmäßig bei dir vorbeigeschaut hat?" Bestätigend nickte ich. Das letzte Mal als ich ihn zu Gesicht bekommen hatte, müsste damals im Krankenhaus gewesen sein. Seitdem war er wie von Erdboden verschluckt, obwohl ich angenommen hatte, dass er irgendwo in der Stadt seinen Wohnsitz haben musste. Vielleicht hatte sich dies aber auch mittlerweile geändert und er wohnte bereits meilenweit entfernt. „Was ist mit ihm? Ich dachte, du hast ihn schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen."

Hier wiegte ich als Antwort lediglich ein wenig den Kopf hin und her. „Damals während meines Komas, scheine ich von ihm geträumt zu haben.. der Mann in diesem Traum, sah ihm jedenfalls sehr ähnlich." Amandas Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Lächeln. „Das ist nicht unwahrscheinlich. Dein Unterbewusstsein hat in dieser Zeit einige Dinge verarbeitet und da du Luc kurz vor deinem Koma begegnet bist, hatte er wohl noch einen großen Teil deiner Gedanken für sich gewonnen." Das erklärte noch immer nicht, weshalb sich alles seit diesem Tag so sonderbar anfühlte. „Warum kommst du gerade jetzt auf ihn zu sprechen?" sie hob fragend die Augenbrauen „Ist es wegen Aiden?"

Dass ich ihr nicht sofort antwortete, sondern einen Moment darüber nachdachte, ließ sie seufzen. „Das war nur ein Traum, Elodie. Ein Konstrukt deiner Fantasie." „Es hat sich aber vollkommen echt angefühlt. So real." Amanda trat ein paar Schritte näher an mich heran und ergriff meine Hände. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie das für dich gewesen sein muss. Daher kann ich dir nur raten, dass du diesen Traum vergisst. Nichts davon hat jemals auf diese Weise so existiert. Auch nicht die Version des Lucs, die du darin erlebt hast. Aiden ist es allerdings. Aiden ist real und er scheint wahrlich Interesse an dir zu haben. Also vergiss diesen Traum von damals."

Natürlich hatte sie recht. Es war sinnfrei, an etwas festzuhalten, was lediglich meinen eigenen Gedanken zu Schulden gekommen war. Die Menschen die ich dort kennengelernt hatte, entsprangen alle lediglich einer Fiktion. Sie waren nicht real. Das würde ich mir zukünftig ins Gedächtnis rufen müssen. Denn dies war auch der Grund, weshalb es mir so wichtig gewesen war, diesen Punkt schon jetzt anzusprechen. Dieser Traum und vor allem die Version von Luc, dem ich darin äußerst nahe gekommen war, hielten meine Zuneigung zu Aiden in Grenzen. Amanda lag richtig, mit dem was sie sagte. Ich durfte nicht zulassen, dass eine nicht existente Person mich daran hinderte, Aiden näher zu kommen.

„Es ist nur.. ich dachte, ich hätte ihn gestern in der Nähe des Clubs für einen kurzen Moment gesehen." Das war die Schlussfolgerung, auf die ich im Nachhinein gekommen war. Dieses angenehme Kribbeln, welches in diesem Moment meinen Körper erfasste, als wir uns versehentlich berührt hatten. Es war nur möglich, dass es sich bei diesem Mann um den Luc aus meinem Traum gehandelt haben musste. Dieses Gefühl kannte ich nur von ihm und er kam mir ohnehin irgendwie bekannt vor. Das Problem war nur, dass dieser Luc doch niemals real gewesen war, wie also war dies möglich? „Elodie?" Die junge Frau riss mich aus meinen Gedanken zurück und betrachtete mich schmunzelnd.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt